Tag des Butterbrots:Ode an die Stulle

Tag des deutschen Butterbrotes 2007

Ein Biss, der glücklich macht: das Butterbrot ist ein Klassiker.

(Foto: dpa)

Das Glück ist eine Scheibe - aus Brot mit Butter. Heute ist Tag des Butterbrots. Höchste Zeit für eine Verneigung.

Von Dorothea Wagner

Butterbrote sind immer für einen da. Sie warten in Brotdosen, bis der Wanderer den perfekten Platz mit Aussicht gefunden hat. Sie liegen im Biergarten neben Obatzdn und Wurstsalat. Und, weil die Liste an Zutaten so kurz ist - Brotscheibe, Butter, eine Prise Salz oder Schnittlauch - finden sich die Grundlagen in jeder Küche.

Das Butterbrot ist eine ehrliche Sache, das macht seinen Zauber aus. Es gibt nicht vor, etwas anderes zu sein als eine tröstende, kalorienhaltige Mahlzeit. Wenn der Wecker zu früh klingelt, die Geschwindigkeit des Internets auf dem Smartphone nach zwei Wochen gedrosselt wird oder man gerade eine Trennung hinter sich hat, hilft kein Canapé mit Lachsmousse. Sondern ein Butterbrot. Mit ihm kann man sich das Leben leichter kauen.

Verdiente Aufmerksamkeit

Das Sprichwort "Alles in Butter" ist eine schöne Möglichkeit zu sagen, dass alles gut ist. Es entstand, weil Menschen früher wertvolles Porzellan vor einem Transport mit flüssiger Butter übergossen. Die ausgehärtete Butter schützte das Geschirr vor Schlägen und Sprüngen. Heute gibt es dafür Luftpolsterfolie. Das Butterbrot bleibt unersetzlich.

Seit 1998 hat es einen eigenen Jahrestag. Womöglich hat ihn die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft deshalb eingeführt, weil sie den Absatz von Brot und Butter steigern wollte. Doch selbst wenn hinter dem Tag nüchternes Kalkül steckt: Das Butterbrot hat diese Aufmerksamkeit verdient.

Von wegen altbacken

Denn es wird zunehmend von trendigen Kreationen verdrängt. Jahrzehntelang zog das Butterbrot seine Daseinsberechtigung aus der deutschen Tradition des Abendbrots. Es ist die Grundlage, auf die man Scheibenkäse legt oder Mortadella. Wobei: So etwas legt sich heutzutage kaum noch jemand auf seine Schnitte. Morgens muss das Butterbrot mit Chia-Pudding konkurrieren, nachmittags mit veganen Falafel-Sandwiches. Im Vergleich wirkt es da natürlich spröde, altbacken und leicht ungesund.

Butterbrot-Esser streichen sich tierische Fette aufs Brot - die Sorte Fett, die keine glänzenden Haare und schimmernde Haut verspricht, sondern ein kleines Bäuchlein und verklebte Blutbahnen. Aber wenn man das Butterbrot wohl dosiert, besser gesagt: die Butter auf dem Brot, ist das nicht weiter schlimm, meint Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: "Das Butterbrot an sich ist nicht verkehrt." Auch wenn Butter nicht gerade gesund sei, sättige das Brot schnell, liefere Mineralien und Ballaststoffe.

Kosenamen für die Stulle

Obwohl das Butterbrot also Rückschläge wegen der starken Konkurrenz einstecken muss, wird es auf lange Sicht nicht verlieren. Das Butterbrot bleibt, die Deutschen mögen es seit Jahrhunderten. Wie eng die Beziehung ist, verraten die Spitznamen, die es in vielen Regionen Deutschlands bekommen hat - eine Aneinanderreihung von Liebkosungen: Im Ruhrgebiet nennen sie es "Kniffte", im Saarland "Butterschmier", im Norden "Stulle", am Niederrhein "Bütterken".

Der Grund für die gute Beziehung zwischen den Deutschen und dem Butterbrot könnte seine Unterlage sein: Die UNESCO hat die deutsche Brotkultur im Jahr 2014 in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

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