T-Shirt zur Fußball-WM:Sexismus-Vorwürfe gegen Adidas

Looking to score

Dieses T-Shirt zur Fußball-WM hat Adidas nach Protest aus Brasilien zurückgezogen.

(Foto: Adidas)

Zuckerhut, Sonne, Bikinimädchen am Strand: Adidas hat zur Fußball-WM ein T-Shirt auf den Markt gebracht, das sämtliche Brasilien-Klischees erfüllt. Nach Meinung der brasilianischen Tourismusbehörde verführt es sogar zum Sextourismus. Inzwischen hat der Sportartikelhersteller reagiert.

Vielleicht liegt es ja nur daran, dass irgendjemand in Herzogenaurach in der Adidas-Zentrale des Englischen nicht restlos mächtig war. Fränkisch und englisch, das geht zuweilen klanglich und vom Vokabular her nicht so richtig zusammen, wie man früher bei Lothar Matthäus hören konnte.

"Looking to score", so lautet der Spruch, der auf ein Adidas-T-Shirt gedruckt ist, das zur Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien vertrieben wurde. Daneben steht eine fröhlich lächelnde, mit üppigen Kurven ausgestattete Brasilianerin im grünen Bikini. Im Hintergrund, ebenfalls in Grün, der von der Sonne beschienene Zuckerhut.

Auf Deutsch bedeutet "looking to score" ungefähr "Ich will punkten" oder "Ich will ein Tor schießen", ein im Zusammenhang mit einer Fußball-WM nachvollziehbarer Wunsch. Und abgesehen davon, dass mit dem T-Shirt so ziemlich jedes Brasilien-Klischee bedient wird, kann "Looking to score" in Bezug auf die junge Brasilianerin noch etwas anderes bedeuten. Das mag zwar in so mancher privaten Situation am Strand ebenfalls nachvollziehbar sein, als Slogan auf dem offiziellen T-Shirt eines Sportartikelherstellers, der einer der Hauptsponsoren der WM ist, sendet es dagegen ein mindestens fragwürdiges Signal.

Dieser Meinung ist jedenfalls das zentrale brasilianische Fremdenverkehrsamt Embratur: Man weise "die Kommerzialisierung von Produkten vehement zurück, die das Bild von Brasilien mit sexuellen Aufrufen verbindet", hieß es in einer Erklärung.

Vier Monate vor der Fußball-WM, die von 12. Juni bis 13. Juli in Brasilien stattfindet, ist das Land besonders bemüht, sein Image als Reiseziel für Sextouristen loszuwerden. Selbst Staatspräsidentin Dilma Rousseff schaltete sich via Twitter in die Debatte an. "Brasilien empfängt gerne Touristen zur WM, ist aber auch bereit, gegen Sextourismus vorzugehen".

Inzwischen hat Adidas reagiert - und den Verkauf des T-Shirts, das nur in den USA erhältlich war, gestoppt. Auch ein zweites, ebenfalls in die Kritik geratenes Motiv werde nicht mehr vertrieben. Dort war neben dem Spruch "I love Brazil" ein Herz zu sehen, das zugleich einen weiblichen Po darstellte.

"Adidas gibt immer sehr genau acht auf die Meinung seiner Konsumenten und Partner und kündigt deshalb an, dass die in Frage stehenden Produkte nicht mehr verkauft werden", teilte das Unternehmen mit.

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