Supermarktregale für Männer:Shoppen, nicht denken

Schnelle Entscheidung, weniger Ausgaben: Männliche Kunden sammeln nicht, sie jagen. Endlose Regale überfordern sie daher. Immer mehr Händler kommen diesem Kaufverhalten mit speziellen Angeboten entgegen.

Violetta Simon

Es soll ja Menschen geben, die genießen es, stundenlang mit Scannerblick zwischen den Gängen eines Riesendiscounters entlangzuschlendern, jeden Artikel unter die Lupe zu nehmen und zu überlegen, ob man dies oder jenes auch noch brauchen könnte. Das sind in der Regel weibliche Kunden. Ein Mann hingegen fühlt sich beim Anblick der meterlangen Regale eher überfordert und entwickelt rasch einen Fluchtreflex. Etwa 80 Prozent der Artikel in einem Supermarkt sind für ihn Ausschussware, wozu also seine Zeit damit verschwenden, die paar Dinge in den endlosen Weiten eines Supermarktes zu orten?

Supermarktregale für Männer: Schnelle Entscheidung, weniger Ausgaben: Der männliche Kunde befindet sich meist auf der Jagd. Ein Männer-Regal kommt diesem Kaufverhalten entgegen.

Schnelle Entscheidung, weniger Ausgaben: Der männliche Kunde befindet sich meist auf der Jagd. Ein Männer-Regal kommt diesem Kaufverhalten entgegen.

(Foto: AP)

Ein New Yorker Lebensmittelladen hat diese Marktlücke erkannt und ein spezielles Regal ausschließlich für männliche Kunden zusammengestellt. Wie die Online-Ausgabe der New York Post berichtet, findet der Mann im Westside Market am Broadway alles, was er nach Meinung des Managements am dringendsten braucht: Bier, Chips, Kondome, Rasierklingen und Grillsoße. "Wenn ein Mann zum Beispiel mit seinen Freunden zu Hause Sport schauen will, muss er nur hier stehen und braucht sich keinen halben Meter zu bewegen", erklärt Supermarktleiter Ian Joskowitz.

Die Idee war den Supermarktbesitzern gekommen, weil einer Studie des Sportportals ESPN zufolge ein gesellschaftlicher Wandel im Kaufverhalten zu beobachten sei: Nahezu ein Drittel der Kundschaft ist inzwischen männlich. Der Konsumforscher Herb Sorensen begründet der US-Webseite KGW gegenüber diesen Wandel mit der Aufweichung des traditionellen Familienmodells: Während 1985 nur 14 Prozent der Männer regelmäßig einen Supermarkt betreten hätten, würden sich inzwischen 31 Prozent um den Einkauf kümmern.

Auf diese Entwicklung reagieren jetzt auch große US-Discounter wie Walmart oder Target, die bestimmte Regale und Gänge speziell für Männer gestalten - eine Maßnahme die nicht zuletzt dem Umsatz zugute kommen dürfte. Tom Gillpatrick, Marketingprofessor aus Portland im US-Staat Oregon, glaubt, dass dieses Angebot dem männlichen Konsumverhalten sehr entgegenkommt: "Männer sind definitiv auf der Jagd. Ihr Auftrag lautet, die Ware zu besorgen und nach Hause zu bringen".

Dabei seien sie motivierter, wenn ein guter Handel in Aussicht stehe. Während Frauen eher auf Marken achten, suchen sie nach Sonderangeboten und Schnäppchen. Laut einer Untersuchung des Marktforschungsinstitutes Nilson geben Männer pro Einkauf im Durchschnitt 34,81 US-Dollar aus - zehn weniger als Frauen. Das liegt vor allem daran, dass sie sich auch nicht so lange damit aufhalten: "Männer geben weniger Geld aus, weil sie weniger Zeit investieren", erklärt Konsumforscher Sorensen.

Im Westside Market in New York sparen sich Männer künftig noch mehr Zeit. Denn zumindest für ihren Bedarf befindet sich alles an einer Stelle: "Da stehen all diese Dinge direkt am Eingang, gleich nebeneinander", sagt Supermarktleiter Joskowitz. Wenn man seinen Mann mit einer großen Einkaufsliste losschickt, sollte man sich allerdings nicht wundern, wenn man nur einen Teil der benötigten Dinge bekommt. Dafür dauert es nicht so lange.

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