Stilkritik zur Spucktüte:Werbung ist zum Kotzen

Stilkritik zur Spucktüte: So sieht die neue Version der Spucktüten aus, mit denen die Fluggesellschaft Air Berlin ihre Maschinen ausstattet.

So sieht die neue Version der Spucktüten aus, mit denen die Fluggesellschaft Air Berlin ihre Maschinen ausstattet.

(Foto: Airberlin)

In den Flugzeugen von Air Berlin gibt es jetzt Spucktüten, auf denen Schauspieler Elyas M'Barek für seinen neuen Film wirbt.

Von Max Scharnigg

Wird sich eigentlich noch übergeben in Flugzeugen? Auf Inlandsflügen gar? Oder hat die Vielfliegerei die Mägen inzwischen so weit abgehärtet, dass die Spucktüten in der Sitzlehne so überkommen sind wie Telefone in Hotelzimmern? Wie auch immer, was so nah vor den Augen der Luftfracht steckt, kann doch Werbeträger sein, dachte sich die im Jugendwahn befindliche Fluglinie Air Berlin und legte eine limitierte Kotztüten-Edition vor.

Dieser Umstand lässt schon erahnen, dass die Flugübelkeit keine große Lobby mehr hat. Wer reihert schon gerne in ein heiteres Sammlerstück? Der Sitzende, der gespannt auf seinen süßen oder salzigen Snack wartet, wird also vom amtierenden deutschen Filmstar Elyas M'Barek angemacht, mit einer Reverenz an seine Film-Zeile "Chantal, heul leiser!", die als Brüller aus "Fack ju Göhte" in den deutschen Aphorismen-Kanon aufgenommen wurde.

Ja, ist lustig. Oder doch zum Kotzen? Egal, die Film-Zielgruppe ist ja wohl auch nicht ganz deckungsgleich mit den Flugpendlern. Aber die haben dafür Kinder, die sich über das bunte Speisackerl freuen werden. Wehe aber dem Erziehungsberechtigten, der daheim gestehen muss, dass er die Trophäe ihrer ursprünglichen Verwendung zuführen musste. Autoritätsverlust forever!

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