Stilblog Modezirkus:Wenn der Badeurlaub ein paar Kilo zu früh kommt

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Einfarbige Hosen wirken oft elegant, aber wer mutiger ist, setzt mit großflächigen Prints Akzente. Hier die impressionistisch angehauchte Variante mit Strandszenen-Illustration.

Hose: Tommy Hilfiger. Waschbrettbauch: jahrelanges Training, Kohlenhydrat-Verzicht und gute Gene.

(Foto: Daniel Hofer)

Exhibitionistisch angehauchte Hipster oder Extremisten in der Tradition von Borat tragen am Strand hautenge Slips. Ganz gewöhnliche Männer sollten im Badeurlaub eine andere Strategie verfolgen.

Von Oliver Klasen

Kann ich das tragen? Wie kombiniert man Animal Print? Und was bedeutet eigentlich Ethno-Look? Im Modezirkus, dem Stilblog auf Süddeutsche.de, greifen wir aktuelle Trends und klassische Fragen zur richtigen Kleiderwahl auf und erklären gemeinsam mit Stilexperten, worauf zu achten und was zu vermeiden ist.

Natürlich gibt es an den Stränden dieser Welt auch Extremisten - in Venice Beach, Kalifornien, in Lacanau Oceán an der französichen Atlantikküste oder am berühmten Surfspot Bondi Beach in Sydney. Diese verkappten Exhibitionisten wollen um jeden Preis herzeigen, was sie haben. Sie wollen die Aufmerksamkeit auf ihren Luxuskörper lenken. Sie tragen hautenge Speedos oder gar nur Mankini, eine Art Penissäckchen.

Jene Extremisten brauchen jetzt im Grunde nicht weiterzulesen, denn was Bademode angeht, ist es ohnehin unwichtig, was sie tragen. Irgendwie sieht es immer gut aus. (Genau wie bei unserem Model übrigens). Die folgenden Tipps von Stilberater Bernhard Roetzel sind aber eher für gewöhnliche Männer gedacht, für Menschen, die "middle of the road" sind, wie der Brite das nennen würde. Menschen, für die der Badeurlaub immer ein paar Kilo zu früh kommt und deren Waschbrettbauch mindestens 50 Fitnessstudio-Besuche entfernt ist.

Da passt es gut, dass der Trend zu luxuriöser, aber dezenter Bademode geht, wie Roetzel erläutert: "Das sind so Luxusgeschichten, die man früher nur aus Capri kannte." Besonderes Design, besondere Farben und ein teurer Markenname, mit diesen drei Grundregeln lasse sich die Entwicklung zusammenfassen. "Gefragt ist nicht mehr so sehr der sportliche Look, sondern ein eleganter Style", sagt Roetzel. Das habe im Juni unter anderem die Pitti Immagine Uomo gezeigt, eine der weltweit wichtigsten Messen für Herrenmode in Florenz.

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Eleganter Stoff, perfekte Länge: Die Luxusvariante der Badehose, kombiniert zu einem Ombre-Poloshirt in Aquatönen.

Hose: Gant; Poloshirt: Tommy Hilfiger

(Foto: Daniel Hofer)

Blautöne, die in allen Variationen die Farben des Meeres widerspiegeln, sind in der Badehosenabteilung, wie in der Mode überhaupt, wieder angesagt. Auch in dieser Saison kann man Aqua-Töne tragen. Es gibt noch einen zweiten Farbtrend, der ebenfalls gut zu einem eleganten und puristischen Erscheinungsbild passt: Sand- und Erdtöne, eventuell mit farblichen Akzenten durch Kordeln und Schnürverschlüsse in kräftigen Farben. Sie haben den Vorteil, dass sie sich - kombiniert mit einem gepflegten T-Shirt - auch abends in der Strandbar tragen lassen.

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Sandfarben und Erdtöne liegen in dieser Saison im Trend, sagt Stilberater Bernhard Roetzel. Damit es nicht zu eintönig wird, sorgt eine neonfarbene Kordel für Kontrast.

Hose: Hugo Boss; T-Shirt: Ben Sherman; Lederband: privat

(Foto: Daniel Hofer)

Wem das alles eine Spur zu bieder ist, für den bieten sich großflächige florale Muster an. Skeptiker mag das zwar an das Haiwaihemd und damit an Jürgen von der Lippe in den Neunzigerjahren erinnern, aber in der umgekehrten Variante - also Haiwaiihose und schlichtes, unifarbenes Shirt, passen Blumenmuster auch in die Zehnerjahre des neuen Jahrhunderts. Eine andere Möglichkeit, am Strand Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sind geometrische Muster wie Streifen und Karos. Auch dazu trägt man einfarbige Oberteile in kräftigen Farben.

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Haiwaii mal andersrum: Florale Muster sollten jetzt mit unifarbenen Shirts kombiniert werden.

Hose: Bogner; T-Shirt: Topshop.

(Foto: Daniel Hofer)

Absehen von den schon genannten Slipformen, die Roetzel höchstens Hipstern in der Tradition des fiktiven kasachischen TV-Reporters und Hobby-Exhibitionisten Borat zugestehen will, gibt es drei Arten der Badehose: Etwa knielange Boardshorts, die ursprünglich vor allem in der Surferszene verbreitet waren und in den vergangenen Jahren seltener anzutreffen waren. Dann die etwas kürzere Boxershort-artige Form und schließlich enganliegende und bis knapp über den Beinansatz reichende Pantys, die auch Trunks genannt werden.

Insgesamt geht die Entwicklung - genau wie bei kurzen Hosen - in Richtung kürzere Formen. "Bis etwa Mitte Oberschenkel ist für erwachsene Männer ideal", sagt Roetzel. "Bei jüngen Männern darf es etwas kürzer und eventuell enger sein. Da sehen auch Trunks gut aus."

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Blau in allen Variationen bleibt in diesem Sommer Bademoden-Trend. Dieses Shirt mit Farbverlauf lässt sich auch abends an der Strandbar tragen.

Badehose: Topshop, Shirt: Tommy Hilfiger.

(Foto: Daniel Hofer)

Die verzeihen allerdings nur geringe körperliche Unzulänglichkeiten - also sagen wir mal grob, einen Rückstand von zehn Fitnessstudio-Besuchen auf den Waschbrettbauch.

Wissen Sie nicht recht, wie mit einem bestimmten Trend umzugehen ist, oder haben eine konkrete Frage? Schreiben Sie uns an leben@sz.de - Betreff: Modezirkus.

Produktionshilfe

Die Fotos in diesem Blog sind mit freundlicher Unterstützung und in den Räumlichkeiten von Oberpollinger München entstanden.

Der Gentleman

Bernhard Roetzel, 48, ist Autor diverser Bücher über den Gentleman und gibt Herren Tipps für die perfekte Garderobe.

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