Stilblog Modezirkus: Hochzeitsgast:Drum prüfe, was im Schrank sich findet

Stilblog Modezirkus: Hochzeitsgast: Ein Outfit fürs Standesamt: Rosafarbener, unterfütterter Satinrock und passende Seidenbluse mit floralem Print. (Rock und Bluse: Ted Baker)

Ein Outfit fürs Standesamt: Rosafarbener, unterfütterter Satinrock und passende Seidenbluse mit floralem Print. (Rock und Bluse: Ted Baker)

(Foto: Daniel Hofer)

Pippa Middleton ist mit ihrem Brautjungfernkleid berühmt geworden - und hat damit alles falsch gemacht. Wie punktet man als weiblicher Gast auf einer Hochzeit mit seinem Outfit, ohne sich in den Mittelpunkt zu drängen? Antworten auf diese und andere Fragen in unserem Stilblog.

Von Jana Stegemann

Kann ich das tragen? Wie sieht die perfekte Jeansjacke aus? Und was genau bedeutet eigentlich Ethno-Look? Im Modezirkus, dem neuen Stilblog auf Süddeutsche.de, greifen wir aktuelle Trends und klassische Fragen zur richtigen Kleiderwahl auf und erklären, worauf zu achten, was zu vermeiden ist.

Am Anfang war das Kleid. Es war aus feinster weißer Seide, hatte eine filigrane Knopfleiste am Rücken, einen tiefen Wasserfallausschnitt und war der Trägerin vom Luxuslabel Alexander McQueen auf den durchtrainierten Leib geschneidert worden. Die Frau, die es am 29. April 2011 in London auf einer Hochzeit trug, wurde damit auf einen Schlag weltberühmt - dabei handelte es sich gar nicht um die Braut, sondern nur um die Brautjungfer.

Die Rede ist natürlich von "Her Royal Hotness" Pippa Middleton. Und von dem Kleid, das sie während der royalen Hochzeit ihrer Schwester Kate mit Prinz William trug. Dem Kleid, das die Boulvardpresse japsen und Männer schwärmen ließ. Wer erinnert sich eigentlich noch an das Kleid der Braut? Eben.

Wie können Hochzeitsgäste den Pippa-Effekt vermeiden? Während Männer mit einem schicken Anzug oder Smoking in den allermeisten Fällen gut beraten sind, ist es für weibliche Hochzeitsgäste bedeutend schwieriger, ein passendes Outfit zu finden.

"Auf keinen Fall der Braut die Show stehlen"

"Das Wichtigste vorneweg: Man sollte auf keinen Fall der Braut die Show stehlen", sagt Stilberaterin Janine Katharina Pötsch. Das fängt schon mit der Farbe an. "Alle Weißtöne sind an diesem Tag der Braut vorbehalten." Dazu zählen auch diverse Champagner-, Eierschale- und Beigevarianten. Schließlich weiß der Gast in den allermeisten Fällen nicht, wofür sich die Braut am Ende entscheidet. Schwarz ist an dem Tag ebenso problematisch, genauso wie alle Knallfarben - leuchtendes Rot oder kreischendes Pink -, die sich zu sehr in den Mittelpunkt drängen.

Stilberaterin Pötsch empfiehlt freundliche, sommerliche Töne wie leichtes Rosa und zartes Lila. Ideal seien auch Koralltöne oder Zitronengelb, weil sie die Trägerin frisch aussehen lassen. "Mit einem eleganten Blumenkleid kann man kaum etwas falsch machen", sagt sie. Wem das zu feminin ist, der ist mit frischen Aquatönen wie Blau, Petrol, Türkis, Smaragd und Jadegrün ebenfalls gut und passend angezogen.

Stilblog Modezirkus: Hochzeitsgast: Es muss nicht immer ein Cocktailkleid sein. Eine Alternative ist zum Beispiel ein edles Pailettentop zu einer schwarzer Zigarettenhose. (Hose: Reiss, Top: Maje)

Es muss nicht immer ein Cocktailkleid sein. Eine Alternative ist zum Beispiel ein edles Pailettentop zu einer schwarzer Zigarettenhose. (Hose: Reiss, Top: Maje)

(Foto: Daniel Hofer)

Fürs Standesamt wählt der weibliche Gast am besten ein klassisches Kostüm oder einen Hosenanzug. Wem das zu festlich ist, der kann auch auf eine schicke Hose und ein edles Oberteil - zum Beispiel aus Seide oder Satin - zurückgreifen. Gerne kombiniert mit schönem Schmuck und hohen Schuhen. Für die kirchliche Trauung eignet sich ein Cocktailkeid besonders gut. Wichtig ist hier jedoch, dass Schultern und ein allzu tiefes Dekolleté mit einem Jäckchen, einem Tuch oder einem Blazer bedeckt sind. Wer sich mit Hut oder Fascinator unsicher fühlt, sollte einfach fragen, ob mehrere weibliche Gäste diesen Kopfschmuck wählen. In der Gruppe ist sowas schließlich weniger auffällig.

Was "Black Tie" und "White Tie" bedeuten

Steht auf der Einladung "Black Tie", wird von den weiblichen Gästen erwartet, dass sie auf der Abendveranstaltung ein bodenlanges Abendkleid tragen (für die Herren gilt dann Smoking, die entspanntere Variante des Fracks). Das Kleid darf zwar schulterfrei sein, sollte jedoch strenggenommen nicht zu sexy aussehen. Fließende Stoffe passen immer. Da an einer solchen Robe viel mehr Stoff dran ist als an einem Cocktailkleid, sollte die Trägerin zurückhaltende Farben auswählen. Besonders gut eignen sich Dunkelblau, Bordeauxrot oder Anthrazit. Selbst Schwarz ist abends wieder erlaubt. Die Trägerin sollte es mit Accessoires und Schmuck aber nicht übertreiben. "Maximal drei Schmuckstücke", rät Stilberaterin Pötsch.

Den Dresscode "White Tie" werden Normalsterbliche auf einer Einladung wohl nie zu lesen bekommen. Er gilt bei Staatsbanketten und Hochzeiten europäischer Königshäuser, dem legendären Rosenball in Monaco oder auf Elton Johns Tiara-Ball. Dann sollten Männern zum Frack und Frauen zur ganz großen Robe greifen.

Am schwierigsten ist die richtige Kleiderwahl, wenn auf der Einladung keine Hinweise auf den Dresscode zu finden sind. Wer sicher gehen will, fragt bei Freunden, die ebenfalls eingeladen sind, oder beim Brautpaar direkt nach. Bei einer unkonventionellen Hochzeit in einer außergewöhnlichen Location ist selbstverständlich andere Kleidung notwendig als auf einer klassischen Feier.

Peinlichkeiten vermeiden

Stilblog Modezirkus: Hochzeitsgast: Es muss nicht immer lang sein. Ist der Dresscode nicht zu streng, passt für eine Sommerhochzeit auch ein hochgeschlossenes, kurzes Kleid. (Kleid: Sandro Paris)

Es muss nicht immer lang sein. Ist der Dresscode nicht zu streng, passt für eine Sommerhochzeit auch ein hochgeschlossenes, kurzes Kleid. (Kleid: Sandro Paris)

(Foto: Daniel Hofer)

Wenn auf der Einladung nichts zum Dresscode steht, kann die Location gute Hinweise auf den Rahmen geben. Findet die Feier auf einem Schloss statt oder auf auf dem Land? Legt das Brautpaar viel Wert auf Tradition oder wünscht es sich eine entspannte, ungezwungene Feier? Sind 50 oder 150 Gäste eingeladen? Und natürlich sollte man immer Rücksicht auf die Vorlieben des Brautpaares nehmen. Die Braut wünscht sich, dass alle in Pailettenkleidern zum Ball kommen? Keine Widerrede, ab in den Glitzerfummel - auch wenn das gegen die Etikette verstößt. Der Bräutigam fordert alle Gäste auf, Türkis oder Tierkostüme zu tragen? Hey, diese Leute heiraten doch hoffentlich nur einmal im Leben. Also Augen zu und Pandamaske auf.

Der perfekte Plan für die Trauzeugin ist übrigens: Das Outfit analog zu Blumen- und Schmuckfarben der Hochzeit abstimmen. Ähnliche Materialfarben wie die Braut aufgreifen. Einen nicht zu dünnen und legeren Stoff auswählen. "Das Kleid der Trauzeugin darf ruhig das zweitschönste Kleid des Tages sein", sagt Stilberaterin Pötsch. Das hat Pippa Middleton sich mittlerweile hoffentlich gemerkt. Dennoch dürfte spannend werden, in welchem Outfit Herzogin Catherine einmal der Hochzeit ihrer Schwester beiwohnen wird.

Die Stilberaterin
Personal Shopperin Janine Katharina Pötsch Mode Shopping

Janine Katharina Pötsch, 35, berät ihre Kunden in Stil- und Kniggefragen. Im "Modezirkus" gibt sie Tipps für die perfekte Kleiderwahl.

Wissen auch Sie nicht recht, wie mit einem bestimmten Trend umzugehen ist oder haben eine konkrete Frage? Schreiben Sie uns an leben@sz.de - Betreff: Modezirkus.

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