Statussymbole:Worauf selbst Millionäre warten müssen

Millionäre können alles haben? Vielleicht. Wahre Statussymbole sind allerdings so knapp, dass es auch für Menschen mit viel Geld heißt: Bitte hinten anstellen! Zehn Mal exklusives Warten.

Von Lisa Frieda Cossham

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(Foto: Florian Peljak)

Der Schrebergarten Wartezeit: sieben Jahre Das kostet es: 340 bis 400 Euro im Jahr So viele gibt es: 231 321 Menschen warten darauf, eine Parzelle der Berliner Gartenkolonie Johannisberg in Wilmersdorf zu pachten. So viele Parzellen hat Johannisberg gar nicht. Deshalb dauert es Jahre, bis die gestressten Hauptstädter endlich an ihren Minigarten kommen, der perfekt zwischen Zehlendorf, Schöneberg und Friedenau liegt. Seit 2005 ist die Nachfrage stark gestiegen, vor allem Familien sind unter den Bewerbern. Manche muss der Vorsitzende Peter Biastock ablehnen, damit die Durchmischung der Kleingärtner im grünen Bereich bleibt. Soll ja alles stimmig sein in der wohl begehrtesten Kolonie Berlins. Deswegen sind die Lauben auch immer noch einfache Konstruktionen, wie es das Bundeskleingartengesetz vorschreibt. Wer eine ergattert hat, zahlt 5000 Euro Ablöse und bis zu 400 Euro Pachtgebühr im Jahr. Foto: Schrebergarten in München-Pasing

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(Foto: REUTERS)

Der Weltraumflug Wartezeit: unbestimmt Das kostet es: 250 000 US-Dollar So viele gibt es: noch keinen Wer mit Prominenten wie Leonardo DiCaprio oder Justin Bieber auf einer Warteliste stehen will, sollte dem Raumfahrt-Unternehmen Virgin Galactic schreiben. Dort kann man sich für 250 000 US-Dollar einkaufen und zusammen mit weiteren 700 Hobbyastronauten darauf hoffen, dass es endlich losgeht. Wann der erste kommerzielle Flug ins All starten wird, ist unsicher: Seit im Oktober das Spaceship Two bei einem Testflug über der Mojave-Wüste in Kalifornien zerbrach, ist das Unternehmen des britischen Milliardärs Richard Branson vorsichtig mit seinen Prognosen. Aber, so viel ist sicher, das Nachfolgemodell der Spaceship Two ist bereits zu 90 Prozent fertig. Nun stehen noch ein paar Tests aus. Sobald die Maschine startklar ist, will Virgin Galactic 500 Passagiere pro Jahr ins All fliegen. Wer sich also heute auf der Seite virgingalactic.com registriert, hat die Chance, zu den Weltraumtouristen der ersten zwei Jahre zu gehören. Voraussetzungen dafür sind ein guter Allgemeinzustand und ein dreitägiges Training. Der Flug dauert dann 120 Minuten, schwerelos sind davon nur sechs.

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(Foto: oh)

Die neue Nase Wartezeit: ein Jahr Das kostet es: 8000 Euro So viele gibt es: Tausende Sich immer an die eigene Nase zu fassen, macht nicht jedem Spaß. Wer deshalb eine neue möchte, kann sich an den Schönheitschirurgen Werner Mang und sein Team von der Bodenseeklinik wenden und einen Termin vereinbaren, Wartezeit bei dem bekannten Experten: ein Jahr. In der Zeit kann man überlegen, wie die Nase aussehen soll, der Chef überprüft dann, ob das Wunschmodell technisch machbar und zum größeren Ganzen passt, sich also irgendwie harmonisch ins Gesicht fügt. Die Operation dauert ungefähr eine Stunde, der Schönheitschirurg hat diese Operation schon sehr oft durchgeführt oder durchführen lassen. Es soll Leute geben, die es kaum mehr erwarten können, bei "Nasen-Mang" unters Messer zu dürfen. Aber immer der Reihe nach: Nur Notfälle, also Unfallopfer, werden sofort vorgezogen.

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(Foto: Florian Peljak)

Das Premieren-Abo Wartezeit: fünf bis zehn Jahre Das kostet es: 234 bis 864 Euro im Jahr So viele gibt es: circa 370 Plätze Bei der Premiere ist der Saal garantiert voll, für einen Abend wird das Nationaltheater dann wieder zu einem Ort, an dem man sehen und gesehen werden will. Das funktioniert nirgends besser als in der Bayerischen Staatsoper. Klar, dass die Klassikfreunde alle gerne dabei wären - vor allem, wenn dann auch noch Operngötter wie Jonas Kaufmann singen. Die durchschnittliche Wartezeit auf ein Premiere-Abonnement (eigentlich: Neuproduktions-Abo) beträgt bis zu zehn Jahren. Weitergereicht werden kann so ein Abo nicht, auch nicht innerhalb der Familie. Ausnahmen gibt es keine, Ausnahme ist schon die Premiere selbst. Kleiner Trost für alle Wartenden: So ein Abo ist immer noch günstiger und aussichtsreicher als eine Jahreskarte beim FC Bayern.

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(Foto: Hermès)

Die Birkin Bag Wartezeit: sechs Monate bis sechs Jahre Das kostet es: 8 000 bis 25 000 Euro So viele gibt es: immer zu wenig Die Birkin Bag von Hermès ist keine Handtasche, auf die man mit dem Finger zeigt und die man wenig später aus der Boutique trägt. So ein Statussymbol verlangt größeren Einsatz, man sollte sich beraten lassen. Leder und Farbe wählen. Und dann warten. Bis das Leder gegerbt ist, vergeht schon mal ein halbes Jahr. Und wenn man sich ausgerechnet für einen Grauton entschieden hat, womöglich in Größe 35 mit silberfarbenen Beschlägen, dann kann es ein paar Jahre dauern, bis man die Tasche in den Händen hält. Sie wird von Hand gefertigt, von Sattlern und Täschnern in der Rue du Faubourg Saint Honoré in Paris. Das Design verdanken wir der Legende nach Jane Birkin. Sie flog in den Achtzigerjahren von Paris nach London und saß neben Jean-Louis Dumas, damals Geschäftsführer von Hermès. Birkin riss der Träger der Tasche, und Dumas, ganz Franzose, sprang auf und half der Schauspielerin, den Inhalt einzusammeln. Dabei sagte Jane Birkin, sie suche eine größere Tasche und erklärte, wie die aussehen solle. Dumas kritzelte dann den ersten Entwurf der Birkin Bag auf eine Serviette.

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(Foto: AFP)

Die Geige Wartezeit: vier Jahre Das kostet es: bis zu 122 600 Euro So viele gibt es: 220 Der Amerikaner Sam Zygmuntowicz ist ein Instrumentenbauer, der mehr forscht und hört als andere und längst begriffen hat, dass die Nachbildungen der alten Meister mehr leisten können als mittelmäßige Originalinstrumente. Deshalb kopiert Zygmuntowicz jahrhundertealte Geigen, und das ziemlich erfolgreich. 1994 hat er eine Guarneri nachgebaut für den inzwischen verstorbenen Geiger Isaac Stern. 2003 wurde das Instrument für den höchsten Preis versteigert, der je für das Instrument eines lebenden Erbauers gezahlt wurde. Also will jeder, der etwas auf sich hält, sein Kunde werden. Aber der 48-jährige Sam Zygmuntowicz wählt sorgsam aus. In seine Werkstatt in Brooklyn kommen Solisten, Konzertmeister und Stars wie Cho Liang, Maxim Vengerov und Joshua Bell, um sich zwischen alten Möbeln und schweren Vorhängen ein Instrument zu kaufen oder das eigene reparieren zu lassen. Zugegeben, die Aufnahmebedingungen sind hart. Aber wer einmal auf der Liste steht, kann sich sicher sein, dass es gerecht zugeht. Foto: Auf dieser Original-Guarneri spielte einst Niccolò Paganini.

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(Foto: WOR)

Der Liegeplatz Wartezeit: bis zu 15 Jahre Das kostet es: 450 bis 4 000 Euro im Jahr So viele gibt es: 2365 Wer am Starnberger See einen Liegeplatz für sein Boot sucht, braucht Glück und vor allem Geduld. Es gibt nur 2365 Plätze und Bojen, genauso viele wie zugelassene Segelboote. Deshalb zahlt man etwa in der Bernrieder Marina schon mal bis zu 4000 Euro im Jahr für einen Liegeplatz, während der Bootsbauer Ernst Simmerding seine Bojen nur an Leute vermietet, die ihm auch ein Boot abkaufen (inzwischen auch bei Privatleuten ein beliebter Deal). Günstiger ist das Geschäft mit der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung, jede ihrer 1200 Bojen kostet nur 450 Euro im Jahr plus Mehrwertsteuer. Aber so eine Boje wollen viele, es stehen 1600 Menschen auf der Warteliste. Wer sich heute anmeldet, muss 15 Jahre warten.

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(Foto: dpa)

Der Tesla Model X So lange dauert es: ein Jahr Das kostet es: ab circa 80 000 Euro So viele gibt es: wird nicht verraten Weltweit haben 20 000 Menschen das Elektroauto Model X vorbestellt und mit jeweils 4000 Euro angezahlt. Ein Erfolg für das kleine amerikanische Unternehmen Tesla Motors. Dass sich so viele Menschen für das Elektroauto interessieren, mag daran liegen, dass es nicht nach einem aussieht: ein eleganter SUV mit Platz für sieben Personen, der angeblich nur alle 480 Kilometer ans Netz muss. Der Einstiegspreis liegt bei 80 000 Euro, mit gehobener Ausstattung kann das Model X mehr als 130 000 Euro kosten. Auf teslamotors.com kann man sich registrieren, ausgeliefert wird vermutlich Anfang 2016.

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(Foto: Florian Peljak)

Die IWC Wartezeit: ein Jahr Das kostet es: circa 616 000 Euro So viele gibt es: fünf bis zehn pro Jahr Zehn Jahre haben Ingenieure, Uhrenmacher und Forscher gebraucht, um die Sidérale Scafusia für das Haus IWC Schaffhausen zu entwickeln. Allein in dem mechanischen Handaufzugskaliber stecken 500 Einzelteile, die von Hand zusammengesetzt werden. Das Ziffernblatt zeigt die Stern- und Sonnenzeit: Die Sonnenzeit ist die Zeit, nach der wir uns richten, die Sternenzeit weicht vier Minuten ab. Sie soll helfen, nachts denselben Stern in derselben Position zu orten, falls das mal nötig sein sollte. Auf der Rückseite der Uhr ist eine Sternenkarte mit 500 Sternenbildern, berechnet für den Ort, den der Besitzer wählt. Foto: Peter Maffay nimmt seine IWC-Uhr in jeden Urlaub mit

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(Foto: Getty Images)

Die Privatclub-Mitgliedschaft Wartezeit: 18 Monate Das kostet es: 350 Pfund (18-25 Jahre), 1250 Pfund (ab 30 Jahre) So viele gibt es: circa 9000 Sogar die Queen war 2003 mal im Annabel's in London. Es war ihr bisher einziger Besuch eines Nightclubs, sie trank einen Gin Martini und ging wieder. So wie vor ihr Lady Diana, Frank Sinatra, Diana Ross, Kate Moss, Elizabeth Taylor und George Hamilton. Das Annabel's gibt es seit 52 Jahren, es ist einer der berühmtesten Privatclubs, in 44 Berkeley Square, Mayfair, London. Zutritt haben nur Mitglieder, die sich an die 46 Hausregeln halten (keine Handys!) und den Dresscode befolgen (Abendgarderobe, die Herren Jacketts, die sie bitte anbehalten). Bewerber müssen von zwei Mitgliedern empfohlen werden und - warten, warten .

© SZ vom 21.3.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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