Das Versprechen: Das eigene Wohnzimmer wird zum Laufsteg. Der Einsatz: ein paar Klicks (und einige Euros).
Dass Einkaufen so einfach sein kann, damit werben Online-Shops mit angeschlossener Stilberatung, die sich ganz dem Klischeebild des modernen Mannes widmen. Klischee eins: Der moderne Mann geht ungern shoppen. Klischee zwei: Wenn der moderne Mann einmal shoppen geht, stellt er sich ein unmögliches Outfit zusammen. Er hat also, Klischee drei, ohnehin keine Ahnung von dem, was ihm steht.
Weil die Online-Stilberatungen davon ausgehen, dass mindestens eines dieser Klischees stimmt, versprechen sie Abhilfe. Curated Shopping heißt das in der Fachsprache, wenn Internethändler nicht nur ein Hemd oder Schuhe verschicken, sondern gleich ein ganzes Outfit, das angeblich individuell auf den Kunden abgestimmt ist. Das ist nicht gerade billig, aber es spart Zeit und am Ende steht der moderne Mann in Klamotten da, die er sich genau so zusammengestellt hätte, wenn er denn wüsste, was ihm steht.
Aber wissen andere wirklich besser, in was man gut aussieht? Wir haben uns von fünf Online-Läden Outfits zuschicken lassen und diese mit einer Designerin bewertet. Die Vorgaben waren immer gleich: ein Business-Casual-Look, alles im Slim-fit-Schnitt, dezente Farben (kein Gelb oder Orange), mittlere Preisklasse. Okay wären demnach Chinos, Krawatten, Einstecktücher. Nicht okay wären hingegen grobkarierte Hemden, rosa Hemden, großflächige Aufdrucke, Turnschuhe zur Anzughose. Alles andere ist ganz der Fantasie der Online-Berater überlassen geblieben. Sollte also nicht so schwer sein, sich auf dem Laufsteg im eigenen Wohnzimmer nicht zu blamieren. Oder?
