Schuhe mit auswechselbaren Absätzen:Klick, klack, Absatz ab

Schuhe mit auswechselbaren Absätzen: Mime et Moi - das blaue Modell.

Mime et Moi - das blaue Modell.

(Foto: Jessy Asmus/SZ)

Der Traum vieler Frauen: High Heels, die sich mit einem Griff in flache Schuhe verwandeln. Unsere Autorin hat sie getestet - und festgestellt, dass Absatzhöhe nicht das Einzige ist, was Schuhe bequem macht.

Von Barbara Vorsamer

Dinkelsbühl ist ein kitschiges Paradies aus Fachwerkhäusern - und eine Hölle für High Heel-Trägerinnen. In der mittelfränkischen Kleinstadt ist überall Kopfsteinpflaster. Die Dinkelsbühler, die mich an diesem Samstagabend auf meinen Zehn-Zentimeter-Stilettos durch den Ort wackeln sehen, müssen mich daher für wahnsinnig halten. Ich möchte ihnen allen zurufen: Ich mache das hier nicht zum Spaß!

Das Besondere an meinen kobaltblauen Stilettos ist nämlich, dass sie mit fünf verschiedenen Absätzen kommen: je einen Blockabsatz mit zehn und fünf Zentimetern, je einen Pfennigabsatz in denselben Höhen und einen flachen Absatz. Auf der Hochzeit einer Freundin will ich sie ausprobieren. Ich will wissen: Halten die Schuhe das Versprechen, dass man mit ihnen bis in den Morgen tanzen kann - ohne Schmerzen und ohne sich irgendwann mit dem obligatorischen Zweitpaar ausgelatscher Ballerina das Outfit ruinieren zu müssen?

So einfach wie Schuhe anziehen

Aber erstmal muss ich dort ankommen. Zwischen mir und dem Fest liegen 600 Meter Kopfsteinpflaster und ich habe mir fest vorgenommen, es so lange wie möglich auf zehn Zentimetern Höhe auszuhalten. Doch auf halbem Wege frage ich mich: Warum eigentlich? Ich habe den flachen Absatz doch in der Handtasche.

Klick, klack, Absatz ab. Der Wechsel der Absätze ist so einfach wie die Schnalle am Knöchel zu schließen und auch machbar, wenn man auf einem Bein balanciert und nur eine Hand frei hat. Idiotinnensicher. Fünf Minuten später bin ich da und wachse erst zum Sektempfang wieder einige Zentimeter.

Die Schuhe erregen Aufmerksamkeit, nicht nur, weil ich die Absätze wechsle. Das fällt niemandem auf, dem ich es nicht erzähle. Doch das krasse Blau und der glänzende Blockabsatz sind ein Hingucker.

Wer nicht ganz genau hinschaut, glaubt, dass es Lackleder ist. In Wirklichkeit sind die Absätze hartes Plastik. Das macht sie sehr stabil, auch die Scharniere, mit denen die Absätze hin- und weggeklickt werden, sehen eher nach einer Maschine aus als nach einem Accessoire. Aber die sieht ja keiner, sobald wieder ein Absatz dran ist. In der recht dicken und damit einigermaßen bequemen Sohle verbirgt sich ein ausgeklügeltes Schienensystem, mit dessen Hilfe sich Biegung und Form des Schuhs der jeweiligen Absatzhöhe automatisch anpassen.

Den Schuh hat ein Ingenieur erfunden

Dass das alles eher an Technik denn an Mode erinnert, ist kein Zufall: Erfunden hat die sogenannte Flexheel-Sohle der Maschinenbau-Ingenieur Christian Huber aus München, dessen Freundin beim Ausgehen über wehe Füße jammerte. Huber tüftelte jahrelang an der perfekten Technologie.

Mit Hilfe von Freunden und einem Gründerstipendium ist inzwischen die Marke "Mime et Moi" entstanden und den Flexheel gibt es in verschiedenen Farben und Größen - allerdings nur als Sandale in den Größen 37 bis 40. Am Anfang gab es sogar nur die Größen 38 und 39, weil das mit der Flexsohle derart kompliziert ist, dass es nicht damit getan ist, den Schuh einfach einen Zentimeter länger zu machen. Die ganze Konstruktion muss neu entwickeltn werden. Bei anderen Schuharten müsste sich zudem nicht nur die Sohle, sondern auch das Obermaterial den verschiedenen Absatzhöhen anpassen, dafür gibt es bislang keine Lösung.

Mir macht das nichts, ich teste im August. Bei 36 Grad sind die offenen Sandalen mit den schmalen Riemchen um den Knöchel und dem ebenso schmalen Velourlederband um die Zehen genau das Richtige. Den Sektempfang überlebe ich mit der ganz hohen Variante, dann fängt das vordere Riemchen an zu schmerzen und ich nehme mit dem Wechsel auf den mittelhohen Absatz etwas Druck raus.

Als der sich später in die weiche Wiese bohrt - ein klassisches Problem, wenn Hochzeitsfotos im Grünen gemacht werden sollen - mache ich wieder Klick, Klack und habe das Problem nicht mehr. Noch später wechsle ich dann endgültig auf die flache Variante, denn mir schmerzen die Füße.

Der Flexheel ist nur Teil der Lösung

Natürlich sind die Schuhe in flach nicht ganz so elegant. Doch die grundsätzliche Gleichung "hoher Absatz = elegant" und "flacher Absatz = leger" hat nicht Mime et moi erfunden, das ist die allgemeine Wahrnehmung und schließlich der Grund, warum so viele Frauen Feste mit High Heels am Fuß und einem Zweitpaar in der Handtasche besuchen.

Ich habe mein erprobtes Paar Ballerina auch diesmal dabei, denn mein hundertprozentiges Vertrauen genießen die Flexheels noch nicht. Kurz nach Mitternacht bin ich froh darüber. Nach mehreren Stunden Stehen, Tanzen und Gehen in der blauen Sandalette brennt die Haut unter dem Zehenriemchen auch mit der flachsten Absatzvariation.

Keine Überraschung, eigentlich: Jedes Paar eleganter Schuhe, dass ich jemals besessen und getragen habe, zwickt an irgendeiner Stelle. Den ganzen Tag mit nackten Füßen, das geht schmerzfrei doch nur in Birkenstocks. Hohe Absätze sind dabei nur ein Teil des Problem - und der auswechselbare Absatz damit nur ein Teil der Lösung.

Hinweis der Redaktion: Das vorgestellte Produkt wurde der Redaktion vom Hersteller zu Testzwecken leihweise zur Verfügung gestellt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: