Prinzessin Diana:Wie Diana mit ihrer Kleidung Politik betrieb

Manchmal offensichtlich, oft subtil. Eine Ausstellung zum 20. Todestag zeigt eine Auswahl von Dianas Kleidern. Besonders interessant ist aber, was im Kensington-Palast nicht gezeigt wird.

Von Claudia Fromme

10 Bilder

22 02 2017 London United Kingdom Princess Diana Her Fashion Story New Fashion exhibition open

Quelle: imago/i Images

1 / 10

Besonders interessant an einer Ausstellung ist, was dort nicht gezeigt wird. Im Kensington Palast in London läuft seit Freitag die Schau "Diana. Her Fashion Story", die vorstellt, wie sich die Garderobe der Prinzessin gewandelt hat, von den Rüschenblusen der frühen Tage bis zu den kühlen Designerroben der späten.

Was nicht zu sehen ist: die berühmten grünen Gummistiefel von Hunter, die sie oft auf Schloss Balmoral trug. Oder der geblümte Sommerrock, den sie vor ihrer Verlobung mit Prinz Charles ausführte, und der im Gegenlicht durchsichtig war, was Monarchisten aufstieß. Und definitiv nicht in der Schau: das schulterfreie schwarze Kleid mit gewagter Knielinie der Designerin Christina Stambolian, das der britische Boulevard bis heute als revenge dress führt, und von dem Klatschhistoriker sagen, es sei Dianas wichtigstes Kleid gewesen.

Diana At Serpentine

Quelle: Hulton Royals Collection/Getty I

2 / 10

Das Rachekleid trug Diana 1994 bei einem Empfang in der Serpentine Gallery in London, während im Fernsehen Charles in der berühmten Dokumentation von Jonathan Dimbleby seine Affäre mit Camilla Parker Bowles gestand. Der Plauderton des Thronfolgers im TV war eine öffentliche Demütigung für seine Frau Diana. Oder besser: hätte es sein können. Denn tags drauf wurde Charles PR-Beichte zwar erwähnt, auf den Titeln der Zeitungen aber war Di mit dem Ich-spiele-hier-sicher-nicht-das-Opfer-Kleid zu sehen. Eat this, Charles!

Als sich die Ü-Wagen der britischen Sender in der vergangenen Woche vor dem Palast aufbauen, um eilends zu berichten, welche 25 Roben drinnen präsentiert werden, fehlt das Kleid, natürlich. Kuratorin Eleri Lynn lächelt sehr höflich, wenn man sie danach fragt. Wohl auch, weil sich die Frage an diesem Ort erübrigt: Ein Gossip-Gewand wäre ein Affront für den aktuellen Bewohner des Kensington Palasts: Prinz William, Sohn von Diana und Charles.

Und doch zieht sich das infame Kleid mit den seltsam verrutschten Proportionen als Leitgedanke durch die ganze Ausstellung: Diana betrieb mit ihrer Kleidung Politik, ihre Erscheinung war ein Statement. Manchmal offensichtlich, oft subtil. "Welche Botschaft sende ich aus, wenn ich das trage?", fragte sie den britischen Designer Jasper Conran, wenn er Maß nahm für ein Kleid.

Diana Versace Suit

Quelle: Tim Graham Photo Library/Getty I

3 / 10

"Bei Prinzessin Diana gab es keinen Zufall", sagt Eleri Lynn. Sie habe immer an den Details ihrer Erscheinung gearbeitet. Als erster britischer Royal habe sie bewusst die Handschuhe abgelegt. "Sie wollte die Menschen anrühren, ihnen ohne Schranken begegnen." Man kann sich das heute kaum vorstellen, aber als Diana 1991 einem Aidskranken die bare Hand gab, waren das weltweit breaking news. Sie verbannte ebenso große Hüte. "Sonst kann ich unmöglich ein Kind umarmen", sagte sie. Diana trug blumige Kleider in starken Farben, oft von David Sassoon, wenn sie die Kranken und Schwachen besuchte, damit die sich trotz ihrer Entourage wohlfühlten. Diana nannte sie: "caring dresses". Kümmerkleider.

Nur zur aktuellen Berichterstattung der Ausstellung Diana - her fashion story im Kensington Palace

Quelle: SWNS.com

4 / 10

Kein Royal vor Diana wurde derart oft fotografiert, kein Royal vor ihr war ständiger Gegenstand der bunten Presse. "Anders als andere junge Frauen konnte sich Diana nie unentdeckt modisch ausprobieren", erklärt Eleri Lynn. Die Prinzessin habe die Kommentare immer sehr aufmerksam studiert: Wenn die Yellowpress den Daumen senkte, verbannte Diana die kritisierte Kleidung. Stellvertretend für ihre Missgriffe findet sich in London ein überdimensioniertes türkisfarbenes Kostüm mit großen Karos von Catherine Walker aus dem Jahr 1985. Der Boulevard nannte es: Wolldecke.

Nur zur aktuellen Berichterstattung der Ausstellung Diana - her fashion story im Kensington Palace

Quelle: SWNS.com

5 / 10

Die kleine, aber sorgsam kuratierte Ausstellung, die zwei Jahre läuft, zeigt die modische Evolution der Prinzessin. Zu sehen sind 25 Exponate, vor allem Abendkleider, aus den Jahren 1979 bis 1997. Sie startet mit einem hellblauen, schulterfreien Kleid mit Tüllschleier und Rüschenborte, das Diana 1979 als Debütantin auf einem Ball trug. Auch wenn die junge Frau aus hochadeligem Haushalt in ihrer Jugend nur drei Abendkleider besaß, bewies sie Geschmack: Das Kleid stammt von Regamus, der in den Siebzigerjahren der bevorzugte Designer junger Aristokratinnen war. Das Kleid wird flankiert von Chiffonkleidern in Pastell von Catherine Walker, vom Spitzendress von Bruce Oldfield. Es ist die Phase der "Shy Di", verewigt im Porträt, das Lord Snowdon 1981 vor der Verlobung von ihr fotografierte. Sie trägt darauf eine lachsfarbene Bluse mit Rüschenkragen und Seidenschluppe des jungen Designerduos Emanuel, das auch ihr sehr rüschiges Brautkleid fertigte. In London stehen die Besucher lange vor diesem Exponat, sie versenken sich darin, diskutieren die Bluse, als handele es sich dabei um einen unentdeckten Vermeer.

Mar 13 2006 PRINCESS DIANA A4388 1989 DAVE CHANCELLOR PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY ZUMAg

Quelle: imago/ZUMA Press

6 / 10

Die Powermode der mittleren und späten Achtziger löste die Romantik ab, breite Schultern, asymmetrische Linien. Catherine Walker, zu dem Zeitpunkt längst die bevorzugte Designerin Dianas, schneiderte ihr Uniformen mit Goldstickereien und Admiralsknöpfen für den Tag, abends wählte die Prinzessin ähnliche Theatralik, etwa mit dem Flamencokleid von Murray Arbeid, das sie 1987 bei einem Besuch in Spanien trug, was zeigt, dass Diana bei der Kleiderwahl stets auch den Ort im Blick hatte. Das Kleid, oben schwarz, unten rot mit weitem Tüllrock, kombinierte sie mit einem roten und einem schwarzen Handschuh, was heute fast clownesk wirkt.

July 15 2013 Washington DC United States of America Diana Princess of Wales dances with acto

Quelle: imago

7 / 10

Zurückhaltend dagegen ist das nachtblaue Samtkleid von Victor Edelstein, zu dem sie ihren bevorzugten Choker aus Perlen und Saphir trug. Berühmt wurde es, als Nancy Reagan Diana 1985 beim Staatsdinner im Weißen Haus einen Schubs in Richtung John Travolta gab, der auch da war. Schon tanzten sie, der Star aus "Saturday Night Fever" und die bildhübsche Prinzessin aus London. Die Bilder gingen um die Welt, das Travolta-Kleid wurde 2013 für 240 000 Pfund versteigert.

Diana At Serpentine Catherine Walker Dress

Quelle: Tim Graham Photo Library/Getty I

8 / 10

In den Neunzigern klärte Diana ihren Kleiderschrank von Power, Rüschen und Glamour, setzte auf schlichte Abendkleider, auf die kurze Form mit sanftem floralen Design und Perlenstickerei. Aus der "Shy Di" war "Dynasty Di" geworden, die selbstbewusste Frau mit entsprechender Garderobe. Nach ihrer Scheidung vom Thronfolger im Jahr 1996 war sie sehr viel freier in der Wahl ihrer Kleider, sie musste nun nicht mehr nur britische Designer tragen, zeigte sich in Versace, Dior und Chanel. Treu blieb sie der britischen Designerin Catherine Walker, sie trug ihre Roben, als Mario Testino sie wenige Monate vor ihrem Tod im August 1997 fotografierte.

170222 LONDON Feb 22 2017 A 1986 Catherine Walker Green sequined evening dress worn on an

Quelle: imago/Xinhua

9 / 10

Dass die Vorarbeiten für die Schau mehr als zwei Jahre gedauert haben, hat auch damit zu tun, dass sich viele der markanten Kleider nicht mehr im Besitz des königlichen Haushalts befinden und ihr Verbleib aufwendig recherchiert werden musste. Diana ließ 1997 für wohltätige Zwecke 79 Kleider versteigern, darunter einige ihrer berühmtesten Roben. Es war ein Befreiungsschlag für eine Frau, die sich endgültig vom Diktat der Krone befreien wollte - und die Designer bis heute beeinflusst. "Ist Diana die Muse für die Schauen zum Frühjahr 2017?", fragte die Vogue, und stellt Designer bei den Fashion Weeks in New York und London vor, die Diana zitieren. Brandon Maxwell etwa mit der herzförmigen Korsage eines Abendkleids, Ryan Roche mit hochgeschlossenen Spitzenblusen und Johnny Coca für Mulberry mit einem Schürzenkleid aus Karostoff mit Rüschen.

Es mutet befremdlich an, zum 20. Todesjahr Dianas eine Schau in einem königlichen Palast zu veranstalten, die so etwas Oberflächliches wie Kleidung zum Gegenstand hat. Eine Schau zu einer Frau, die ihr Leben mit 36 Jahren verlor, weil sie von Hütern der Oberflächlichkeit, den Paparazzi, in Paris zu Tode gejagt wurde - auch, weil sie eine Modeikone war. Und es ist eine Ausstellung, die im Titel dem Bestseller von Andrew Morton ähnelt, der mit "Diana. Her True Story" Boulevardmillionen verdiente.

Nur zur aktuellen Berichterstattung der Ausstellung Diana - her fashion story im Kensington Palace

Quelle: Richard Lea-Hair

10 / 10

Die Kuratorin Eleri Lynn versteht die Kritik, sagt aber, dass es bei Diana nie allein um Mode gegangen sei. "Ich bin kein Kostümständer", habe sie gesagt. Es sei der Prinzessin immer darum gegangen, dass sie eine Botschafterin ihres Volkes ist und hart dafür arbeitet. "Bei Diana ist es das Gesamtpaket, ihr Charme, ihr Humor." Erst dadurch sei sie zur Ikone geworden, die vor allem dafür bewundert wird, dass sie auch im Palast immer ein Mensch geblieben ist.

Es zerreißt einem das Herz, wenn man die hinteren Räume der Schau in Kensington erreicht. Dort ist ein flaschengrünes Samtkleid von Victor Edelstein ausgestellt. Auf Kniehöhe ist es mit runden Flecken übersät. Es sind die Fingerabdrücke der kleinen Prinzen, William und Harry.

© SZ vom 25.02.2017/hsel
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: