Das Rachekleid trug Diana 1994 bei einem Empfang in der Serpentine Gallery in London, während im Fernsehen Charles in der berühmten Dokumentation von Jonathan Dimbleby seine Affäre mit Camilla Parker Bowles gestand. Der Plauderton des Thronfolgers im TV war eine öffentliche Demütigung für seine Frau Diana. Oder besser: hätte es sein können. Denn tags drauf wurde Charles PR-Beichte zwar erwähnt, auf den Titeln der Zeitungen aber war Di mit dem Ich-spiele-hier-sicher-nicht-das-Opfer-Kleid zu sehen. Eat this, Charles!
Als sich die Ü-Wagen der britischen Sender in der vergangenen Woche vor dem Palast aufbauen, um eilends zu berichten, welche 25 Roben drinnen präsentiert werden, fehlt das Kleid, natürlich. Kuratorin Eleri Lynn lächelt sehr höflich, wenn man sie danach fragt. Wohl auch, weil sich die Frage an diesem Ort erübrigt: Ein Gossip-Gewand wäre ein Affront für den aktuellen Bewohner des Kensington Palasts: Prinz William, Sohn von Diana und Charles.
Und doch zieht sich das infame Kleid mit den seltsam verrutschten Proportionen als Leitgedanke durch die ganze Ausstellung: Diana betrieb mit ihrer Kleidung Politik, ihre Erscheinung war ein Statement. Manchmal offensichtlich, oft subtil. "Welche Botschaft sende ich aus, wenn ich das trage?", fragte sie den britischen Designer Jasper Conran, wenn er Maß nahm für ein Kleid.