Politikerkleidung:Der Mann im Maas-Anzug

Heiko Maas

Sieht so der bestangezogene deutsche Mann aus? Minister Maas in Pose.

(Foto: action press)

Enge Schnitte, angesagte Brille, gute Figur: Ja okay, der Justizminister ist ganz gut angezogen - aber nur im Vergleich zu seinen Politiker-Kollegen.

Stilkritik von Dennis Braatz

Es ist etwa einen Monat her, dass Heiko Maas unter Schlagzeilengetöse vom Männermagazin GQ zum bestangezogenen Mann des Jahres 2016 erklärt wurde. Der Bundesjustizminister zeige Haltung, nicht nur politisch, hieß es. Sein Beispiel möge in der Politik Schule machen. Nun hat sich Maas überraschend in der Bunten zu dieser Ehre geäußert: "Das einzig Besondere an meiner Garderobe ist, dass ich mit begrenzten Mitteln anscheinend akzeptable Ergebnisse erziele. Ich kaufe keine Maßanzüge, nur Anzüge in den Konfektionsgrößen, die man so kriegt." Man möchte dem Mann für diese Einsicht den Strauß rote Rosen zurückschenken, mit dem er sich einst so medienwirksam als Freund deutscher Frauen inszenierte.

Ja, der 49-Jährige zieht sich schon ganz gut an, aber eben nur im direkten Vergleich zu seinen Kollegen aus dem deutschen Politikbetrieb, bei denen ausnahmslos zu weite oder zu lange Anzüge Gesetz sind. Maas hat dagegen erkannt, dass Herrenausstatter mittlerweile auch eine sogenannte slim-line führen, ein etwas engerer und kürzerer Schnitt also. Hinzu kommt, und das muss man ihm wirklich lassen, die Brille im angesagten Look von Cutler and Gross, und diese ziemlich gute Figur (noch etwas, das bei anderen deutschen Politikern oft fehlt). Bevor sich jetzt alle empören, dass ein guter Politiker gefälligst keine gute Figur brauche, weil er nur gute Entscheidungen zu treffen habe: Wir reden über das Hochglanzblatt GQ. Dort geht es um nichts anderes als Narzissmus.

Würde man Heiko Maas jetzt also mal über den roten Teppich der Berlinale schicken oder in die Front Row einer Modenschau setzen, die Paparazzi hätten für ihn kein müdes Lächeln übrig. Der Mann trägt nicht mal Einstecktuch oder bunte Socken. Stattdessen kombiniert er (etwa auf dem Foto der Bunten) zum dunkelblauen Anzug haselnussbraune Lederschnürer mit unechtem Farbverlauf. Kaufhausschuhe also, in die deutsche Männer bereits millionenfach getappt sind. Privat hat er sich zur Jeans übrigens auch schon mal den schmalen Karoschal knalleng um den Hals gewickelt. Ein Styling, das Fahrer von tiefer gelegten Mittelklassewagen gern wählen, bevor sie in die Disco fahren.

Weekly Government Cabinet Meeting

Noch ein Maas-Anzug

(Foto: Getty Images)

Guttenberg beweist dreimal mehr Stil

Ein Karl-Theodor zu Guttenberg, 2009 übrigens der letzte GQ-Gewinner aus der politischen Klasse, bewies da mit seinen wild gemusterten Hermès-Krawatten dreimal mehr Stil. Allerdings ließ er sich auch von seiner Frau beraten, beziehungsweise anziehen: Stephanie, die ausgebildete Textilbetriebswirtin, kaufte ein. Heiko Maas macht dagegen lieber alles allein. "Da brauche ich keine Beratung", sagt er. Vielleicht ist er also auch nur ein Mann, der samstags gern mal shoppen geht, für den die Drehung vorm Spiegel einer Umkleidekabine ganz einfach nur Entspannung ist. Solche Männer gibt es, ganz ehrlich. Wenn diese Eigenschaft in Deutschland aber mittlerweile ausreicht, um der bestangezogene Mann der Nation zu werden, dann steht unser Land wirklich vor einer Krise.

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