Panne bei Münchner Modelabel Talbot Runhof:Luxusmarke verschickt versehentlich sensible Kundendaten

Talbot Runhof - Runway - Paris Fashion Week Ready to Wear S/S 201

Ein Kleid aus der Talbot Runhof-Kollektion auf der Fashion Week Paris.

(Foto: dpa)

Was haben die Ehefrau eines prominenten Fußballtrainers, eine bekannte Hotelerbin und diverse europäische Adelige gemein? Sie alle kaufen teure Roben beim Modelabel Talbot Runhof. Aufgrund eines falsch verschickten Newsletters kennen jetzt noch 142 andere Kunden die Details der Luxuseinkäufe sowie die Telefonnummern und Adressen der betroffenen Kundinnen.

Von Kim-Björn Becker

Sie haben Post. Und was für welche: Aus Versehen hat das deutsche Modelabel Talbot Runhof mit Sitz in München per E-Mail-Newsletter interne Kundendaten verschickt - und die illustre Kundschaft der Münchner Filiale damit unfreiwillig bloßgestellt. Eigentlich hatte das Unternehmen, das sich auf elegante Abendkleidung für Damen spezialisiert hat, seine Kunden am Mittwoch per Rundschreiben auf eine Sonderverkaufsaktion hinweisen wollen. In der Anlage der E-Mail fanden die Abonnenten allerdings viel mehr: Neben dem zum Versand gedachten Werbeprospekt waren weitere Dateien, zum Teil mit privaten Adressen und Telefonnummern, der wichtigsten Kundinnen beigefügt - sogar eine Auflistung darüber, wer wann welches Kleid gekauft hat.

In den Daten tauchen allerhand bekannte Namen auf: Die Ehefrau des früheren Aufsichtsratschefs einer großen Bank ist darunter, auch die Frau eines prominenten Fußballtrainers. Ebenso gelangten private Kontaktdaten einer bekannten Hotelerbin sowie der Exfrau des Deutschlandchefs einer großen Investmentbank in die Öffentlichkeit. Auch an Adelstiteln und Namen bekannter Juweliere mangelt es nicht. Insgesamt umfasst die Liste, die der SZ vorliegt, 98 Personen. Neben Adressen in München sind Namen aus Frankfurt, Köln, Linz und Monte Carlo enthalten.

Bereits am Donnerstag hat sich Talbot Runhof, abermals per E-Mail, bei den Empfängern des Newsletters entschuldigt - und bat die betroffenen Abonnenten, die Nachricht vom Vortag zu löschen. "Die Datenpanne ist uns äußerst unangenehm und hat uns in erheblichem Maße alarmiert", sagten Adrian Runhof und Johnny Talbot am Freitag der SZ. Die E-Mail sei an einen kleinen Teil des mehrere Tausend Abonnenten umfassenden Verteilers verschickt worden, insgesamt an 142 Adressen. Ursache sei die "Ungeschicklichkeit einer Mitarbeiterin".

Die Panne erstreckt sich nicht nur auf Kontaktdaten. In einer zweiten Datei ist unter dem Titel "Who has it" (wer hat es) aufgelistet, welche Kundin welches Kleid gekauft hat und zu welchem Preis. Damit offenbart das Unternehmen unfreiwillig seine interne Preiskalkulation. Aus einer Tabelle von 143 Einzelverkäufen im August geht hervor, wie groß die Gewinnspanne des Unternehmens bei einem verkauften Abendkleid ist. Der Verkaufspreis beträgt oft ein Vielfaches des Einkaufspreises.

In einer dritten Datei sind die Verkäufe des Labels über ein Internetportal an einem Tag im Juli dieses Jahres aufgelistet. "Die aus den Unterlagen ersichtliche Handelsspanne entspricht dem branchenüblichen Rahmen", sagen Runhof und Talbot. Ob Kundinnen durch die Preisgabe der Daten geschädigt wurden, konnte das Unternehmen auf Nachfrage nicht beurteilen. Man werde aber künftig das "Vier-Augen-Prinzip bei solchen Versendungen einführen", hieß es. Bei den betroffenen Kundinnen wollen sich die Designer schnellstmöglich entschuldigen.

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