Outdoor-Design:Erleuchtung im Garten

Gartenbeleuchtung

Lichtskulptur trifft Beistelltisch - "Solar Outdoor Terra" von Foscarini.

(Foto: PR)

Seit Terrasse und Balkon zum Wohnbereich zählen, müssen sich Möbel und Accessoires im Freien bewähren. Vor allem Outdoor-Licht ist das neue Lieblingsthema der Designer.

Von Max Scharnigg

Twiggy ist eine Musterschülerin und macht keine Probleme. Eigentlich. Die kühne Bogenleuchte wurde gleich nach ihrer Vorstellung im Jahr 2006 zu einem Dauerbrenner des italienischen Lichthauses Foscarini und baumelte bald über gediegenen Wohnzimmergarnituren von Stockholm bis Sydney.

Letztes Jahr machte Twiggy dann aber doch Probleme, sie war allerdings nicht selbst schuld. Schuld war vielmehr ein Trend in der Branche, dem sich auch Foscarini nicht entziehen konnte und der in diesem Fall in einem Produkt namens "Twice as Twiggy Outdoor" mündete. Bedeutet nichts anderes, als dass die Leuchte, die ihr Designer Marc Sadler selbstverständlich für drinnen gestaltet hatte, nun auch draußen stehen sollte, zwischen Heckenrose und Gasgrill.

Für eine üppige Bogenleuchte ist das nicht der natürliche Lebensraum, deshalb die Probleme. Fallwinde von der Seite etwa können im Wohnzimmer vernachlässigt werden - auf der Terrasse wirken sie verheerend auf die kopflastige Konstruktion. Also musste Twiggy für draußen aufwendig neu konzipiert werden.

Dieses Schicksal teilen in den letzten Jahren viele Möbelklassiker und Accessoires, die man bis dahin in ihren trockenen vier Wänden gelassen hatte: Küchenzeile, Teppiche, Sessel und Sofas - alles wurde zuletzt hinausgeschleppt und outdoortauglich aufbereitet. Ziel: Die Umwidmung von Terrasse und Garten zum vollwertigen Lebensraum.

Bei der letzten Möbelmesse in Mailand war oft gar nicht klar ersichtlich, wofür genau die ausgestellten Möbel eigentlich gedacht waren, die Schwelle zwischen Himmel und Halle jedenfalls war oft aufgehoben.

Ganz weit vorne bei diesem fröhlichen Exodus war die Abteilung Licht. Die neue LED-Technik lässt sich schließlich gut in Polypropylen und anderen stoß- und wetterfeste Verkleidungen verpacken, gibt den Designern viel Gestaltungsspielraum - und draußen ist ja genug Platz zum Spielen. Tatsächlich sind klassische Steh- und Leseleuchten im Garten aber noch ein ungewohnter Anblick, doch da muss das Auge in Zukunft wohl durch.

Romantik durch leuchtende Halbkugeln

Der spanische Lampenhersteller Marset inszeniert seine neue "Santorini"-Außenlampe aber lieber gleich in der Meeresbrandung, sie sieht auch aus wie ein nautisches Instrument. Wohingegen die riesige Stehleuchte "Jaima" vom gleichen Hersteller als poetisches Leuchtfeuer an dünnem Kabel im Wind pendeln soll. Neues Gartenlicht flirtet eben oft heftig mit der Romantik. Auch Foscarini hat bei der "Solar Outdoor Terra" weit ins Feld der Skulptur geschossen: Die großen, leuchtenden Halbkugeln liegen in einem Garten der Biennale in Venedig herum (und gehen locker als Kunstinstallation durch), sollen bald aber auch vor dem Eigenheim für Stimmung sorgen.

"Beleuchtung im Garten ist ein sehr wichtiges Thema geworden", sagt die Münchner Gartendesignerin Christiane von Burkersroda, "die meisten meiner Kunden setzen heute schon früh einen Fokus auf Außenlicht, das muss ich gar nicht mehr selbst ansprechen."

Von Nutzlicht und Dekoleuchte

Grob gesagt gliedert sich das Thema in zwei Bereiche, zum einen dem Nutzlicht, mit dem Wege und Eingänge beleuchtet werden. Hier geht die Mode hin zu minimalistisch gestalteten oder ganz versteckten Spots, winzigen Betonstäben oder puristischen Wandleuchten - auch dabei hilft die Kompaktheit der LEDs. Zum anderen ist da der wichtig gewordene Bereich dessen, was Burkersroda "ästhetische oder Akzentbeleuchtung" nennt. Meint Licht im Garten um des Lichtes willen. "Oder um im Winter nicht einfach ab fünf Uhr in ein dunkles Loch zu schauen."

Gartenbeleuchtung ist nämlich nicht zwingend mit lauen Sommernächten verbunden, die Expertin findet sie gerade im Winter effektvoll. "Zwei bis drei Lichtpunkte im nächtlichen Garten, mit denen ein malerisches Gehölz oder eine Gartenskulptur stimmungsvoll angestrahlt werden, damit hat das Auge was zum Festhalten."

Rechtzeitig planen

Die Planung für solche Pointen in der eigenen Parklandschaft setzt man in Zusammenarbeit mit einem Architekten idealerweise früh - schließlich sollten Kabelkanäle ausgebaggert werden, bevor die restliche Gartenplanung darüber Wurzeln schlägt. Faustregeln von Christiane von Burkersroda: Nicht vom großen Angebot verrückt machen lassen, die Leuchten müssen vor allem zum Stil des Gartens passen. Und die Lichtfarbe sollte den warmweißen Bereich nicht verlassen.

Aber auch wer mit Mietgarten oder gar nur Balkon geschlagen ist, hat in den letzten Jahren von Leuchtenherstellern Aufmerksamkeit bekommen, auf der Messe wimmelte es von hippen Laternen und Neo-Funzeln, betrieben mit aufladbarem Akku oder Solarfläche. Vorteil: keine Kabel nötig, nicht mal Ersatzbatterien, die meisten dieser Modelle werden mit USB-Stecker geladen, via Steckdose, Computer oder Powerbank. Es sind günstige und heute oft formschöne Lichtlösungen für Picknicks oder Balkontisch, und auch bei Stromausfall oder im Keller brauchbar.

Einer der Vorreiter dieser Entwicklung war die italienische Firma Kartell, die mit der "Battery" eine kleine Vollplastik-Tischlampe mit acht Stunden Leuchtdauer im Sortiment hat, die dank ihres facettierten Schirms elegant wirkt und jeden Biertisch zur Tafel adelt. Wenn Claudio Luti, Grandseigneur des italienischen Designs, einmal im Jahr Messeprominenz in seiner Mailänder Stadtvilla zu Gartenparty lädt, säumen diese kleinen Lampen die Treppen und stecken im Verlauf der Party auch rüde Ausfallschritte und individuelle Verschleppung weg.

Trotz der Akku-Konkurrenz ist ein Gartenlicht-Klassiker weiter hoch im Kurs der Designer - die echte Flamme. "Bei Festen im Garten gehört echtes Feuer in Form von Fackeln oder Kerzen einfach dazu, das schafft eine eigene stimmungsvolle und naturnahe Atmosphäre", sagt Christiane von Burkersroda. Im Zuge der Vintage- und Shabby-Welle, die sich im Garten mit rostigen Rosenbögen und schlampig emaillierten Eimern austobt, halten vermehrt Windlichter, kunstvolle Öllampen und Laternen Einzug, über die sich jeder Nachtwächter gefreut hätte.

Natürlich kann man zur polierten Edelstahl-Öllampe des dänischen Hoflieferanten Holmegaard greifen - Kenner aber setzen auf die klassische Sturmlaterne der Firma Feuerhand. Die ist seit über hundert Jahren "made in Germany" und heute für 30 Euro in 15 Pulverlackfarben zu haben. Und damit hat man dann auch einen wirklichen Outdoorklassiker im Garten stehen.

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