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Es gab eine Zeit, da war der rote Teppich vor der Oscar-Verleihung eine ungefährliche Angelegenheit. Zumindest für die Kommentatoren. Für die über den Teppich Schreitenden sah die Sache anders aus. Besonders Schauspielerinnen mussten damit rechnen, von den Kritikern am Rande des Rots zerpflückt zu werden. Wegen ihrer Kleiderwahl, Frisur oder nicht mehr rechtzeitig vor den Oscars abtrainierten Fettpölsterchen. Mittlerweile haben sich die Verhältnisse umgekehrt: Die Kommentatoren beim Portal Entertainment Weekly reden weniger über die Oscar-Outfits, als mehr über die Schwierigkeiten ihres Jobs. 2015 baten Hollywoods Damen im Rahmen der Aktion "Ask Her More" darum, doch bitte nicht nur nach dem Designer ihres Kleides gefragt zu werden. Vor dem Hintergrund der Metoo-Debatte hat die Diskussion um eine angemesse Red-Carpet-Berichterstattung eine neue Dimension bekommen.
Bei den Golden Globes früher in diesem Jahr erschienen viele Gäste, weiblich wie männlich, in Schwarz - als Zeichen der Solidarität mit Opfern sexueller Gewalt. Eine Ausnahme war die eher unbekannte Schauspieler Blanca Blanco, die Rot trug. Bei den Oscars zeigt sie sich in einem ganz ähnlichen Entwurf in Rot-Weiß mit hohem Beinausschnitt. Böse Presse muss sie diesmal wohl nicht befürchten: Für die Oscars wurde kein bestimmter Dresscode ausgerufen, und die versammelten Modekritiker haben sich selbst Sensibilität verordnet.
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So scheint es zumindest, bis der deutsche Oscar-Zulieferer ProSieben in die Übertragung einsteigt. Worauf man sich in diesem Jahr freuen dürfe, fragt Moderatorin Viviane Geppert Modedesigner Michael Michalsky. Viel Rot, tippt der. Und sagt weiter: "Vor allem: Die Auschnitte werden wieder tiefer." Beim "tiefer" geht er mit Stimme und Kopf runter.
Abseits der fragwürdigen Intonierung: Der Mann ist vom Fach und hat tatsächlich recht. Schauspielerin Allison Janney (links), nominiert als beste Nebendarstellerin für ihre großartige Darstellung der LaVona Harding im Film "I, Tonya", zeigt mit ihrer Robe gleich zwei Trends des Oscar-Teppichs 2018: die Farbe Rot und lange Schleppen am Kleid. (Rechts: Schauspielerin Zendaya in Schwarz mit Schleppe.)
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Salma Hayek, die in diesem Jahr nicht nominiert ist, aber im Dolby Theater einen Auftritt an der Seite von Kollegin Ashley Judd haben wird (beide sind prominente Köpfe der Time's-Initiative), betritt den roten Teppich in einem lavendelfarbenen Pailletten-Keid, das weiteren Schmuck überflüssig macht. "Kostümfundus", kommentiert Modekritiker Michalsky den Volants-Entwurf. Und hat dann doch einen kurzen Moment der Einsicht: "Eigentlich ist das, was wir machen, ja auch fies. Wichtig ist nur, dass sich die Person wohlfühlt."
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Die Männer Hollywoods mussten sich in der Vergangenheit nur dann Kritik gefallen lassen, wenn sie vom Dresscode "Schwarz" abwichen. Auch das hat sich glücklicherweise geändert. 2018 wagen sich gleich zwei Kandidaten in der Königskategorie "Bester Schauspieler" in außergewöhnlichen Smoking-Interpretationen auf den Red Carpet: Daniel Kaluuya, nominiert für "Get Out" (zur Filmkritik geht's hier), trägt zur klassisch schwarzen Hose einen cognacfarbenen Samtblazer.
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Schauspielkollege Timothée Chalamet, der am Vorabend der Oscars bereits den Independant Spirit Award als bester Hauptdarsteller für seine Rolle im Film "Call Me By Your Name" gewann, erscheint ganz in Weiß vor dem Dolby Theater. Bei den Oscars ist der 22-Jährige der jüngste Nominierte in dieser Kategorie seit fast 80 Jahren. Auch wenn Chalamet nicht gewinnen sollte (er gilt als Außenseiter), wird sein Mut in Erinnerung bleiben. Modisch, natürlich. Aber auch in Bezug auf seine Rolle: Als 17-Jähriger Elio, der seine erste große Liebe mit einem Mann erlebt, und seine Sexualität auch mit einem Pfirsisch auslebt (mehr dazu in der Filmkritik).
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Jane Fonda, mit 80 Jahren Star der Netflix-Serie Grace und Frankie, führt eine Damen-Riege an, die sich ebenfalls für Weiß auf Rot entschieden hat. Ihre Stylistin erklärte in einem Interview mit der Zeitschrift InStyle, Fondas Alter spiele bei Outfit-Entscheidungen nie eine Rolle. Es gehe einzig und allein darum, die Persönlichkeit der Schauspielerin widerzuspiegeln. Im Fall ihres Oscar-Kleids könnte man sagen: "Sharp!" (Der englische Begriff lässt sich sowohl mit "todschick", als auch mit "gewitzt" übersetzen.)
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Jennifer Lawrence ist in diesem Jahr nicht nominiert, lässt es sich aber nicht nehmen, zumindest vor der Verleihung für ein bisschen Show zu sorgen. Ihre Robe im Metallic-Look würde sich auch gut in einem James-Bond-Film machen - und wie es der Zufall will, ist die 27-Jährige gerade als russische Agenten-Schrägstrich-trainierte-Venus-Falle im Kino zu sehen (eine Besprechung im Video sehen Sie hier).
Quelle: dpa
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Metallic, die Zweite: Schauspielerin Lupita Nyong'os Bustier in Gold mit schwarz-goldenen Applikationen erinnert an eine wunderschöne Rüstung. Ein Kleid, das das Zeug hat, der abgegriffenen Wendung von den "Waffen einer Frau" eine neue Bedeutung zu verleihen.
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Und sonst? Schleppen, Schleppen, Schleppen. Im Fall von Laurie Metcalf (bekannt geworden als Schwester von Roseanne, in diesem Jahr Oscar-nominiert als beste Nebendarstellerin für "Lady Bird") als Fortführung einer schimmernden, fließenden Robe, die zeigt, dass Beige nicht zwangsläufig langweilig sein muss. Und bei Saoirse Ronan (nominiert als beste Hauptdarstellerin für "Lady Bird") in Verbindung mit einer überdimensionierten Schleife. Und es geht sogar noch größer ...
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Nicole Kidmans Kleid in Royalblau verfügt zwar nicht über eine Schleppe, dafür aber über einen tiefen Beinschlitz und die größte Schleife des Abends. Kidman hat ihrer Kollegin Ronan 27 Jahre und eine wichtige Erkenntnis voraus: Bei einer der längsten Sitzveranstaltungen des amerikanischen Fernsehens sind Schleifen vorne ratsamer als hinten.