Neue iPhone-Farben:Apple greift mutlos zum Gold

Für die Fahrer orangefarbener Lamborghinis ist das goldene iPhone nicht prollig genug. Andererseits ist es auch nicht elegant genug, um stilbewusste Menschen zu erfreuen. Und wer soll erst diese knallbunten Modelle kaufen?

Von Jana Stegemann

Cupcakes - das sind Möchtegern-Torten. Weder Kuchen, noch Keks, zuckersüß, völlig überteuert und überladen mit einer Haube aus pastellfarbener Buttercreme und Glitzer.

Wäre das neue iPhone ein Gebäck, es wäre ein Cupcake. Da sind zum einen die Farben. Das iPhone 5c gibt es in Lemongrün, Himmelblau, Zitronengelb, Schneeweiß und Erdbeerrot. Knallbuntes Plastik, pardon Polycarbonat innen verstärkt mit Stahl. Trotzdem: Es sieht billig aus.

Wer soll Smartphones in diesen Farben kaufen? Teenies, die ihre Whatsapp-Nachrichten mit fünfzehn Herzchen unterschreiben und die das Katzenlogo Hello Kitty lieben? Chinesinnen und Japanerinnen mit einer Vorliebe für Mangas und die Cherry-Blossom-Tasche von Louis Vuitton? Immerhin schickte Apple-Chef Tim Cook bei seinem Auftritt zuallererst Grüße nach Tokio und Peking. Oder sind die Zielgruppe die gleichen Frauen, die einst den Paris-Hilton-Prosecco in den goldenen Dosen kauften?

Hinzu kommt, dass die bunten Neulinge nicht gerade günstig sind. Ach was, sie sind für ihr Aussehen sogar richtig teuer. Viele hatten ein "Billig-iPhone" erwartet, doch das wollte Apple offenbar nicht anbieten. Das iPhone 5c unterscheidet sich, was die Hardware angeht, kaum von seinem Vorgänger. Dennoch kostet es 600 Euro. Wohlgemerkt sind das nur die Preise für den 16 Gigabyte Speicher. Mehr kostet bei Apple natürlich immer mehr.

Das trieb nicht nur den Analysten die Farbe aus dem Gesicht, die Apple-Aktie verlor nach der Vorstellung deutlich. Dabei sollten doch goldene Zeiten anbrechen. Womit wir bei der edlen Variante des neuen iPhones wären, dem 5s. Das kommt in drei Farbtönen daher: Silber, Schiefergrau und Gold. Wer einen satten Farbton, ähnlich dem von Goldbarren erwartet hat, wird enttäuscht. Das Apple-Gold traut sich nicht so richtig. Es ist matt, nur der Apfel glänzt. Es ist auch kein richtiges Gold, der Farbton geht eher ins Champagnerfarbene. Exakt die Farbe, in der so viele Hochzeitskleider verkauft werden. Einfach weil diese Farbe jedem steht, wie Verkäufer nicht müde werden zu betonen.

Apple Unveils New IPhones at Cheaper Price to Combat Rivals

Gülden, schwarz und weiß: das neue iPhone

(Foto: Bloomberg)

Und genau das ist das Problem mit dem Apple-Gold. Es ist zu austauschbar, es ist nicht mutig genug. Es verschreckt Kunden, die Blingbling und Protzigkeit lieben - mit Unauffälligkeit und Mittelmäßigkeit. Es taugt nicht als Statussymbol für Menschen, die leuchtend orange Lamborghini fahren und sich in Philipp-Plein-Jacken wohlfühlen.

Andererseits ist es aber auch nicht elegant genug, um das Interesse von stilbewussten Kunden zu wecken, die ein Telefon wollen, das Klasse und Eleganz versprüht. Dafür ist es dann wieder zu bunt und das Gold einen Tick zu schmutzig. Die Edelmetall-Farbe ist ja nicht mal nahtlos aufgetragen, oben an der Kamera und unten blitzt ein weißer Streifen. Als hätte es beim Bräunen in der Sonne einen Bikini getragen. Wenigstens komplett golden hätten die Designer das Smartphone machen können. So wirkt es, als sei schon ein wenig Farbe abgegangen. Ein bisschen wie bei abgesplittertem Nagellack, das kommt den Fashionistas dieser Welt auch nicht ins Haus. Dennoch es kostet 700 Euro.

Die neue Technik kann auch nicht jeden überzeugen, sie kommt lauwarm daher und ohne den Hauch von Revolution, selbst mit Fingerabdruckscanner. Aber Hauptsache, das neue iPhone hat die Haare schön. So haben 5c und 5s die Halbwertzeit eines Cupcakes. Der macht auch nur für maximal 30 Minuten satt. Dann kommt der Hunger nach richtigem Kuchen.

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