Modezirkus zu Lol-Core:Pack die Cheeseburgerhandtasche ein

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Wilde Katze mit Lol-Core-Slippers. (Felljacke: Marc Cain, Hose: Topshop, Schuhe: Chiara Ferragni)

(Foto: Daniel Hofer)

Kann ich das tragen? Wie kombiniert man Animal Print? Und was bedeutet eigentlich Ethno-Look? Im Modezirkus, der Stil-Kolumne auf Süddeutsche.de, greifen wir aktuelle Trends und klassische Fragen zur richtigen Kleiderwahl auf und erklären gemeinsam mit unseren Stilexperten, worauf zu achten und was zu vermeiden ist.

Von Lena Jakat

"Erwachsene nerven. Dann bist du plötzlich selbst einer": Wer mit diesem Satz rein gar nichts anzufangen weiß, sollte vielleicht besser gleich aufhören, diesen Text zu lesen. Denn es wird ziemlich kindisch und auch ein bisschen albern. Der Satz, den auch Peter Pan hätte sagen können, steht in verbeulten Buchstaben auf den T-Shirts und Sweatern des Designers Jeremy Scott. Er beschreibt ziemlich genau einen Trend, der maßgeblich auf die wildgemusterte Kappe des US-Designers geht und der gerade in vielen Geschäften auf Kleiderstangen tanzt und von Regalbrettern plärrt: Lol-Core.

Als Lol-Core gelten kurz gesagt alle Klamotten, die dem humorbegabten Betrachter ein Lol entlocken: ein "Laughing out Loud", ein lautes Lachen. Das können bunte Felljacken sein, Comic-Sprechblasen auf dem Shirt, blaue Glitzerslipper mit Knutschmündern oder rosa Plüschhandtaschen.

Das Akronym Lol ist in den Achtzigern erfunden worden und klingt inzwischen schon ein bisschen anachronistisch, was wiederum zum aktuellen Peter-Pan-Trend passt. Denn auch das ist Lol-Core, in den Worten von Modebloggerin Jana Windoffer: "Ein bisschen wie Kindersachen für Erwachsene." Wer sich auch schon mal bei dem Gedanken ertappt hat, dass Erwachsene (außer man selbst, natürlich) nerven, wird sich freuen, aktuell einen pixeligen Homer-Simpson in Strick tragen und damit auch noch sein modisches Gespür beweisen zu können. Oder neonfarbene Fellpuschel zum Sonntagsspaziergang. Oder Pommes auf der Hose. Oder oder oder.

Doch wie lässt sich Lol-Core am besten tragen? Ein paar grundlegende Hinweise.

Wie trage ich diese Mode, ohne mich zum Horst zu machen?

Gar nicht. Wer ratlos-entsetzte Blicke fürchtet, sollte von Pullis mit "Bam!"-Stickerei lieber Abstand halten. Gleiches gilt - bei allem bedingungslosen Verständnis für die Sehnsucht nach mehr Albernheit im Alltag - fürs Büro. Lol-Core gehört nicht in den Job. Außer vielleicht, die Werbeagentur, in der Sie arbeiten, wurde gerade unter die zehn coolsten Arbeitgeber der Republik gewählt. Und dann auch nur, wenn Sie nicht gerade den Kunden aus der Automobilbranche treffen.

Lol-Core lässt sich aber auch dosieren. So erfordert die Bluse mit den Comic-Blitzen weniger Mut als die mit den lachenden Keksen. Es muss ja nicht gleich Cara Delevignes Salami-Pizza-Jumpsuit sein. "Man kann auch viel mit Accessoires arbeiten", sagt Bloggerin Windoffer. "Mit einer ausgefallenen Cheeseburger-Handtasche zum Beispiel." Oder einem Täschchen aus buntem Plüsch.

Wann ist viel zu viel?

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Lol-Core vom unteren Ende der Auffälligkeitsskala. (Hose: The Kooples, Bluse: Topshop, Fellweste: Diesel, Tasche: Sandro)

(Foto: Daniel Hofer)

Alle außer Katy Perry - übrigens großer Jeremy-Scott-Fan und enge Freundin des Designers - sollten sich auf ein Lol-Teil pro Outfit beschränken. Am besten lässt sich ein solches Stück zu unifarbenen Klassikern in gedeckten Tönen kombinieren. Die Gleichung "auffällig + auffällig = auffälliger" geht nicht ganz auf, denn irgendwann schlägt die gewollte Aufmerksamkeit um in Ratlosigkeit oder ungewolltes Mitleid. Oder, wie Jana Windoffer sagt: "Man sieht einfach schnell aus wie ein Clown." Spätestens, wenn Ihr Gegenüber ständig blinzeln muss, um Sie weiter ansehen zu können, ist es zu viel. Ausnahmen bestätigen die Ein-Teil-Regel, wie bei untenstehendem Ensemble.

Ein Kinderpulli In Erwachsenengröße für 300 Euro?

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Lol-Core ist Ausrufezeichen-Mode. (Hose und Pulli: Marc Cain, Deko: French Connection)

(Foto: Daniel Hofer)

Albernheit erfordert Überzeugung. Die Anschaffung eines völlig unernsten Kleidungsstücks will gut überlegt sein. Sonderlich nachhaltig dürfte die Investition nicht sein. "So ein auffälliger Trend wird nicht lange bleiben", sagt Jana Windoffer. "Und später ärgert man sich dann. So wie in den Neunzigern, als alle wie MC Hammer rumliefen - und sich bei Fotos aus der Zeit denken 'Oh mein Gott, wie sah ich denn eigentlich aus?'" Allen, die einen Bausparvertrag über dem Bett hängen haben oder ihren Job im Servicecenter nicht verlieren wollen, sei zum Trost gesagt: Morgen ist Lol-Core vielleicht schon Oll-Core.

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