Meghan Markles Hochzeitskleid:Mon Dieu, was für ein Kleid

Sämtliche Prognosen waren falsch. Meghan Markle heiratet in einem geradezu minimalistischen Kleid mit imposantem Schleier von Givenchy Couture - und führt damit alle an der Nase herum.

Von Silke Wichert

Was passiert eigentlich mit all dem Geld, das die britischen Buchmacher eingesammelt haben mit den Wetten auf Meghan Markles Hochzeitskleid - wenn der Designer des Kleids am Ende gar nicht auf der Liste stand? Es ist: Clare! Waight! Keller! Waight Keller ist die aktuelle Chefdesignerin des Hauses Givenchy.

Außenseitersieg ist hier noch untertrieben. Den versammelten Hofberichterstattern dürften vor Schreck all die vorgeschriebenen Hymnen auf das Couture-Duo Ralph & Russo, das Londoner Label Erdem oder Victoria Beckham aus den Händen gefallen sein. Waight Keller hatte buchstäblich keiner auf dem Zettel. Warum, dazu kommen wir später. Aber zuerst, so viel Anstand muss nach so viel Aufregung sein, mal kurz das Kleid angucken.

"Simply gorgeous!" war der "Trending"-Kommentar auf Twitter. Was als so ehrlich wie hilflos verstanden werden darf. Was genau soll man auch sonst zu diesem Givenchy-Couture-Kleid sagen? Es ist umwerfend schön, aber, nun ja, auch umwerfend schlicht. Keine Spitze, keine Perlen, kein Schößchen, sondern perfekt geschnittene weiße Seide mit Fokus auf den U-Boot-Kragen, der die Schultern und Schlüsselbeine hervorhebt. Und, das ist fast noch eine Sensation: Dreiviertelärmel statt ganz langer Ärmel. Alles in allem, sehr minimalistisch. Markle hatte in einem Interview einmal erklärt, das Slipdress von Narciso Rodriguez, das Carolyn Bessette 1996 bei der Hochzeit mit John F. Kennedy Jr. trug, sei ihr "everything goals". Schulterfrei geht bei einer königlichen Hochzeit natürlich nicht, aber die Richtung stimmt.

Dafür trug sie klassisch eine Tiara, die Queen Mary für sich in den Zwanzigern hatte anfertigen lassen. Der eigentliche Hingucker, neben dem Ausschnitt, war allerdings der Schleier. Fünf Meter lang und nur auf den ersten Blick "einfach weiß" mit ein bisschen abschließender Stickerei. Meghan habe alle 53 Länder des Commonwealth mit auf ihre Reise durch die Zeremonie nehmen wollen, ließ der Kensington Palast über Twitter verlauten. Der Schleier wurde deshalb mit einer dreidimensionalen Blume aus jedem einzelnen davon bestickt. "Fun Fact", selbst dafür sind die Royals heutzutage zu haben: Die Näherinnen hätten abwechseln nähen und alle halbe Stunde Hände waschen müssen, damit der Seidentüll makellos weiß blieb.

Irre, was es über ein einziges Kleid alles zu berichten gibt. Givenchy schickte gleich zwei Pressemitteilungen per Mail. Wie haben das die armen "Dress"-Reporter eigentlich 1981 zu Dianas Zeiten gemacht, als es weder Email noch Twitter gab? Da konnte man stundenlang nur "well, it's fluffy" stammeln. Fluffig wie ein Sahnetörtchen. Rückblickend löste das Kleid der noch unbekannten Designer David und Elizabeth Emanuel auf Jahre einen Boom in voluminösen Brautkleidern aus. Royals sind so etwas wie die Ur-Influencer. Spätestens jetzt werden die Läden für Brautbedarf die Spitzenkleider ausrangieren und "moderne Eleganz" promoten.

Ach ja, da war ja noch jemand: Harry. Der Bräutigam wird modisch gesehen ja viel zu wenig beachtet. Das Problem hier: Bei ihm war vorher längst bekannt, dass Harry Militäruniform tragen würde, weil die Queen diesen Dresscode absegnen muss. Einziges auffälliges Detail: Er ließ seinen Dreitagebart stehen, während sein Bruder frischrasiert neben ihm saß. Ach, diese neuen, modernen Royals.

Aber nun zu Clare Waight Keller, deren Namen die nächsten Jahre jedes britische Schulkind schon in der Pre-School wird buchstabieren können. Natürlich ist die 47-Jährige Britin. Vor Jahren arbeitete sie einmal für das schottische Label Pringle, stieg dann zu Chloé auf, um letztes Jahr die erste Frau an der Spitze von Givenchy zu werden. Einem, mon dieu, sehr französischen Label. Damit hat zum ersten Mal in der Geschichte der Windsors eine nicht-britische Marke das Hochzeitskleid designt. Markle habe Waight Keller Anfang des Jahres ausgesucht, weil sie ihren "zeitlose, elegante Ästhetik, die makellosen Schnitte und ihre relaxte Haltung schätze" hieß es aus dem Palast. Was für eine Wahl. Wenn noch jemand den Brexit verhindern kann, dann Meghan und Harry.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: