Marcel Ostertag auf der Fashion Week:"München ist ein bisschen langweilig geworden"

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Marcel Ostertag backstage: Der Designer verlässt München und geht nach Berlin - und New York. (Foto: Getty Images for Marcel Ostertag)

Marcel Ostertag war der hipste Modedesigner, den München zu bieten hatte. Nun geht er dahin, wo alle hingehen - erzählt er auf der Berliner Fashion Week.

Von Ruth Schneeberger, Berlin

SZ: Worum geht es in Ihrer Kollektion?

Marcel Ostertag: Der Titel lautet "Rain". Das Wasser ist das dritte Element, vorher habe ich schon mit Feuer und Erde experimentiert. Mir geht es um den Neuanfang. Der Regen wäscht alles sauber.

Welchen Neuanfang?

Zum Beispiel meinen eigenen: Ich gehe nach Berlin. Schon am 1. Februar ziehe ich um und eröffne hier auch mein neues Atelier.

Sie verlassen München? Warum?

Ich liebe den Gärtnerplatz, wo ich bislang lebe und arbeite, und vor allem den Viktualienmarkt, wo ich jeden Morgen meinen frischen O-Saft trinke. Aber ich war jetzt zehn Jahre in München, ich möchte etwas Neues machen. München ist ein bisschen langweilig und saturiert geworden.

Und dann ziehen Sie nach Charlottenburg? Ist das nicht ähnlich?

Ja, aber ich wusste von meinen Besuchen aus Berlin, dass ich nicht in Mitte leben kann. Alle meine Freunde und Kollegen sind da ständig unterwegs, da käme ich nicht zum Arbeiten. In Charlottenburg wohnen viele Kunden, da herrscht eine professionellere Atmosphäre.

Zieht man denn jetzt noch nach Berlin? Die Haupstadt ist ja gar nicht mehr so hip, wie sie mal war.

Berlin hat für mich einfach unglaublich viel Weite und immer wieder Neues zu entdecken. Außerdem bin ich sowieso ständig wegen der Arbeit hier.

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Berlin ist nicht die einzige Neuigkeit, die Sie auf der Fashion Week zu verkünden haben.

Nein, ich zeige hier nur einen Teil meiner neuen Kollektion. Den zweiten Teil zeige ich dieoffizielsmal in New York, auf der Fashion Week im Februar. Ich wurde zum offiziellen Schauenplan eingeladen, weil ich ein Stipendium bekommen habe, und werde die nächsten zwei Saisons dort zu sehen sein.

Was macht Ihre Kollektion denn diesmal aus? Wie kleiden Sie die Damen?

Wir haben zum Beispiel ein Muster entwickelt, das aussieht, als ob Regentropfen an einer Scheibe herunterlaufen. Dann haben wir Comicstyle-Tropfen von einer deutschen Strickerei machen lassen. Die Materialien sind edel, mit Strick, Seide und Kaschmir. Die Silhouette ist sehr lässig, mit Bundfaltenhosen etwa. Und dann haben wir noch ein Material für unsere Regenmäntel in Italien gefunden: Das ist transparent, aber ganz weich.

Die Farbe Blau ist wieder da, auch bei Ihnen.

Mittlerweile ist alles erlaubt. Ich mache kein Trendresearching. Das Neongelb zum Beispiel hatte ich schon zwei Kollektionen vor Michalsky.

Kann man denn Neonfarben noch tragen?

Wenn Sie sie ein bisschen runterbringen, mit Camel und einer verwaschenen hellblauen Jeans, dann schon.

In Ihrer Kollektion dominieren aber die Farben Blau und Rot, beziehungsweise Hellblau und Rosa, wie jetzt überall.

Ich habe jetzt erst erfahren, dass das auch die Pantone-Farben des Jahres sind. Ich arbeite nicht mit Scouts, die so etwas wie die neuen Trends aufspüren. Ich mache einfach, wozu ich Lust habe.

Wenn in der Mode jetzt alles erlaubt ist - womit können Frauen dann noch beeindrucken?

Ich mag sehr gerne den Stil der 70er-Jahre, am liebsten den All-over-Look. Zum Beispiel von Kopf bis Fuß ganz in Rot. Damals waren die Frauen mutig, das hatte Glamour und Stil. Lässig und edel zugleich.

Rot, blau - und transparent: Am Dienstagabend zeigte Marcel Ostertag seine neue Kollektion in Berlin. Eine der spannendsten Schauen bisher auf der Fashion Week. (Foto: dpa)
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