Lokaltermin:Monte

Kroatien hat sein erstes Restaurant mit Michelin-Stern. Max Scharnigg hat das Monte in Rovinj besucht und findet: Die Spezialitäten Istriens sind gourmettauglich.

Lokaltermin

Seit diesem Jahr hat Kroatien sein erstes Restaurant mit Michelin-Stern. Höchste Zeit, findet Max Scharnigg. Er hat das Monte in Rovinj besucht und festgestellt: Die Spezialitäten Istriens sind auf jeden Fall gourmettauglich, der Umgang damit darf allerdings noch etwas souveräner werden.

Als mündiger Urlauber hatte man ja stets das Gefühl, Kroatien würde hinter seinen kulinarischen Möglichkeiten zurückbleiben. Landstriche wie Istrien etwa bringen gute Grundzutaten hervor - Olivenöl, Wein, Kräuter und Meeresfrüchte - die Tellerwirklichkeit war dennoch oft eintönig bis banal. Mittlerweile aber artikulieren sich Wein-, Öl-, und Bioproduzenten der Region und auch Köche etwas vernehmlicher. Bester Beweis sind die "No Cevapcici!"-Schilder, die sich manche Restaurants an die Tür hängen oder die vom Guide Michelin jüngst herausgegebene Broschüre "Istrien". Die versammelt zumindest ein Dutzend empfehlenswerter Adressen und hat ein Haus mit einem echten Michelin-Stern ausgezeichnet - dem ersten in der Kochgeschichte Kroatiens. Das so geehrte "Monte" mit Koch Danijel Dekic findet sich an einer steilen Altstadtgasse von Rovinj, einer postkartentauglichen Hafenstadt mit prominent platziertem Dom. Der Gastraum liegt unterhalb der Kirche und ist trotz umfassender Verglasung angenehm, bald versinken die Gäste hier im behaglichen Halbdunkel der Altstadt. Die Kellnerin empfiehlt das kleine Degustationsmenü (Fünf Gänge für knapp 100 Euro), das sich mit lokalen Produkten beschäftigt. Die Amuse-Gueules dazu sind allerdings nicht der Rede wert. Mit Variationen von Pinien, Wacholder und Rosmarin soll der mediterrane Garten gewürdigt werden, leider transportieren die gewählten Texturen - Gelee, Kruste, Schaum / Moos - entweder das Aroma nicht oder sind unangenehm zu essen.

In einem Satz

Gehobene Abwechslung im Urlaub und der Beweis, dass man auch auf dieser Seite der Adria Kochkultur findet.

Qualität: ●●●●○

Ambiente: ●●●●○

Service: ●●●●●

Preis/Leistung: ●●●○○

Sehr nett ist dann der erste Gang, der mit drei Variationen vom Thunfisch tatsächlich einem regionalen Produkt huldigt, auch wenn die Zeit, als er ein paar Buchten weiter im Kvarner Becken gelaicht hat, leider wohl für immer vorbei sind. Ceviche und Tatar vom Thun sind exzellent, die Sous-Vide-Garung hingegen tut dem Fisch keinen Gefallen. Ausgezeichnet ist der Nachfolger - Grattini, winzige Nudelbrösel, die schwarz gefärbt als Bett für Scampi und ein Krustentier-Mousse dienen; hier macht die perfekte Produktqualität Freude. Die Safransüße der Scampi passt gut zu den dunklen, erdigen Grattini. Heimlicher Star: fein geschnittene Wiesenchampions. Wegen seiner Allgegenwart neigt man dazu, den Champignon zu unterschätzen, tatsächlich aber setzt er mit sagenhaftem Aroma hier die Pointen. Seebarsch und Jakobsmuscheln auf dem nächsten Teller überzeugen nicht ganz, die Garnitur aus Blumenkohl und Algen zündet nicht, der Fisch ist leicht übergart; die Jakobsmuschel zeigt wieder, dass nur ganz wenige Köche dazu eine Idee haben, der Teller bleibt blass. Das gilt auch für den Fleischgang mit geschmorter Rinderrippe, Tatar, Zwiebel, Sellerie und Tupfen Roter Bete, darüber Sommertrüffel üppig gehobelt. In dieser Darreichung bleibt der Trüffelgeschmack eindimensional, gut ist das Fleisch, aber nicht aufsehenerregend.

Manche Experimente sind wacklig, anderes wirkt für Yacht-Publikum inszeniert. Dabei bräuchte das Monte die Spielchen mit Texturen und die Teller-Malerei gar nicht, die Produkte vor der Haustür sind aufregend genug. Es ist also eher ein Pionier-Stern, aber deshalb besonders wichtig - möge er weit leuchten.

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