Lebensmittelindustrie:Geheimes Gebräu

Maggi Werbung

1886 kam der Schweizer Julius Maggi auf die Idee, Pflanzenbrühe in Fläschchen abzufüllen. Was genau in der Mischung drin ist, ist bis heute nicht bekannt - und dabei wird es vorerst bleiben.

(Foto: oh)

Genau wie bei Coca-Cola wird die Maggi-Rezeptur unter Verschluss gehalten. Jetzt will das Unternehmen öko werden. Aber ist es nicht gerade die Alchemie aus dem Labor, die die Brühe einzigartig macht?

Mit der goldenen Sichel geerntete Misteln, Wasser, Kräuter, Hummer, etwas "Schnudelfix" - fertig ist der Zaubertrank. Das Gebräu, das die Gallier um Asterix und Obelix unbesiegbar macht, beruht auf einem Geheimrezept. Auch unter Folter verrät Druide Miraculix nicht, welche Zutaten in den Kupferkessel kommen - nur so viel: Hummer kann man auch weglassen, das ist Geschmackssache.

Maggi macht zwar nicht unbesiegbar, aber weitgehend geheim ist die Rezeptur trotzdem. Die Suppenwürze besteht aus Pflanzenproteinen, ergänzt mit einer Art Schnudelfix, Aroma- und Geschmacksverstärkern. "Maggikraut" (Liebstöckel) ist übrigens kein Bestandteil von Maggi - die Pflanze wurde nach dem Würzmittel benannt, nicht umgekehrt.

Maggi will Salz in der Soße senken

Der Schweizer Lebensmittelproduzent Julius Maggi kam 1886 auf die total würzige Idee, konzentrierte Pflanzenbrühe in Fläschchen abzufüllen, um damit Suppen aufzupeppen. Damit hatte er weltweit Erfolg, jährlich werden fast 11 000 Tonnen der braunen Tinktur im Stammwerk in Singen gebraut. Das Rezept ist immer noch geheim, aber so viel ist bekannt: Das Zeug enthält Mononatriumglutamat, Dinatriumguanylat und Dinatriuminosinat, was sich in Zeiten von veganer Wurst und regionaler Bioküche nicht so wahnsinnig frisch und gesund anhört.

Deshalb will Maggi nun irgendwie grüner werden. Man werde in Zukunft mehr "einfache Zutaten verwenden, mit denen die Menschen vertraut sind und die sie zu Hause auf ihrem Küchenregal wiederfinden könnten", teilte der Nestlé-Konzern mit, zu dem Maggi gehört. Zudem soll der Salzgehalt gesenkt werden.

Wollen das die Konsumenten wirklich? Oder ist es nicht gerade die Geheim-Alchemie aus dem Labor, die ein Gebräu wie Maggi so begehrenswert erscheinen lässt? Geheime Rezepte sind das Salz in der Suppe beim Marketing, denn sie erwecken den Eindruck, ein Produkt sei so einzigartig, dass man die Zutatenliste unter Verschluss halten muss.

The Vault of the Secret Formula

Der Tresor, in dem angeblich jahrezehntelang das geheime Rezept von Coca-Cola aufbewahrt wurde, steht heute im unternehmenseigenen Museum in Atlanta.

(Foto: The Coca-Cola Company)

Coca-Cola, Aperol, Red Bull - alle Geheimrezepte liegen im Tresor

Diesen Zaubertrick haben die Hersteller von Coca-Cola, Red Bull, Nutella, Aperol und andere ebenfalls mit Erfolg angewendet. Das Rezept für Coca-Cola lag der Legende nach 86 Jahre lang in einem Tresor in Atlanta. Nur zwei Menschen hatten angeblich Zugang, und die durften nicht beide im selben Flugzeug sitzen. Nun steht der Tresor im Coca-Cola-Museum, das Rezept ist immer noch geheim. Dass Coca-Cola sehr viel gesundheitsschädlichen Zucker und Phosphorsäure enthält, ist kein Geheimnis, trotzdem trinken es die Leute.

Auch der Aperitif "Aperol" beruht auf einem Geheimrezept. Es liegt angeblich in einem Banksafe in Mailand. Nur der Aufsichtsratsvorsitzende der Campari-Gruppe soll es kennen. Die Mixtur geht auf das Jahr 1919 zurück, als die Brüder Luigi und Silvio Barbieri ihre Kreation in Padua vorstellten. Der Bitterlikör wird mit einer Vielzahl von Kräutern, Bitterorange, Rhabarber, Chinarinde und Enzian hergestellt. Die Mischung und die exakten Zutaten werden nicht weitergegeben.

Verständlich, dass Maggi nun frischer werden will, ohne an der leckeren Legende zu rühren. Aber woher soll man wissen, ob der modernisierte Mythos dann nicht doch künstliche Aromen und Geschmacksverstärker enthält? Die SZ enthüllt hier exklusiv ein Geheimrezept: Schnudelfix kann man prima selber herstellen. Karotten, Sellerie und Knoblauch hacken, mit etwas Pflanzenöl, Salz und Liebstöckel mixen und in ein Glas füllen. Hält sich wochenlang im Kühlschrank und schmeckt auch ohne Glutamat.

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