Mützen bei Frauen: Kopfbedeckungen aus Jux und Dollerei
Ein Nachteil des Winters ist der allgemeine Hang zur Mütze. Er ist verständlich, weil Gefrierbrand an keinem Körperteil mehr schmerzen kann als an der zarten, durchscheinenden Ohrmuschel.
Schön ist dieser Hang allerdings nicht, vor allem nicht in einer Saison, in der wippende Pelzbommel auf den aktuellen Mützenmodellen das Straßenbild zur infantilen Farce machen (um nicht weiter auf die vielen Marderhunde einzugehen, die dafür in China sterben!). Wird die Mütze zweckmäßig getragen, also über die Ohren gestülpt und tief in der Stirn, kratzt sie nicht nur wie blöd, sondern macht auch die hübscheste Visage zum Blockflötengesicht.
Aber der Winter ist bisher ausgefallen, was natürlich besorgniserregend ist. An dieser Stelle soll es aber erlaubt sein, sich wenigstens über die modischen Vorteile der Klimaerwärmung zu freuen: die Freiheit, unsere Kopfbedeckung aus Jux und Dollerei zu wählen!
Dieses Modell von Miu Miu ist besonders zu empfehlen: Es vereint die schrullige Exzentrik von Sherlock Holmes (stilistisch gesehen immer eine gute Idee) mit den schützenden Eigenschaften einer Reitkappe. Anleihen vom Reithelm sind sowieso das neue Ding in Sachen lustiger Hut und die lang ersehnte Ablöse von Hasen- und Katzenohren, einer zutiefst britischen Idee, die sich viral auf der ganzen Welt verbreitet hatte. Es kommt zwar nicht oft vor, dass beispielsweise ein Klavier von oben kommt. Aber das Risiko, dass einem die Decke auf den Kopf fällt, ist in diesen Tagen weitaus höher, als dass einen eine Schneeflocke trifft. (Julia Werner)
Mützen für Männer: Lob der Ersatzfrisur
Kaum ein Accessoire begleitet einen Mann so treu und unverändert durch sein Leben wie die Mütze. Vor dem Kindergarten wird sie einem aufgesetzt und erst vor dem Friedhof wieder abgenommen, wenn überhaupt.
Mit einer Mütze beerdigt zu werden ist ja auch eine recht beruhigende Vorstellung. Egal, in welchem Lebensabschnitt jedenfalls, die Mütze ist dem Wohlbefinden eigentlich immer zuträglich. Sie ist Kissen to go, Dauerfrisur und Glatzentünche, sie rettet einen in ICE-Abteilen vor der Zugluft, hält die Gedanken beisammen und macht allgemein Mut - daher kommt übrigens auch ihr Name.
Kein Wunder, dass der dünne Beanie mittlerweile als Ganzjahres-Utensil genutzt wird. Wobei schon gesagt werden muss, dass Dauermützenträger mit der Zeit ein bisschen weich in der Birne wirken. Ein dicker Klassiker wie diese Carhartt-Mütze mit weitem Umschlag sieht in geschlossenen Räumen außerdem gerne mal zu dick aus. Wichtig bei solcher Mützenform: Sie muss ausreichend groß sein, sonst fürchtet man immer, sie würde ihrem Träger demnächst vom Kopf flippen.
Wo genau am weiten Schädelrund man das Label-Patch platziert, darüber streiten sich die Wissenschaftler. Auf der Fortsetzung des Nasenrückens mag eine geometrisch befriedigende Antwort sein, aber Punk ist es nicht. Dann lieber eine Winzigkeit nach links versetzen und bei Gelegenheit eine Winzigkeit zu weit nach rechts drehen. Mützendrehen ist eine Geste, die an das Hutzurechtrücken der Cowboys erinnert, also gewissermaßen evolutionär cool. (Max Scharnigg)
