Kurz gesichtet:Markenleid

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Zeitlos schön hieß es immer, wenn es um das Berliner Label Perret Schaad ging. Doch dessen Zeit ist jetzt vorbei. Bei H&M läuft es dagegen um einiges besser, als es zuletzt schien. Die Schweden präsentieren einen Coop.

Von Anne Goebel, Silke Wichert

(Foto: Andreas Rentz/Getty Images)

Zeitlos schön, das war eine Lieblingsvokabel der Branche, wenn es um das Berliner Label Perret Schaad ging. Ganz zu Recht, das Duo hat an seinem Markenzeichen einer unangestrengten Eleganz von Saison zu Saison gefeilt. Jetzt hat der Begriff eine ganz andere Bedeutung: Mitte der Woche hat Perret Schaad das Aus verkündet. Die Präsentation im Januar war die letzte von Johanna Perret (im Bild rechts) und Tutia Schaad. Damit verliert die deutsche Mode eine ihrer besten Marken. An Liebhabern der puristischen Entwürfe - die nie kühl wirkten, wegen verschwenderischer Farbpalette von pudrigem Grün bis Knallviolett - hat es nicht gefehlt. Schauspielerinnen wie Hannah Herzsprung oder Fritzi Haberlandt gehörten dazu. Die Geschäfte des Berliner Designer-Duos sollen ordentlich gelaufen sein. Doch für mehr Wachstum hätte wohl Geld von außen in die Firma fließen müssen. In einer recht dürren Pressemitteilung betonen die Gründerinnen ihre "Dankbarkeit, unser Label so lange unabhängig und frei von Dritten gehalten zu haben". Rückblickend lässt sich die Januar-Schau auf der Berliner Modewoche als Schwanengesang lesen: Gezeigt wurde ein Mix bewährter Klassiker aus dem Archiv.

Gerade wurde Amal Clooney samt dunklen Brauen zur Frau mit den "best power brows" in Hollywood gekürt. Allein der Titel klingt irgendwie einschüchternd. Betonte Augenbrauen gelten ja neuerdings als Zeichen von Durchsetzungskraft, während die exakt gleich geschwungene Linie bei Audrey Hepburn in den Fünfzigern ein "Süßer Fratz"-Attribut war - verstehe einer die Mode und ihre Volten. Wer Schritt halten will mit dem Make-up-Trend, wird sich jedenfalls Hilfe holen müssen, von alleine wachsen Brauen selten im perfekten Bogen. Die Berliner Beauty-Marke Und Gretel empfiehlt ihr "Brow bow gel" mit dem schönen Namen Froh. Das getönte Brauen-Gel besteht aus natürlichen Inhaltsstoffen ( undgretel.com).

(Foto: PR)

Hora ist der Name eines traditionellen Kreistanzes, der auf dem Balkan verbreitet ist. Wenn ein Designobjekt genauso heißt, kann man das verstiegen finden - typischer Versuch, ein schnödes Ding mit Bedeutung aufzuladen. Die Installation "Horah" des Londoner Studios Raw Edges erinnert tatsächlich an flatternde Gewänder. Die Glaslampen in Weiß, Oliv und Grüntönen bringen durch sanfte Drehung ihre Lamellen zum Schwingen, was mit mehreren Exemplaren besonders kunstvoll aussieht. Yael Mer und Shay Alkalay von Raw Edges stammen aus Tel Aviv, mit "Horah" erinnern sie an die auch in ihrer Heimat populären Volkstänze. Konzipiert wurde die Arbeit zunächst für die Mailänder Designmesse, die an diesem Sonntag endet. Mer und Alkalay planen, die Drehleuchten in Serie gehen zu lassen - für zu Hause muss es ja keine ganze Kompanie sein.

(Foto: PR)

Soll noch mal einer sagen, es würde nicht laufen für H&M. Gerade wurde bekannt, wen sich die Schweden für ihre jährliche Designerkooperation geangelt haben: Nein, nicht Chanel oder Off-White (sonst wäre das Internet längst zusammengebrochen). Es ist Moschino. Doch, doch, das kennt man, dieses lustig-laute italienische Label, für das seit ein paar Jahren der lustig-laute Amerikaner Jeremy Scott entwirft. Verkündet wurde die Paarung beim kalifornischen Musikfestival Coachella - per Instagram-Live-Call! Von Model Gigi Hadid auf Leinwand übertragen! Zumindest was die Kampagnen angeht, bleibt H&M also auf dem neuesten Stand. Der Designer und das Model trugen die ersten Entwürfe: schwarze Männerhemden mit aufgedruckten Ketten, ein Minidress mit CD-Print und Overknee-Stiefel mit Moschino-Kettchen. Schwer zu sagen, ob das reicht, die Millennials und die schrumpfenden Gewinne wieder in den Griff zu kriegen. Dauert ja auch noch, Verkaufsstart ist der 8. November. Fast Fashion war einmal. Fragt sich nur: Wie soll man es bloß bis dahin aushalten?

Das Pariser Luxushaus Alaïa hat den ersten Store außerhalb Frankreichs eröffnet - aber die wichtigste Person fehlte. Der marokkanisch-französische Designer Azzedine Alaïa starb vor einem knappen halben Jahr und konnte die Einweihung an der feinen Bond Street nicht mehr miterleben. Entworfen hatte er das Interieur auf drei Etagen noch selbst: Mit auberginefarbenen Sofas und Ufo-Lampen natürlich keine austauschbare Nobelboutique, eher ein Museum für seine extravagante Mode. Derzeit verantwortet sein Team die Alaïa-Kollektionen.

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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