100 Jahre Fashion-Fotografie:Mode wie gemalt

Wie kein anderes Genre versöhnt die Modefotografie Kunst und Kommerz - und das schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Condé-Nast-Verlag hat für eine Ausstellung in Berlin seine Archive geöffnet und gewährt erstaunliche Einblicke.

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(Foto: Condé Nast)

Wie kein anderes Genre versöhnt die Modefotografie Kunst und Kommerz - und das schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Condé-Nast-Verlag hat für eine Ausstellung in Berlin seine Archive geöffnet und gewährt erstaunliche Einblicke. Noch im 19. Jahrhundert war es Sache der Zeichner, aktuelle Modetrends abzubilden. Renommierte Illustratoren veröffentlichten ihre Skizzen und Grafiken in den großen Magazinen. Die Fotografen wurden daher auch als Eindringlinge mit profanen Kompetenzen beäugt. Dass auch Fotografien so schön sein können wie gemalt, beweist diese Aufnahme von Clifford Coffin, erschienen in der American Vogue vom Juni 1949.

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(Foto: Condé Nast)

In den ersten Jahren des Genres stand das eigentliche Objekt im Mittelpunkt: die Mode. Wie in dieser klassischen Komposition von Edward Steichen, erschienen 1923 in der American Vogue. Der gebürtige Belgier war ein Pionier der Modefotografie. Er sagte einmal: "Als ich mich der Fotografie widmete, war es mein Wunsch, sie als Kunst anerkannt zu sehen. Heute würde ich für dieses Ziel keinen Pfifferling geben. Die Aufgabe des Fotografen ist es, den Menschen dem Menschen zu erklären und ihm zur Selbsterkenntnis zu verhelfen." Nichtsdestotrotz wurden seinem Schaffen nicht nur diverse Ausstellungen gewidmet, auch er selbst war lange Jahre Kurator des Museum of Modern Art in New York.

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(Foto: Condé Nast)

Zunehmend rückte jedoch die Inszenierung der Kleidungsstücke und ihrer Trägerinnen in den Fokus. Selten jedoch machen die Bilder diese Technik selbst zum Thema so wie diese Aufnahme von Diane Arbus für die US-Zeitschrift Glamour von 1948. Während sie in den fünfziger und sechziger Jahren als freie Modefotografin tätig war, veröffentlichte die US-Amerikanerin später vor allem Reportagen in großen Magazinen und widmete sich Figuren am Rande der Gesellschaft. Arbus' Biographie steht stellvertretend für die Karrieren etlicher großer Fotografen, die in der Modebranche begannen.

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(Foto: Condé Nast)

Es ist keine Erkenntnis moderner Marketing-Strategen, dass diese Branche nicht allein darüber funktioniert, Stoffe in verschiedenen Farben und Formen unter die Leute zu bringen. Schließlich soll mit den Kleidungsstücken immer auch ein Lebensgefühl verkauft werden. Diese Aufnahme von Nickolas Muray für Vanity Fair machte das schon 1929 vor. So ist ein Model nicht einfach eine Kleiderpuppe, sondern Urlauberin, ...

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(Foto: Norman Parkinson Limited/Courtesy Norman Parkinson Archive)

... oder selbstbewusste Geschäftsfrau. Der britische Fotograf Norman Parkinson, der diese Dame im Oktober 1949 für Glamour in Szene setzte, revolutionierte in seiner Heimat in den vierziger Jahren die Modefotografie: Er war einer der ersten, der die Models aus den sterilen Studios auf die Straße holte.

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(Foto: Condé Nast)

Die Blätter aus dem Condé-Nast-Verlag - sei es Vanity Fair, oder allen voran die Vogue - sind seit jeher wegweisend für die Modefotografie. Für eine Ausstellung in Berlin hat der Verlag seine Schmuckstücke aus dem Archiv geholt. An ihnen lässt sich die ganze Geschichte der Modefotografie erzählen. Während es in den Nachkriegsjahren darum ging, Mode im natürlichen Umfeld zu zeigen, wirkt diese Aufnahme von Albert Watson von 1977 (American Vogue) nahezu hyperrealistisch. 

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(Foto: Sebastian Kim)

Ganz zu schweigen von dieser Aufnahme von 2011: Die Mädchen, von Sebastian Kim für die Teen Vogue inszeniert, wirken eher wie Figuren aus einem Comic oder Avatare aus einem Computerspiel, denn als echte Menschen. Wie viele der mehr als 150 Fotodrucke in der Ausstellung "Zeitlos schön" im C/O Berlin zeigt auch dieses Bild zweierlei: dass Modefotografie mit Mode oft nur noch am Rande zu tun hat und dass in diesem Genre der vermeintliche Gegensatz zwischen Kunst und Kommerz aufgehoben wird.

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(Foto: Condé Nast)

Im einen Extrem ist die Mode, um die es eigentlich gehen soll, fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt - wie in dieser Erwin-Blumfeld-Aufnahme für die American Vogue von 1945.

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(Foto: Bonwit Teller; Walter Florell Ba)

Im anderen verzichtet der Fotograf beinahe auf die Frau darin oder darunter. Diese Fotografie von John Rawlings für die American Vogue zeigt damit nicht nur die Vielseitigkeit der Modefotografie zu einem bestimmten Moment, sondern auch, wie sehr das Genre oft seiner Zeit voraus zu sein scheint. Oder hätten Sie erraten, dass die Aufnahme schon 1944 entstanden ist? Zeitlos Schön. 100 Jahre Modefotografie von Man Ray bis Mario Testino. Ausstellung noch bis 28. Oktober 2012 im C/O Berlin. Zeitlos Schön C/O Berlin Condé Nast Modefotografie Zeitlos Schön C/O Berlin Condé Nast Modefotografie

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