Ideale in aller Welt:Was ist schön?

Bodytypes around the World

Das Original (rechts) und die Antworten aus Kolumbien, USA, Italien, Mexiko und China.

(Foto: OnlineDoctor.SuperDrug.com)

Schwarz oder blond? Dick oder dünn? Seit Jahrhunderten beschäftigt die Menschen die Frage, was schön ist. Designer aus der ganzen Welt haben nun das gleiche Bild bearbeitet.

Von Michael Neudecker

Schneewittchen musste sterben, das volle Programm: Bedrohung durch einen Jäger, Flucht in den Wald, Unterschlupf bei kleinwüchsigen Einsiedlern, von der bösen Stiefmutter entdeckt, beinahe stranguliert und schließlich vergiftet. Schuld war ein Spieglein an einer Wand, das schonungslos definierte, wer wie schön ist, so einfach ist das im Märchen. Die Wirklichkeit ist freilich komplexer; es gibt zwar Magazine, die Listen der 100 schönsten Menschen zusammenstellen, aber eine Zeitschrift ist nie so kompetent wie das Spieglein. In der Wirklichkeit muss jeder Mensch selbst herausfinden, was und wen er schön findet. Bloß: wie?

Schönheit liegt in der Seele und im Auge des Betrachters, hat man schon oft gehört, stimmt aber nur bedingt. Gesamtgesellschaftlich gesehen ist Schönheit die größtmögliche Schnittmenge von Schönheitsmerkmalen, zusammengeführt im sogenannten Schönheitsideal, zu dessen eigenartigen Auswüchsen wiederum der BMI (Body-Mass-Index) zählt.

Jede Zeit hat ihr eigenes Schönheitsideal und jedes Land seinen eigenen BMI, es gab zuletzt immer wieder Versuche, ebendies möglichst anschaulich zu illustrieren. Vor einem Jahr etwa schickte die amerikanisch-spanische Journalistin Esther Honig ein ungeschminktes Foto von sich an Photoshop-Künstler in aller Welt, bezahlte zwischen fünf und 30 Dollar und verlangte: "Make me beautiful", machen Sie mich schön. Heraus kamen viele verschiedene Esther Honigs, blass, dezent, bunt, aufgebrezelt, je nach Geschmack, meist dem Landesklischee entsprechend.

Pralle Brüste oder neue Kleider

Mit einer ähnlichen Idee wandte sich nun die britische Medizin-Homepage onlinedoctor.superdrug.com an die US-Marketingagentur Fractl, nur dass diesmal nicht nur ein Gesicht verändert werden sollte, sondern gleich ein ganzer Frauenkörper. Das Originalbild wurde an zufällig ausgewählte Künstler und Designer überall auf der Welt geschickt, vornehmlich weibliche, mit der Bitte, das Foto so zu verändern, dass im jeweiligen Heimatland möglichst viele Menschen die Frau attraktiv fänden.

18 Designer aus Nord- und Südamerika, Europa und Afrika machten mit (aus Deutschland beteiligte sich kein Designer), vier von ihnen sind Männer, denen allerdings die Bedingung auferlegt wurde, sich mit Frauen abzusprechen. In Ägypten wurde die Frau schwarzhaarig und mit prallen Brüsten versehen, in Italien bekam sie neue Kleider und wurde deutlich verschlankt, in den Niederlanden bekam sie zur neuen Figur gar Stiefel angezogen.

Repräsentativ ist das natürlich nicht, das war auch nicht der Anspruch des Experiments. Ein paar interessante Erkenntnisse bringen die Ergebnisse aber schon, zum Beispiel, dass Schneewittchen nichts zu befürchten gehabt hätte, wenn es in Spanien gelebt hätte.

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