Herzogin Catherine und die Modeindustrie:Billion Dollar Baby

Ob Sommerkleid, Schuhe oder Strumpfhosen: Was Herzogin Catherine trägt, ist in kürzester Zeit ausverkauft. Experten schätzen den Kate-Effekt in der britischen Modeindustrie auf bislang eine Milliarde Pfund.

Lena Jakat

Die Herzogin von Cambridge soll geweint haben, als sie am vergangenen Sonntag der Filmpremiere von War Horse im Londoner Westen beiwohnte. Doch die Begebenheit, dass Steven Spielbergs Frau Catherine ein Papiertaschentuch für die royalen Tränen reichte, dürfte für weitaus weniger Interesse sorgen als eine andere Nachricht des Abends: Das Kleid. Die "atemberaubende" - so der Tenor auf Twitter - Robe aus schwarzer Spitze, vom Schnitt her eine vage Remineszenz an Kates Brautkleid, wurde von den Fans im Netz in kürzester Zeit analysiert, kommentiert und der britischen Designerin Alice Temperley zugeordnet. Längst gibt es eigene Blogs, in denen die Garderobe der Herzogin identifiziert wird.

Britain's Catherine, Duchess of Cambridge attends the UK premiere of War Horse on the eve of her 30th birthday, at the Odeon Leicester Square cinema in London

Die jüngste Sensation aus Kates Kleiderschrank: In dieser Spitzenrobe erschien die Herzogin von Cambridge zur Londoner Premiere von War Horse.

(Foto: REUTERS)

Die Designerin dürfte sich über die Gratis-PR freuen: Schließlich schnellen die Verkaufszahlen für Klamotten aus Kates Kleiderschrank nach öffentlichen Auftritten erfahrungsgemäß in die Höhe. Den Kate-Faktor nennen das britische Blätter - eines hat ihn nun beziffert: Auf bislang eine Milliarde Pfund (1,2 Milliarden Euro) beliefen sich die Einnahmen, die die Modebranche dank der neuen Stilikone der Insel generieren konnte, berichtet die Sun. Einzelhandelsexperten rechneten demzufolge vor, dass Britinnen jedes Jahr 250 Millionen Pfund (303 Millionen Euro) ausgäben, um ihrem modischen Vorbild näherzukommen. Kates Geschmack und Stilsicherheit sind schließlich inzwischen quasi amtlich beglaubigt: Sie wurde im vergangenen Jahr auf die Best-dressed-Listen von Magazinen wie Vanity Fair und Harper's Bazaar gewählt.

Der Effekt dürfte auch deswegen so enorm sein, weil die Herzogin nicht nur Stücke exklusiver Häuser wie Temperley trägt, sondern diese auch mit Highstreet Fashion kombiniert, Mode aus der Fußgängerzone also, von den Discountern der Bekleidungsindustrie. Zum ersten Mal griff der Kate-Faktor bei einem Kleid der Modekette Topshop, das Catherine Middleton, damals noch weit entfernt davon, Mitglied der königlichen Familie zu werden, 2007 zu ihrem 25. Geburtstag trug. Nachdem sie in dem günstigen Print-Kleidchen fotografiert wurde, war das Stück binnen 24 Stunden ausverkauft.

Online-Shops brechen unter der Last der Anfragen zusammen

Seither jagt ein Hype um Kates Garderobe den nächsten. Das - ach so kurze - Kleid aus schwarzer und nude-farbener Spitze, das sie Anfang Dezember bei einem Wohltätigkeitskonzert trug: in Stunden ausverkauft. Das cremefarbene, elegante Kleid, mit dem die Braut zum Shooting für die offiziellen Verlobungsfotos erschien: verkauft im Minutentakt. "Wir sind von der Berichterstattung überflutet worden", sagte damals der Geschäftsführer David Reiss der Daily Mail. Eine Springflut, die sich wiederholte, als Catherine in einem Kleid derselben Firma Michelle Obama die Hand schüttelte. Es dauerte nicht lange, bis der Online-Shop unter der Last der Anfragen zusammenbrach. Er verzeichnete 500 Mal so viele Zugriffe wie üblich.

Laut Sun stiegen seit der königlichen Hochzeit im April die Absatzzahlen für die herzöglichen Strumpfhosen, für nude-farbene Schuhe - ja sogar für schokoladenbraune Haarfarbe. Stücke aus Catherines Garderobe werden auf Portalen wie Ebay längst für ein Vielfaches ihres ursprünglichen Preises gehandelt. Das Kornblumen-Kleid vom Tag nach der königlichen Hochzeit, der helle Strick-Zweiteiler vom Besuch in L.A., Jacke und Rock, bei deren Kauf Kate in Kensington beobachtet wurde - die Herzogin beschert der Modebranche Boom um Boom. Die zeigt ihre Dankbarkeit, indem sie Blusen und Schuhe nach der Stilikone benennt.

Die Marketing-Chefin einer Modekette sagte der Sun: "Die Attraktivität unserer neuen Prinzessin verwandelt die ganze Nation in Kate-Beobachter." Ihr Stil, ergänzte Konsumanalystin Alexandra Richmont, habe etwas, dass jeden anspreche. Trotz der allgemeinen Krisenstimmung auf Europas Märkten darf sich die britische Modeindustrie also auf das neue Jahr freuen: Als Gattin von Prinz William wird die Herzogin von Cambridge mehr öffentliche Auftritte als bisher in noch mehr neuen Kleidern absolvieren. Und nichts deutet darauf hin, dass der Kate-Faktor nachlässt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: