Geschmackssache:Smorging

Geschmackssache: undefined
(Foto: mauritius images)

Eine Freundin bittet zum Smorging. Sie wissen nicht was das ist? Egal. Essenstrends sind inzwischen so kurzlebig, dass man sie getrost verpassen darf.

Von Marten Rolff

Kürzlich lud eine Freundin zum Smorging ein. Smor... was? Zugegeben, es verstört etwas, wenn man auf seinem Spezialgebiet Begriffen begegnet, von denen man noch nie gehört hat, Trends, deren Blüte womöglich schon wieder Geschichte ist. Und ein Blick auf die Erregungskurve bei Instagram bestätigte schnell: Smorging ist uralt. Bestimmt sieben Monate. Wenn nicht neun. Herrje! Es rauschte mit ähnlich rasanter Brutalität an einem vorbei wie damals die Regenbogen-Bagels oder die Muffles, eine Kreuzung aus Muffin und Waffel. Für manche Foodies ist das ungefähr so, als habe man die Präsidentschaftswahlen verpennt. So reichen wir hiermit pflichtschuldigst die Smorging-Kolumne nach. Namensgeber ist das schwedische "Smørgåsbord" (wörtlich: Butterbrottisch), wo zu Brot und Butter einige Köstlichkeiten gereicht werden: Wurst, Käse, Dips, Chutneys, Fisch, Gemüse, Obst. Viele entdeckten die skandinavische Tradition plötzlich als beste Möglichkeit, ganz unkompliziert Freunde zum Essen zu laden. Wirkte es auf Fotos nicht so heimelig wie eine Szene von Carl Larsson, wenn sich die Tafel unter den Schüsseln bog? Mancher wird fragen, was genau Smorging denn nun von einer Brotzeit unterscheidet? Nichts. Und gemessen an den Instagram-Fotos ist ein Vier-Gänge-Menü auch nicht aufwendiger. Doch irgendwie muss man wohl einen Weg finden, die Leute immer wieder am immer selben Tisch zu versammeln. Jede Wette: Spätestens zur Outdoor-Saison wird Smorging wieder groß. Es wird dann natürlich Brettling heißen oder Tapa Tapa. Es wird nicht viel anders schmecken als sonst, aber gut klingen. Und vor allem: fantastisch aussehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: