Geschmackssache:Kuchenteig

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(Foto: PR)

Früher warnten Eltern vor zu viel rohem Kuchenteig, heute ist das eine Geschäftsidee. In New York gibt es sogar einen Shop, der die Trendspeise wie Eis portioniert.

Von Claudia Fromme

Es gibt Dinge, die hört man als Kind, und dann bleiben sie einem ein Leben lang im Kopf, unabhängig vom Wahrheitsgehalt. Nicht schielen, sonst bleiben die Augen stehen. Bei Frost nicht mit der Zunge an die Schaukelstange, sonst friert sie daran fest. Und der Klassiker: Wenn du zu viel rohen Teig isst, wirst du Bauchschmerzen bekommen. Das ist die Ausgangslage, wenn es gilt, einen Trend zu bewerten: den Verzehr rohen Plätzchenteigs. Cookie Dough vertreibt bei Kaffeekränzchen derzeit die unvermeidlichen Cake-Pops, Ben & Jerrys mengt Teigbrocken in seine Eisbecher, und unlängst eröffnete in New York ein Laden, der ausschließlich Teig verkauft, portioniert wie Eiskugeln und verziert mit Zuckerperlen und Schokostücken. Die Lücke zwischen Dessert und Kuchen wurde also erfolgreich geschlossen, was erstaunlich ist, denn optisch ist die Trendspeise keine Köstlichkeit, sondern ein unansehnlicher brauner Klumpen. Im Bauch richtet er immerhin nicht das angedrohte Weh an, weil dafür notwendige Zutaten fehlen: Eier und Backtriebmittel. Wer den kastrierten Teig kosten möchte, fliegt nach New York oder schlägt 125 Gramm braunen Zucker mit 100 Gramm weicher Butter und einem Esslöffel Milch schaumig, gibt 150 Gramm Mehl dazu und rührt weiter, bis ein weicher Teig entsteht, der nach Gusto mit Schokosplittern angereichert wird. Oh! und Ah! rufen die Freunde an der Kaffeetafel, loben den knirschenden Zucker in der Speise, verlangen eine zweite Portion. Nein, möchte man ihnen zurufen. Entzaubert nicht den Mythos! Der Reiz des Teigschleckens lag doch vor allem in seiner Begrenztheit. Wenn der Schaber blank war, gab es nichts mehr. Vergessen wir ihn, diesen Trend.

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