Geschmackssache:Granatapfel

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Der Granatapfel braucht zum Reifen viel Sonne und Hitze. Aus den Gärten des Orients und auch der Mittelmeerländer ist er nicht wegzudenken. (Foto: imago/blickwinkel)

Keiner anderen Frucht wird mehr Symbolwert beigemessen: Leben, Tod, Macht und Fruchtbarkeit. Doch allem Bohei zum Trotz spielt der Granatapfel in der Küche eine untergeordnete Rolle.

Von Marten Rolff

Unser Verhältnis zum Granatapfel ist paradox. Keiner anderen Frucht wird ein größerer Symbolwert beigemessen: Er steht für Leben und Tod, Macht und Fruchtbarkeit. Er spielt ebenso eine Rolle in der griechischen Mythologie (der Granatapfel des Paris!) wie im Koran oder in der Bibel. Wenn es eine Metaphysik des Obstes geben sollte, darf der Granatapfel als Beweis dafür gelten. Auch halten viele ihn für ein Heilmittel oder wenigstens für ein Aphrodisiakum (beides unbewiesen). Doch allem Bohei zum Trotz wissen wir dann in der Küche seltsam wenig mit diesem Wunderobst anzufangen. Sein Saft verleiht Drinks und (Salat-)Soßen eine dezente Fruchtigkeit. Und die adstringierende Frische seines Fleisches ist ein schönes Gegengewicht zu herzhaften Gerichten. Doch selbst der Meister der Levante-Küche, Yotam Ottolenghi, erwähnt den Granatapfel in seinem wichtigsten Kochbuch "Jerusalem" nur in zwei Rezepten. Das eine davon, Auberginen-Dip mit Zitrone, Knoblauch und Granatapfelkernen, ist allerdings ein Knaller. Für vier Personen 4 große Auberginen (je etwa 350 g) mit einem Messer mehrfach etwa 1 cm tief einstechen und auf einem mit Alufolie geschützten Backblech im Ofen so lange unterm Grill rösten (Gartengrill geht auch), bis sie aufplatzen und zerfallen. Dabei öfter wenden, die Haut darf schwarz werden. Kurz abkühlen lassen, das Fleisch sorgfältig aus der Haut (wegschmeißen!) lösen und für 1 Stunde im Sieb abtropfen lassen. Übrig bleiben etwa 500 g Fruchtmatsch, den man verrührt mit 5 EL Olivenöl, 2 EL Zitronensaft, je 2 EL gehackter Petersilie (glatt) und Minze, 2 zerdrückten Knoblauchzehen und dem Abrieb einer Biozitrone. Mit etwa ½ TL Salz und frischem Pfeffer abschmecken und bei Raumtemperatur 1 Stunde ziehen lassen. Zum Servieren mit den Kernen eines halben Granatapfels bestreuen.

© SZ vom 19.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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