Geschmackssache:Geheimnis Erdbeere

Erdbeerernte
(Foto: dpa)

Das Wichtigste zuerst: Die Erdbeere, diese universell beliebte und zudem gesunde Frucht ist überhaupt nicht das, wofür sie alle halten. Also eine Beere. Und ihre Frucht besteht auch nicht aus der saftigen roten Knolle, auf der man so gerne herumkaut.

Von Gottfried Knapp

Erdbeeren erfreuen sich überall, wo sie angebaut und angeboten werden, größter Beliebtheit. Dabei beruht schon der Name auf einem Irrtum. Erdbeeren sind, wie auch Himbeeren, gar keine Beeren. Sie gehören zur Familie der Rosengewächse, sind also mit Rosen, Äpfeln und Pflaumen näher verwandt als etwa mit Johannisbeeren, die ihrerseits eher so unterschiedlichen Früchten wie Tomate, Orange, Banane, Tollkirsche und Avocado ähneln. Nicht die leuchtend roten Knollen, die uns anlachen, sind die Früchte des Erdbeerstrauchs, sondern die winzigen gelben Nüsschen, die auf der Haut der Scheinbeere aufsitzen und beim Kauen im Mund als Widerstand bemerkt werden. Das frische saftige Fruchtfleisch ist also nur der angeschwollene Boden der Blüte; er hebt die kleinen Früchte ins Licht und dem möglichen Vertilger entgegen, der für die Verbreitung sorgen soll. Schon im Mittelalter hat, wie auf Mariendarstellungen zu sehen ist, die bescheiden am Boden wachsende, irgendwie himmlisch schmeckende und, wie man heute weiß, konkurrenzlos gesunde Erdbeere kultischen Status genossen. Ihr europäisches Urbild, die Walderdbeere, gilt auch heute noch als besondere Delikatesse. Ihren hübschen Abkömmling, die Monatserdbeere, kann man übrigens bequem auf dem Balkon heranziehen. Die Riesenerdbeere aber, die wir heute in Massen verzehren, ist ein Zuchtprodukt aus ursprünglich kanadischen und chilenischen Großformen. Einziges Qualitätskriterium für sie ist Frische. Erdbeeren verlieren nach dem Pflücken kontinuierlich an Geschmack und Festigkeit. Man isst sie also am besten direkt vom Strauch weg.

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