Geschmackssache:Schneller Kuchen aus dem Einweckglas

Die Backmischung im Glas ist eine dekorative Back-Lüge. (Foto: StockFood)

Besser kann man sich in der Küche nicht selbst belügen. Aber immerhin ist die Backmischung im Glas eine dekorative Lüge.

Von Claudia Fromme

Irgendwann begann der Wahn, alles in Einmachgläser zu füllen. Beim Picknick haben Wurstsalat und Guacamole im Bügelglas Tupperware in Rente geschickt, im Restaurant war es lange Zeit Mode, die Wildkräutersuppe so an den Tisch zu bringen, selbst in Großkantinen werden Desserts in Weckgläsern serviert, als habe eine Bäuerin im Leinenleibchen sie handgerührt.

Nicht verwunderlich, dass die Firma Weck im badischen Öflingen Zuwächse in der Produktion von Haushaltsgläsern von 29 Prozent seit 2014 vermeldet, wie die Badische Zeitung berichtet. In Zeiten, in denen unablässig vom Selbermachen palavert wird, es aber keiner mehr kann, passt natürlich die Backmischung im Glas, die es unlängst sogar zu Aldi schaffte. Dort gab es eine Muffinmischung mit gefriergetrockneten Erdbeeren. Der Haushaltswarenladen in der Innenstadt bot dafür Wiener Kaiserschmarrn als Mix im Zischgummiglas an. Warum nur?

Ein wenig erinnern die geschichteten Zutaten an den Erdkundeunterricht, in dem man sich erfolglos versuchte zu erinnern, in welcher Reihenfolge Bims, Schweißschlacke und Löss im Boden der Vulkaneifel liegen. Ähnlich erfolglos wird auch das Backen: Es fehlt die Hälfte. Nur Eier, Butter und Milch zugeben - fertig ist der Kaiserschmarrn. Vielen Dank, Mehl, Mandeln und Rosinen hätte ich auch so zu Hause gehabt.

Aber vielleicht ist es alles ein Missverständnis, denn wer sich ehrlich zur Backmischung bekennt, wählt Pappschachteln. Wer aber noch einen Einrichtungsgegenstand für die Küche sucht, den er verstauben lassen will, hat hoffentlich Freunde, die noch alte Nüsse und Schokoflocken loswerden möchten.

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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