Fotograf Demarchelier in Berlin:Spielerisch perfekt

Seinen Namen kennt nicht jeder, seine Fotos prägen seit Jahrzehnten unsere Vorstellung von perfekter Schönheit: Die Bilder des französischen Modefotografen Patrick Demarchelier sind in Berlin ausgestellt - und verblüffen den Betrachter.

Von Ruth Schneeberger

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Patrick Demarchelier

Quelle: Patrick Demarchelier

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Seinen Namen kennt nicht jeder, seine Fotos prägen seit Jahrzehnten unsere Vorstellung von perfekter Schönheit: Die Bilder des französischen Modefotografen Patrick Demarchelier sind in Berlin ausgestellt - und verblüffen.

Was genau macht Schönheit aus? Ist es Perfektion? Ist es Haltung? Zufall oder harte Arbeit? Dass Schönheit im Gegensatz zu einem beliebten Sprichwort jedenfalls nicht nur im Auge des Betrachters liegt, zeigen die Bilder von Patrick Demarchelier.

Im Bild: Linda Evangelista (1990)

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Natürlich: Die Damen, die der französische Fotograf seit Jahrzehnten für eine schier endlose Reihe von Zeitschriftencovers, Modestrecken und Anzeigenkampagnen mehr oder weniger bekleidet abgelichtet hat, sind allesamt wunderschön. Die meisten von ihnen sind Topmodels und haben mit ihrem Äußeren Millionen gemacht. Auf diesem Bild zum Vogue-Geburtstag 1992 ist die gesamte Riege der damaligen Supermodels versammelt, inklusive Claudia Schiffer und Naomi Campbell.

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Eine Linda Evangelista, eine Laetitia Casta (hier 1997), ...

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... oder eine Christy Turlington (1999, mit Maus) ansehnlich abzubilden, ist nicht allzu schwer. Aus diesen Bildern aber wiederum selbst Ikonen der Modefotografie zu machen, Bilder von zeitloser Schönheit, die auch Jahrzehnte nach den Karrierehöhepunkten der Abgebildeten noch im kollektiven Bewusstsein sind, das gelingt nicht vielen Fotografen. Wohl aber dem in New York lebenden Patrick Demarchelier, weshalb die Galerie Camera Works in Berlin ihm eine Ausstellung widmet und 50 seiner bekanntesten Bilder zeigt.

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Von Demarchelier, der 1943 in der Nähe von Paris geboren wurde und im Alter von 17 Jahren von seinem Stiefvater praktischerweise eine Kamera geschenkt bekam, heißt es immer wieder: Er hatte sie alle. Ob Nadja Auermann (1995) auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs, ...

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... die schier unsterbliche Kate Moss, 1992 im zarten Alter von 18, ...

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... Bestverdienerin Giselle Bündchen (1999), ...

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... oder Diane Kruger 1994, als sie noch keine durchschnittliche Schauspielerin, sondern ein überdurchschnittliches Model war - überirdisch gar, zumindest für diese eine Kampagne, bei der sie sich für Demarchelier (und für das Parfum eines italienischen Modedesigners) im Sand wälzte.

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Das Geheimnis seines Erfolges und das seiner Bilder, mit denen er den wenige Jahre zuvor noch für unmöglich gehaltenen Aufstieg von Models zu Superstars mit begründete, liegt unter anderem in der ihm eigenen Bildsprache: Anstatt Models, wie es in den 1980er und frühen 1990er Jahren noch üblich war, stark und kraftvoll vor den zu bewerbenden Produkten zu inszenieren, zeigte er ihre verletzliche, ihre menschliche Seite. Seine Supermodels, diese üblicherweise eher abgehobenen Wesen, betrachten den Betrachter zurück. Sie schauen ihm in die Augen - und er in ihre. Durch die Reduktion der sonstigen Bildinhalte entstehen Momente höchster Intensität, durch die inszenierte Leichtigkeit zusätzlich verstärkt.

Das machte Demarchelier für die Mode- und Werbeindustrie so besonders - und auch wertvoll für die Models selbst: Ein Gesicht, ein Oberkörper, ein Blick und sonst nichts - wer zaubert daraus derart eindringliche Szenen, die einerseits zeitlos erscheinen und von allgemeingültigen Schönheitsidealen erzählen, und dennoch das Model als Individuum zeigen? Eigentlich nur Demarchelier. Weshalb sogar die Crème de la Crème der Topmodels, wie eben Christy Turlington ...

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... oder Cindy Crawford (1989) sich für den Fotografen auch oben ohne zeigten. Obwohl es gerade zu den Attributen eines Topmodels gehört, sich im Gegensatz zu den wesentlich schlechter bezahlten Kolleginnen aus der Erotikindustrie eben nicht barbusig ablichten lassen zu müssen. Sie mussten nicht, aber sie wollten. Weil sie wussten: Wenn es einer kann, ohne anzüglich zu werden, dann Demarchelier. Weil der Modefotograf, der in den 1970er Jahren mit seiner Freundin aus Frankreich ausgewandert war, diesen speziellen Bilck für die Würde seiner Modelle hatte, wurde ihm 1989 eine besondere Ehre zuteil.

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Als erster nicht aus Großbritannien stammender Fotograf durfte er ein Mitglied des britischen Königshauses offiziell porträtieren. Die Bilder von Lady Di im schulterfreien Abendkleid (1990) machten ihn über die Modeszene hinaus international berühmt. Und auch wenn es bis heute die Welt des schönen Scheins geblieben ist, in der der 70-jährige Demarchelier verehrt wird (im Film "Der Teufel trägt Prada" wird er als bedeutendster Modefotograf der Branche erwähnt, bei "Sex and the City" hat er einen Cameo-Auftritt), sagt er selbst über sich: "Ich möchte als Fotograf angesehen werden, nicht als Fotograf für eine bestimmte Richtung."

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Die Ausstellung, die ihm diesen Wunsch zu erfüllen versucht, zeigt (neben Aufnahmen wie diesen von seinem Fotografenkollegen Richard Avedon, 1993, und berückenden Bildern von wilden Tieren) vor allem Porträts von Frauen, die als die schönsten der Welt gelten. Scarlett Johansson in schwarzer Corsage auf goldenem Bett, Nicole Kidman in all ihrer Perfektion - doch die Bilder sind niemals überladen. Denn Gwyneth Paltrow, obwohl ganz nackt, wendet sich schüchtern vom Betrachter ab, und Angelina Jolie spielt eben nicht den verführerischen Vamp aus ihren Filmen, sondern trägt schwarzen Rollkragenpulli und ein entwaffnendes Lachen auf den berühmten Lippen. Es ist dieser so spielerische wie mutige Umgang mit Schönheit und Ruhm, die Demarcheliers Fotos so wirkungsvoll machen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 12. Juli zu sehen, weitere Infos hier.

© SZ.de/rus/leja
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