Flirten mit Stil:Gepflegtes Vorspiel

Alkohol in der Ehe.

Wer sucht den Wein aus beim ersten Date? Wenn Ihre Begleitung ungefragt zu einem Monolog über die richtigen Chianti-Jahrgänge ansetzt, sollten Sie sofort Magenprobleme bekommen.

(Foto: iStock)

Endlich Mai - die Zeit zum Verlieben. Nur wie? Wer den Wein aussucht, warum man Nachtisch bestellen muss und die Karriere nicht als Thema taugt: Zehn Fragen rund um ein erstes Date mit Stil.

Endlich Mai - Zeit zum Verlieben. Nur wie? Zehn Fragen rund um ein erstes Date mit Stil.

"Schön hier, oder?"

Sie und Ihre Verabredung begegnen sich zum ersten Mal. Glückwunsch. Egal, wer den Laden ausgesucht hat, jetzt geht es nur um eines: locker machen. Wer zum Auftakt schon anfängt, an der Speisekarte oder dem Kellner herumzumäkeln, scheidet als Partner für einen gelungenen Abend (oder mehr) aus. Falls Ihr Gegenüber das anders sieht, verabschieden Sie sich nach spätestens einer Viertelstunde mit einer Begründung, die immer geht: Magenprobleme.

"Suchst du den Wein aus?"

Die Begrüßung ging glatt? Dann zu den Getränken. Hier gibt es nur ein Tabu: übertriebene Kennerschaft. Eine Apfelschorle ist genauso akzeptabel wie Bier oder Martini. Wenn Ihre Begleitung aber ungefragt zu einem Monolog über die richtigen Chianti-Jahrgänge ansetzt oder, noch schlimmer, erklärt, dass dieser oder jener Wein zum Fisch überhaupt nicht ginge, sollten Sie erneut sofort Magenprobleme bekommen. Falls Sie selbst der Kenner sind: toll, aber sehen Sie einfach darüber hinweg. Machen Sie ein paar Vorschläge, aber hüten Sie sich davor, Eindruck schinden zu wollen.

"Oh, du hast hier Empfang?"

Falls Sie diese Frage im Laufe des Abends stellen müssen, ist er leider gelaufen. Wer beim ersten Date ohne Not (todkranke Erbtante, Champions-League-Finale) aufs Handy guckt, ist ein unhöflicher Tropf oder langweilt sich fürchterlich. Die Konsequenz sollte in beiden Fällen die gleiche sein - er oder sie erlebt den Frühling allein.

Wutbürger sind schlechte Romantiker

"Bist du mit dem Rad da?"

Ein gutes Thema, um Toleranz zu testen. Der eine poliert täglich seinen BMW, der Nächste würde nie ohne Helm aufs Rad steigen. Hier gibt es, wie so oft, keine falsche Meinung, unglücklich ist nur das Extrem. Wenn Ihr Gegenüber anfängt, länger über eine Gruppe Verkehrsteilnehmer zu schimpfen, egal, ob Elektroradler oder Skater, sollten Sie misstrauisch werden. Wutbürger sind schlechte Romantiker.

"Tocotronic oder Bayreuth?"

Sie haben die erste halbe Stunde gut miteinander ausgehalten? Dann wird es Zeit für einen Abstecher ins Kulturleben. Hier lauern naturgemäß viele Fallstricke, aber dafür erfährt man, hinter wie vielen Monden der andere lebt. Prinzipiell gilt: Seien Sie kein Blender. Wenn Ihr Date ein Opern-Abo hat, und Sie erklären, dass sie mit der Musik von Franz Josef Wagner nichts anfangen können, wird der gemeinsame Abend ein abruptes Ende finden. Und falls Sie selbst ein Spezialgebiet haben, egal, ob Westküsten-Rap oder Bauhausarchitektur, gilt wie beim Wein: bitte kein Referat.

"Was machst du beruflich?"

Ernsthaft? Ist Ihnen schon so fad, dass Ihr Gespräch in die profane Welt der Karriereaussichten und Kantinenmenüs abgleiten muss? Der Reiz der ersten Begegnung liegt doch nicht im Austausch von Visitenkarten, sondern in dezent frivolen Andeutungen. Nur so entsteht die Wärme, aus der später Reibung werden kann. Den Beruf gleich am Anfang zu erörtern, ist auch deshalb ein Frevel, weil in der Frage danach so viel Berechnung mitschwingt. Das Gegenüber wird nicht mehr in Esprit aufgewogen, sondern in Gehalt und Status. Wenn Sie Pech haben, geht der andere tatsächlich einer Beschäftigung nach, die aufregend ist, irre viel Geld aufs Konto spült und soziales Ansehen verspricht. Aber mit Ihrer frühen Frage haben Sie jedes erdenkliche Interesse an Ihrer eigenen Person gekillt. Sie Goldgräber/in.

Ein Date ist viel, aber nie eine Diät

"Und wie war dein letztes Date?"

Zugegeben, auch diese Frage ist eigentlich falsch, weil einfallslos. Aber wenn bis hierhin noch niemand Magenprobleme simulieren musste, kann sie schon rausrutschen. Wichtig bei der Antwort: Diskretion. Berichten Sie, wie sie sich selbst mal danebenbenommen haben. Aber lassen Sie kein schlechtes Wort über ehemalige Begleitungen fallen. "Über die Toten nur Gutes", heißt die alte Weisheit. Das Gleiche gilt für tote Beinahe-Liebschaften.

"Noch ein Nachtisch?"

Der offizielle Teil des Abends neigt sich dem Ende zu. Nun geht es um die wirklich wichtige Frage: ob ein inoffizieller Teil folgen soll. Die Antwort liefert die Süßspeise. Sie kann nicht nur, sie muss bejaht werden - zur Not mit dem Vorschlag, das Dessert zu teilen. Wer jetzt behauptet, satt zu sein oder irgendwelche Low-Fat-Argumente vorträgt, zieht es vor, allein nach Hause zu fahren. Ein Date ist viel, aber nie eine Diät.

"Teilen wir die Rechnung?"

Sicher, die Zeiten wandeln sich. Trotzdem ist diese Frage für jede denkbare Paarung zwischen Männern und Frauen ein Ausschlusskriterium. Nicht wegen Geschlechterklischees, sondern weil sie das Abenteuer des Kennenlernens für eine profane Rechenaufgabe unterbricht. Wenn keiner der Beteiligten es als Privileg empfindet, die kompletten Kosten des Abends übernehmen zu dürfen, dann hat die Sache ohnehin keine Zukunft. Teilen heißt trennen.

"Darf ich dir in die Jacke helfen?"

Vor dieser Frage haben viele, vor allem jüngere Männer inzwischen Bammel. Frauen auch. Die Männer, weil sie nicht wissen, ob ihr Angebot als veralteter Chauvi-Irrsinn abgewiesen wird, die Frauen, weil nur noch wenige Kerle die Kunst des In-die-Jacke-Helfens wirklich beherrschen, ohne ihrer Begleiterin die Arme auszurenken. Die Lösung? Sprechen Sie das Thema kurz vorher an: "Spielen wir das Spiel mit der Jacke?" Das lässt jeden Ausweg zu. Und wer bei der Antwort lächelt, dem hilft man später gerne auch beim Ausziehen.

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