Fleischersatzprodukte:Bitte blutig!

Tofu? Langweilig! Längst haben Veganer jede Menge kuriose Fleisch-Imitate zur Auswahl. Wie wäre es zum Beispiel mit Hummer?

Von Frederik Eikmanns

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Quelle: Giselle Guerrero; www.impossiblefoods.com

Pünktlich zur Grillsaison füllt sich das Kühlregal im Supermarkt nicht nur mit Fleisch und Würsten, sondern auch mit deren veganen Pendants. Die Hersteller werden immer kreativer. In Großbritannien bietet eine Burgerkette seit neuestem etwa vegane Buletten an, die bluten. Auch in den USA sind derlei Merkwürdigkeiten längst keine Seltenheit mehr. Aber gibt es nicht vielleicht doch einen Grund, warum sich veganer Hummer bisher nicht durchgesetzt hat? Die skurrilsten Fleischersatzprodukte im Überblick.

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Blutige Buletten

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Quelle: Giselle Guerrero

Das Produkt: Eigentlich sollte man denken, dass es Vegetariern und Veganern gerade darum geht, zu vermeiden, dass Blut fließt. Beißt man in den medium gebratenen Impossible Burger, tropft es einem dennoch rot entgegen: Die Bulette besteht aus Weizen und Kartoffel, enthält aber auch eine zähe rote Flüssigkeit aus roter Beete. Angeblich sieht dieses Fake-Blut nicht nur aus wie das Original, sondern schmeckt auch so. Dafür sorgt Häm, ein pflanzlicher Stoff, der so ähnlich auch in echtem Blut und Fleisch steckt und für deren charakteristischen Geschmack sorgt. Und das bei einem Kuh-Anteil von 0%, wie der Hersteller stolz verkündet.

Für wen: Alle mit einem Hang zum Morbiden. Nach dem Motto: War zwar nie lebendig, möglichst tot soll es aber trotzdem wirken.

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Tintenfischringe

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Quelle: www.hallo-vegan.de

Das Produkt: Im besten Fall knusprig und lecker, im schlechtesten Fall gummiartig und labbrig - das gilt wohl auch für vegane Tintenfischringe. Von deren Inhaltsstoffen darf man sich nicht verunsichern lassen. Die Hauptzutat Konjak beispielsweise ist nicht zu verwechseln mit dem fast gleichnamigen Branntwein. Es handelt sich um die Wurzeln eines tropischen Baums. Dieses Gewächs, die Teufelszunge, hat wiederum nichts mit Seezunge oder Seeteufel zu tun. Verwirrend. Fest halten lässt sich: Das Produkt ist alkohol- und fischfrei. Ein bisschen Meer steckt allerdings doch in den Ringen: Seetang-Extrakt sorgt für ein Minimum an Authentizität.

Für wen: Für alle, die keine Hemmungen haben, mit Knoblauch-Atem ihre Mitmenschen zu nerven. Vegane Tintenfischringe machen schließlich erst dann wirklich Sinn, wenn man auch vegane Knoblauchmayo auf dem Tisch stehen hat. Keine Sorge, auch die gibt es mittlerweile zu kaufen.

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Muscheln

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Quelle: www.heritagehealthfood.com

Das Produkt: Muscheln? Lebensmittelvergiftung! Wer dieses Risiko nicht eingehen will, kann mittlerweile auf vegane Jakobsmuscheln umsteigen. Selbst im schlimmsten Fall rufen die wohl nicht das Elend hervor, das man durchleiden muss, wenn man sich verdorbene Muscheln einverleibt. An deren Aussehen kommt die vegane Alternative übrigens recht nahe heran. Sojaprotein und Saitan sind so in Form gepresst, dass sie aus dem Augenwinkel glatt als echt durchgehen könnten.

Für wen: Für alle, die nicht enttäuscht sind, dass die vermeintlichen Muscheln ohne ihre Schalen geliefert werden. Ans Ohr halten und dem Meer lauschen geht also nicht. Stattdessen kommen die vermeintlichen Weichtiere in der Dose.

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Hummer

Lobster Ball - veganer Hummer

Quelle: lovinghutsupply

Das Produkt: Consider the lobster ("Bedenke den Hummer") heißt einer der bekanntesten Essays von David Foster Wallace. Darin versucht der Autor zu beantworten, ob es in Ordnung ist, die Krebstiere nach der gängigen Methode bei lebendigem Leibe zu kochen. Seine Antwort: Eher nein. Man kann davon ausgehen, dass Wallace Urteil anders ausgefallen wäre, hätte er sich mit den veganen Hummerteilen der Firma Loving Hut auseinandergesetzt. Für die spricht zum Beispiel, dass sie nicht versuchen, aus dem siedenden Wasser zu klettern.

Für wen: Depressive Literaten, tierliebe Gourmets und alle, die lieber nichts essen möchten, was einst zehn Beine und zwei gewaltige Scheren besaß.

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Haggis

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Quelle: www.shop.thevegankind.com

Das Produkt: Lange galt: Echtes Fleisch schmeckt besser als das Imitat. Mit ihrem veganen Haggis stürzt die Firma Macsween nun all diejenigen in eine Glaubenskrise, die dieser These bisher Universalgültigkeit zugesprochen haben. Die Hauptzutaten der fleischfreien Variante Hafer, Bohnen und Gemüse dürften für viele appetitlicher klingen, als das was laut traditionellem Rezept in das Gericht gehört: Herz, Leber und Lunge eines Schafs, dazu noch Zwiebeln und Hafermehl, dann alles in den Magen des Tieres und ab in den Kochtopf.

Für wen: Die Zielgruppe des Produkts ist vermutlich recht überschaubar und beschränkt sich geografisch auf Schottland. Wie viele der vegan lebenden Schotten wirklich das Bedürfnis haben, sich endlich wieder voller Heißhunger auf ihr Haggis zu stürzen, ist unbekannt. Glaubt man den Bewertungen im Netz, kommt das Zeug geschmacklich aber recht nah an das Original heran. Stellt sich nur die Frage, ob das wirklich ein Qualitätsmerkmal ist.

© SZ.de/ick/liv
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