Fettwasser. Klingt wie Vitaminschokolade oder Veganbutter - sinnlos und kontraproduktiv obendrein. FatWater ist nicht etwa zum Duschen bei trockener Haut gedacht, sondern zum oralen Konsum. Das Getränk, dem sich in den USA bereits einige Blogger gewidmet haben ( kritisch hier, weniger kritisch hier und nahezu euphorisch hier), besteht neben ein paar natürlichen Aromen aus: Wasser und Fett. Besser gesagt enthält das Trendgetränk ein Fett namens XCT Oil, das aus zwei verschiedenen wertvollen MCTs besteht. Macht für Sie alles keinen Sinn?
Das Fett im Wasser enthält mittelkettige, gesättigte Fettsäuren - MCTs -, die in tropischen Pflanzenfetten wie Kokosfett vorkommen. Die sind nicht nur weniger kalorienhaltig als herkömmliches Fett, sondern werden vom Körper auch anders verarbeitet. Fettwasser "ist vegan, paleo, glutenfrei und Non-GMO", heißt es in der vermeintlich hochwissenschaftlichen Produktbeschreibung. Glaubt man dem Erfinder, soll Fettwasser ein besonders gesunder Energiespender sein - und gleichzeitig die Fettverbrennung ankurbeln. "Because who doesn't love to be hydrated while their body eats itself?", fragte das US-Magazin Paper.
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Ernährungswissenschaftler sehen die Sache skeptisch. MCTs könnten zwar tatsächlich beim Abnehmen helfen, sagte eine Forscherin der Columbia University dem Magazin Time - wenn dadurch im Alltag zum Beispiel Butter oder Olivenöl ersetzt werden. Fettwasser mache dagegen nicht wirklich Sinn: "Es spendet keine nützliche Energie." Auch für die Behauptung, das Fett im Wasser würde dem Körper helfen, das Wasser besser zu verarbeiten, gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Das Fazit der Wissenschaftlerin: "Wenn Sie Durst haben, trinken Sie Wasser. Wenn Sie Hunger haben, essen Sie."
Unangenehmer Film auf der Zunge
Das Fettwasser stammt aus dem florierenden Marketingreich von David Asprey. Der Silicon-Valley-Mann hat rund um jene MCTs ein Imperium aufgebaut. Er hat den Bulletproof Coffee (ähnelt Fettwasser, enthält aber Kaffee statt Aromen) und die Bulletproof Diet (ähnelt Fettwasser, enthält aber statt Wasser Fleisch und Gemüse) erfunden. Jetzt also Fettwasser.
Bei all seinen offenkundigen Vorteilen - Hydriert! Liefert sinnlose Energie! - ist das Genusserlebnis bei Fettwasser der Sorten Beere, Zitrone, Orange oder "Ohne Geschmack" wohl ohnehin nicht so wichtig. Menschen aus den USA, die gesundheitlich ganz vorne mit dabei sind, attestieren ihm ein eher abgestandenes Aroma, berichten von einem unangenehmen Film, den es auf der Zunge hinterlässt.
Wenn Sie jetzt kaum noch an sich halten können und sich mit jeder mikrobiologisch aktiven Zelle Ihres Körpers nach diesem Zeug sehnen, müssen Sie sich allerdings noch gedulden. Auf der Website des Erfinders wird das Fettwasser derzeit - offenbar bevor es überhaupt jemals verkauft wurde - als "ausverkauft" geführt. Solange können Sie sich ja mit Kokosöl die Zähne putzen.
