Fashionspießer zu weißen Hosen:Just a Gigolo

Costa Cordalis Promi Big Brother

"Du wartest auf die Liiiebe" - Costa Cordalis trug schon immer gerne Weiß.

(Foto: DPA/DPAWEB)

Weiß ist nicht nur die Farbe der Unschuld und keimfreier Ärztekittel - auch der gemeine Strandgigolo posiert am liebsten im weißen Beinkleid. Wer sich abseits der Mittelmeerküste in helles Leinen hüllt, sollte sich daher nicht wundern, wenn ihm die Unschuldsnummer nicht abgekauft wird. Eine Modekolumne.

Von Felicitas Kock

"Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt"? "Leichtmatrose fertig zum Anker lichten"? Was wollen Männer in weißen Hosen nur aussagen? Am Ende gar: "Stellen Sie mich meiner zukünftigen Schwiegermutter vor"? Wer fähig ist, eine blütenweiße Hose ohne Verfärbungen zu erhalten, der muss in der bei Schwiegermüttern hochangesehenen Wissenschaft des Wäschesortierens und -waschens schließlich mindestens Grundkenntnisse erworben haben.

Oder will der in hellen Stoff gewickelte Mann mit seiner Sommerklamotte am Ende seiner Unschuld Ausdruck verleihen? Friedenstauben sind weiß, wer eine Auseinandersetzung beenden will, schwenkt eine weiße Fahne - da läge es nahe, käme auch der weißbehoste Mann in friedlicher Absicht. Kommt er vielleicht auch, nur nimmt ihm das heute kaum mehr jemand ab.

Ich fand sie irgendwo allein in Mexiko

Zu plastisch sind die Erinnerungen an den Sommerferienflirt an der italienischen Adriaküste. Damals mit 15. In Rimini. Als sich die sonnengebräunte Haut des tollen Alessandro so köstlich von seiner weißen Leinenhose absetzte. Und dann kam heraus, dass er nicht nur Maria aus München, sondern auch Barbara aus Braunschweig küsste. Der Schuft.

Neben Alessandro hat es die weiße Hose auch Costa Cordalis zu verdanken, dass sie nicht mehr nur als Teil einer Arzt- oder Marineuniform wahrgenommen wird - sondern auch als typisches Erkennungszeichen des Strandgigolos. "Ich seh dir an, da schlummert ein Vulkan, du wartest auf die Liiiebe", trällerte Cordalis in den Siebzigern, damals noch botoxfrei, warf sein schwarzes Haar über die Schulter und ließ die Hüften in seiner - genau - weißen Hose kreisen.

Daran ist nichts auszusetzen: Die natürliche Umgebung des hellen Leinenbeinkleids ist die Mittelmeerküste. Und dort, im feinen Sand, bei Temperaturen um die 30 Grad und an den Hüften eines jugendlichen Schwerenöters, hat sie auch ihre Berechtigung. Je weiter sich der Hosenträger jedoch von Sand, Strand und Jugend entfernt, umso verdächtiger macht er sich, im Herzen ein vogelwilder Beachboy geblieben zu sein.

Sieht die erwachsene Maria daher heute eine strahlendweiße Leinenhose in der Münchner Fußgängerzone, denkt sie unweigerlich an Alessandro. An die tränenüberströmten Stunden auf dem Rücksitz des elterlichen Autos bei der Rückfahrt aus Italien. An die mit lila Tinte vollgeschriebenen Tagebuchseiten. In ihren Ohren klingt es: "Ich fand sie irgendwo, allein in Mexiko. Anita, Anita."

Von wegen Schwiegermutterliebling! Nie würden Maria, Barbara oder Anita heute eine solche Windhose ihren Eltern vorstellen, da kann sie noch so rein und fleckenfrei mit den Jacketkronen des Brautwerbers um die Wette strahlen. Denn eines ist nach den Ferienflirts der vergangenen Jahre und Jahrzehnte klar: Wo gewollt Unschuldiges demonstrativ flattert wie ein Fähnlein im Wind, muss etwas faul sein. Dieser tiefenpsychologischen Tatsache sollte sich jeder Mann bewusst sein, bevor er sich im Kaufhaus in die Leinenhosen-Abteilung begibt.

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