Essay:Home Sweat Home

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Dank Fitness-Apps und Youtube-Videos kann heute jeder sein Sportprogramm zu Hause absolvieren. Aber muss man das auch?

Von Anne Backhaus

Sabrina, 24, brünett, Sternentattoo am Knöchel, blaue Augen, gebräunte Haut und Oberarme, wie sie sich jeder Holzfäller nur wünschen kann, freut sich. Das ist offensichtlich, denn unter ihrem neuen Statusbild und dem Hinweis auf hundert absolvierte Sit-ups in drei Minuten und 53 Sekunden steht: "Freu!!!!!" Das Foto zeigt Sabrinas nackten Bauch. Sie hat extra ihr T-Shirt hochgeschoben, ihr Sixpack freigelegt. Die junge Frau liegt irgendwo zu Hause auf dem Laminatboden, vermutlich im Wohnzimmer, neben ihren neonpinken Turnschuhen steht ein Glastisch und dahinter ein blaues Ledersofa. Es ist Donnerstagmittag und Sabrina muss nicht lange auf den ersten "ClapClap" warten. In der Netzgemeinschaft ihrer Sport-App werden Mitglieder, die schicke Muskelfotos von sich teilen, mit einem Klick auf ein Symbol klatschender Hände belohnt. ClapClaps sind das Like-Lob der Fitness-Freaks. Bis zum Abend wird Sabrina 725 Mal virtuellen Applaus von ihren 2563 Followern bekommen. "Ihr belohnt mich so krass, morgen werde ich extra pushen", kommentiert sie noch in der Nacht ihr Bauchbild.

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