Ehrlich gesagt, vieles von dem, was sich Erwachsene heute als teure Designermöbel in die Wohnung stellen, sieht eigentlich so aus, als wäre es für Kinder entworfen: Die ikonischen Plastikstühle von Kartell zum Beispiel, bonbonbunte Sofalandschaften von Patricia Urquiola oder auch das halbe Alessi-Sortiment für die Küche.
Sucht man hingegen ausgewiesene Einrichtung für den Nachwuchs, dann landet man vermutlich eher nicht in den geschmackvollen Designgeschäften und Manufakturen, sondern in den Möbelkaufhäusern an der Autobahnauffahrt. Was dort als Einrichtung in der "Erlebniswelt Kinderzimmer" aufgebaut ist, ist meistens den drei P zuzuordnen: Praktisch, Preisgünstig, Pressspan. Das Argument dafür kann man sich denken: Kinder legen keinen Wert auf Designernamen und stilistischen Schnickschnack und außerdem ist das Zeug in zwei Jahren sowieso entweder zu klein oder kaputtgespielt.
Hat Ästhetik und Design im Kinderzimmer also keinen Platz? Wir haben für diese Seite fünf Eltern versammelt, die sich beruflich mit gutem Geschmack und Stil beschäftigen und sie gefragt: Wie sieht es eigentlich bei Ihnen im Kinderzimmer aus? Ist da auch alles so schick?
Nada Lottermann: Raum für Geschichte
"Ich bin als Fotografin und Stylistin ein Augenmensch, natürlich ist es mir wichtig, wie das Zimmer aussieht, das sich meine Töchter Lila, 11, und Juli, 8, teilen. Ich mag es modern, aber nicht clean. Die Einrichtung soll eine Geschichte haben und nicht leblos wirken wie im Katalog bestellt. Im Zweifel ärgert man sich nur, wenn man etwas Teures gekauft hat und sie kritzeln alles mit Filzstiften voll. Obwohl es natürlich viele besondere und coole Möbel für Kinder gibt, hier in Frankfurt zum Beispiel von Morgen Interiors. Da musste mich mein Mann bremsen. Das Erste, was ich für das Kinderzimmer ausgesucht habe, war die Wandfarbe: bewusst kein Rosa, sondern einen verwaschenen Mauve-Ton. Dann kamen schlichte weiße Betten dazu, ein alter Bauernschrank und ein riesiger Perserteppich, den ich günstig auf Ebay ersteigert habe. Eine Einrichtung muss wachsen, ich bringe oft etwas von meinen Reisen mit, Aufbewahrungsboxen etwa. Irgendwann habe ich angefangen, die Kinderzeichnungen zu rahmen. Dazu kamen andere persönliche Bilder, etwa eines, das immer bei meiner Oma hing. Das meine ich mit 'Geschichte' - ein Raum voller Erinnerungen."
Nada Lottermann war mal Model und arbeitet heute in Frankfurt/M. als Fotografin und Stylistin