Designerwechsel bei Yves Saint Laurent:Hedi kommt heim

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Bäumchen wechsle dich: Stefano Pilati ist als Kreativchef bei Yves Saint Laurent raus. Für ihn könnte Hedi Slimane zurückkehren. Er hat in den neunziger Jahren die Männermode umgedeutet und könnte dem Label seine Eleganz wiedergeben.

Verena Stehle

Offiziell ist es noch überhaupt nicht. Und doch pfeifen es Modeblogger schon seit Tagen wie Spatzen von den Dächern: Hedi kehrt zu Yves Saint Laurent zurück! Huit-huit-huit! Die Sprecher des Luxuskonzerns PPR, zu dem das Label mittlerweile gehört, halten sich mit Kommentaren vornehm zurück. Vorerst ist nur eine Sache sicher: Stefano Pilati ist als Kreativdirektor bei Yves Saint Laurent raus - sein Vertrag endet Ende März. Ein offizieller Kommentar, wer ihm nachfolgt, wird für den 5. März erwartet, den Tag der Pariser Schau von Yves Saint Laurent.

Nie wusste man vorher, was Stefan Pilati zeigen würde. Jetzt verlässt der Designer das Label Yves Saint Laurent. Sein inoffizieller Nachfolger: Hedi Slimane. (Foto: AFP)

Eine Rückkehr von Hedi Slimane erscheint auch deshalb logisch, weil er nach etlichen Jahren immer noch als Wonderboy der Mode gilt, obwohl er die letzten Jahre damit zubrachte, drumstickdürre Teenager in Schwarzweiß zu fotografieren. Er ist und bleibt der Designer, der das Bild von Männermode in unseren Köpfen ausradiert und neu gezeichnet hat. Statt zu großer, schlecht sitzender Nadelstreifenjacketts: rasiermesserscharfe, schmale Silhouetten. Als Slimane Weltruhm erlangte, war er bereits Creative Director bei Dior Homme. Seine Anzüge waren der Grund, warum der einstige Klops Karl Lagerfeld begann, auf Bergkäse zu verzichten, und Kate Moss von Paparazzi in der Herrenabteilung erwischt wurde.

Eigentlich aber war es Yves Saint Laurent, bei dem Slimane seine modische Früherziehung bekam. 1997, mit noch nicht mal 30 Jahren, wurde der gebürtige Pariser Artistic Director bei Saint Laurents Herrenlinie Rive Gauche Homme. In den folgenden drei Jahren deutete er die Männermode um, ganz im Sinne seines Förderers. Slimane verpasste der Männermode drei für diese Epoche arg ungewöhnliche Adjektive: verführerisch, erotisch, androgyn. Der YSL-Mann war kein Testosteron-Model mit Holzfällermuskeln, sondern ein blasser, verletzlicher Hänfling. Auf die Frage, was ihn am meisten beeinflusst habe, sagte Slimane einmal: "Bei Saint Laurent zu studieren, als Saint Laurent noch Saint Laurent war."

Nonnen, Sternenoutfits, Siebziger

Auf dem Laufsteg hat sich das Prinzip Comeback bereits bewährt, in der Chefetage jedoch galt bisher das Motto: Schaut nach vorne! Umso erstaunlicher, dass in dieser Woche gleich zwei Designer zurückkehren sollen. Nach der Designerin Jil Sander, die zum Modehaus Jil Sander zurückkehrt, eben vielleicht auch Hedi Slimane. Während aber Jil Sanders Noch-Kreativdirektor Raf Simons vielleicht zu Dior wechselt, ist Stefano Pilati bislang - einfach nur raus. "Ich wünsche ihm das Allerbeste", sagte am Montag François-Henri Pinault, Chef von PPR, dem Branchenblatt Women's Wear Daily.

Pilati hat vorexerziert, dass ein guter Designer heutzutage mehr sein muss als ein guter Schneider. Seit er Tom Ford 2004 bei Yves Saint Laurent nachfolgte, wurden seine Shows von Kritikern nur aus einem Grund mit großer Spannung erwartet: Nie wusste man vorher auch nur so ungefähr, was er zeigen würde. Fashion-Shows waren bei ihm eher Motto-Shows; mal zeigte er Nonnen, dann Sternenoutfits, dann wieder mal die Siebziger. Saint Laurent selber sagte 2005 über Pilati: "Manches, was er macht, ist gut. Manches ist nicht so gut."

An einen Entwurf von Pilati wird man sich aber wohl noch in zehn Jahren erinnern: seine lachhaft hohe Tribute-Plateausandale. Dass das Label YSL wieder mit eleganteren Schlagwörtern umschrieben werden kann, dafür wird Hedi Slimane vielleicht bald wieder sorgen.

© SZ vom 28.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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