Calvin Klein wird 70:"Der König der Unterhosen"

Ein Parfüm für beide Geschlechter, revolutionäre Unterwäsche für Männer und ein Leben zwischen Valium und Genialität: Calvin Klein feiert heute seinen 70. Geburtstag. Die innovativen Kreationen des US-Designers prägten die Modelandschaft jahrzehntelang - sehr zum Leidwesen von Kleins Tochter Marci.

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Calvin Klein - runway - Fashion Week Mercedez Benz

Quelle: dpa

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Ein Parfüm für beide Geschlechter, revolutionäre Unterwäsche für Männer und ein Leben zwischen Valium und Genialität: Calvin Klein feiert heute seinen 70. Geburtstag. Die innovativen Kreationen des US-Designers prägten die Modelandschaft jahrzehntelang - sehr zum Leidwesen von Kleins Tochter Marci.

Denkt man an Männer-Unterwäsche, denkt man an ihn: Calvin Klein. Zwar hat der US-Designer sein Modeimperium bereits vor knapp zehn Jahren für etwa eine halbe Milliarde Dollar an den weltgrößten Hemdenhersteller Phillips-Van Heusen verkauft, doch den Titel "König der Unterhosen" wird Klein so schnell wohl nicht wieder los.  

Denn ihm ist es zu verdanken, dass die Baumwollunterhose (hier im Bild ein kanariengelbes und ein orangefarbenes Exemplar) zur Reizwäsche für den Mann avancierte. 1982 entschied Klein, dass die klassische Herrenunterhose dringend einem Facelift unterzogen werden müsste.

Seine Korrektur war schlicht, ihre Wirkung bewältigend. Denn an die Baumwollunterhose nähte er einen Stretchbund, auf den er seinen Markennamen druckte. 

Modeschoepfer Calvin Klein wird 70 Jahre alt

Quelle: dapd

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Doch dass die Klein-Unterwäsche weltweit ein Renner wurde, lag nicht nur am Design, sondern auch an der revolutionären Vermarktungstrategie des Designers.

Lange vor den Marken Apple und Abercrombie verstand Klein (hier im Bild im Juli 1983) es, seine Produkte im Bewusstsein der Menschen zu verankern. 

Die Jeans, die er in den späten Siebzigern entwarf, verkauften sich schon in der ersten Woche ihrer Einführung hunderttausenfach. Warum? Weil Klein sie mit dem damals 15-jährigen Model Brooke Shields bewarb. Die streckte sich inszeniert von Fotograf Richard Avedon in ihren Blue-Jeans und hauchte: "Weißt du, was zwischen mir und meinen Calvins ist? Nichts."

Eine solche massenwirksame Werbebotschaft mit einer Minderjährigen war zum damaligen Zeitpunkt ein Skandal. Der TV-Sender CBS weigerte sich den Spot mit Shields auszustrahlen. 

Calvin Klein

Quelle: Calvin Klein

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Hundertfach wurden in den 80er Jahren Plakate wie diese von den Litfaßsäulen gerissen und an Wände von Jugendzimmern gehängt. 

Die Botschaft von Kleins Anzeigenmotiven war klar: Unterwäsche von Calvin Klein ist nicht Kleidung, sondern Aphrodisiakum. Bedeutende Modefotografen lichteten Supermodels wie Christy Turlington, Karen Mulder und Markus Schenkenberg für Kampagnen ab. 

Die noch sehr junge Kate Moss kuschelt sich hier an den Rapper "Marky Mark", der heute als Mark Wahlberg schauspielert.

Calvin Klein Unterhose Boxershorts Mark Wahlberg

Quelle: Calvin Klein

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Aber erst durch Calvin Klein wurde "Marky Mark" zum Hollywoodstar. Entspannt gegen die Wand gelehnt, der Blick frei auf muskulöse Oberschenkel und einen beeindruckenden Waschbrettbauch - Wahlberg machte quasi über Nacht Feinripp wieder tragbar.  

Calvin Klein lieferte die simple Begründung für den Verkaufserfolg seiner Boxershorts: "Ich mache Unterwäsche, damit Leute darin sexy aussehen. Wir können das besser als andere. Und weil das so ist, ist es genau das, was wir in unseren Kampagnen auf die bestmögliche Weise zeigen: Wie sexy unsere Wäsche ist." 

Calvin Klein Werbung

Quelle: Steve Finn/Getty Images

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2000 wurde Freddie Ljungberg zum bestangezogen Mann Schwedens gewählt - doch der Fußballspieler bewies wenig später, dass er auch ohne Kleidung gut aussieht. 

Die womöglich Einzige, die kein Fan der Unterhosen mit dem Gummibündchen ist, ist Kleins Tochter Marci, wie sie in diversen Interviews erzählte: "Jedesmal, wenn ich mit einem Mann ins Bett gehe, sehe ich die Unterwäsche meines Vaters." 

Eva Mendes Promotes Calvin Klein Underwear Collection In Madrid

Quelle: Getty Images

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Ansonsten verkauften sich die Kleinschen Höschen (hier die Damenkollektion präsentiert von Hollywood-Beauty Eva Mendes) bestens. So konnte Calvin Klein sein Unternehmen über Jahrzehnte ausbauen. Neben Unterwäsche und Jeans entwarf der Designer auch Sonnenbrillen, Uhren, Bademode, Haushaltstextilien und Schmuck. Sein Stil prägte das Lebensgefühl der Neunziger Jahre. 

Kleins Maxime war dabei stets Minimalismus. "Nicht irgendwas, das von der anderen Seite der Straße hinüberschreit", sagte er. Und so verwischte sein Design stets die Grenzen zwischen den Geschlechtern. Revolutionär sein Parfüm "Ck One": Es war die erste Unisex-Duftreihe für Männer und Frauen und gehört weltweit zu den meistverkauften Parfüm-Klassikern. 

Modeschoepfer Calvin Klein wird 70 Jahre alt

Quelle: dapd

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Klein selbst blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Schon als Kind entwarf er Kleider für die Puppen seiner Schwester. Seinen Abschluss machte er am renommierten Fashion Institute of Technology in Manhattan, mit wenigen tausend Dollar Startkapital gründete Klein nach dem Abschluss seine eigene Modefirma - sein Durchbruch gelang mithilfe eines Zufalls. 

Ein einflussreicher Mode-Einkäufer des schicken New Yorker Kaufhauses Bonwit Teller stieg, so will es die Legende, Ende der 1960er im falschen Stockwerk aus dem Aufzug und stolperte so zufällig ins Atelier des damaligen Jung-Designers. 

Der schlichte Calvin-Klein-Stil soll den Einkäufer so begeistert haben, dass er Ware im Wert von 50.000 Dollar (etwa 40.000 Euro) orderte und damit zahlreiche Schaufenster des Kaufhauses dekorieren ließ - der Durchbruch für den Jung-Designer Klein. 

Klein war zwar zweimal verheiratet, blickt aber auch auf eine wilde Partyvergangenheit zurück. Der Designer trank, nahm Drogen und Valium. Aufenthalte in Entzugskliniken wechselten sich mit Partynächten im "Studio 54" ab.  Auch zahlreiche Beziehungen zu Männer wurden ihm nachgesagt. Doch nachdem seine Tochter entfürt wurde, zog er sich 1978 abrupt aus der Öffentlichkeit zurück.  

Heute gibt Klein keine Interviews mehr und gilt als eisig-unnahbarer Modepapst im Ruhestand. 

© Süddeutsche.de/jst/bero
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