Büchermarkt:Jetzt schreibt sie auch noch!

Sie ist noch unbekannt in der Literatur, aber keine Unbekannte: Model Cara Delevingne hat einen Roman veröffentlicht.

Von Julia Rothhaas

Cara Delevingne

Autogramme geben kennt sie schon, nur diesmal unterschreibt sie als Autorin: Cara Delevingne.

(Foto: Alastair Grant/dpa)

Es dürfte nur sehr wenige Bücher geben, in denen der Autor ans Ende seines Werks ein Interview mit sich selbst stellt. In diesem Fall passt das seltsame Vorgehen allerdings ganz gut. Schließlich ist "Mirror, Mirror" (Fischer) nicht das Erstlingswerk einer unbekannten 25-Jährigen, die sich einfach mal selbst interviewt, bevor es vielleicht sonst niemand tut. Nein, die Autorin heißt Cara Delevingne und die ist zumindest außerhalb der Literatur keine Unbekannte.

Cara Delevingne ist eines der prominentesten Gesichter der Welt, zwei Mal wurde sie bereits zum "Model of the Year" gekürt, zu ihren Auftraggebern gehören Burberry, Chanel, Dolce & Gabbana, Oscar de la Renta oder Stella McCartney, und bei wem es jetzt noch immer nicht klingelt: Cara ist die mit den buschigen, dunklen Augenbrauen und den lustigen Grimassen. Sie ist eines der wenigen Models, die machen kann, was sie will (nächtelang feiern, Tattoo in der Ohrmuschel und auf der Fußsohle, Glatze schneiden) - gebucht wird sie trotzdem ohne Unterlass für Shootings und den Laufsteg.

Auf das Nur-Model-Sein hat Cara Delevingne allerdings seit ein paar Jahren keine Lust mehr. Sich in ihrem Leben auf eine einzige Sache festlegen zu lassen, daran habe sie kein Interesse, sagte sie in einem Interview. Also wurde sie Schauspielerin ("Anna Karenina", "Margos Spuren", "Valerian"), Sängerin ("I Feel Everything", produziert von Pharrell Williams), Sprecherin (für das Videospiel "Grand Theft Auto V"), Designerin (Kollektionen für DKNY und Mulberry), und sie trat in den Musikvideos von Taylor Swift, Die Antwoord und Bryan Ferry auf. Was noch fehlte? Ein Buch, klar.

Gemeinsam mit der britischen Autorin Rowan Coleman hat sie nun ihren ersten Roman veröffentlicht. Die Protagonisten in dieser Coming-of-Age-Geschichte sind allesamt Außenseiter, die sich durch ihre Teenagerjahre kämpfen mit alkoholkranken Eltern, prügelnden Brüdern und den versammelten Unsicherheiten, die wohl zu jedem gelungenen Großwerden dazugehören. Für ein Schulprojekt kommen die vier als Band zusammen, die ihnen fortan emotionalen Unterschlupf bietet. Bis ein Mädchen verschwindet, halb tot wiedergefunden wird und sich der Rest der Clique auf die Suche macht nach den Gründen für ihren mysteriösen Unfall.

Leseprobe

Cara Delevingne selbst stammt aus einem reichen Elternhaus, als jüngste von drei Schwestern wächst sie in einem der exklusivsten Stadtteile Londons auf. Die Oma war Kammerzofe bei Prinzessin Margaret, ihre Patin ist Schauspielerin Joan Collins, die Familie präsentiert sich auf Society-Empfängen und Pferderennen. Doch der Schein trügt: Ihre Mutter, ehemaliges Model und It-Girl, ist heroinabhängig und über ihren Vater sagt Cara Delevingne, er habe ihr emotionale Fesseln angelegt. Die kleine Cara leidet an Dyspraxie, einer Entwicklungsstörung, die grob- und feinmotorische Defizite mit sich bringt, und bekommt mit 15 Jahren Depressionen. Eine Armada an Therapeuten kann ihr nicht helfen. Mit 18 wird sie schließlich als Model entdeckt, wie zuvor ihre Schwester Poppy; daraufhin versucht sie sich in den Scheinwerferlichtern dieser Welt zu trösten. Ohne Erfolg: Sie arbeitet so viel, dass sie erneut krank wird (Schuppenflechte) und über Selbstmord nachdenkt. Das Modeln macht sie nicht glücklich, sie zieht die Reißleine und ist heute davon überzeugt, dass Musik und Schauspiel sie gerettet haben.

Es dürfte im Buch einige Parallelen zu ihrer Jugend geben, auch wenn das Setting ein anderes ist. Aber obwohl man nicht davon ausgehen kann, dass Cara Delevingne federführend an diesem Buch mitgearbeitet hat: Für eine Geschichte über ihr wahres Leben hätte man sich mehr begeistern können. Es mag zu früh sein für eine Autobiografie, aber ihr Leben ist wohl spannender als alles, was sie sich ausdenken kann. Immerhin: Auf dem Büchermarkt werden wir sie wiedersehen. In ihrem Interview in "Mirror, Mirror" verrät sie: "Es könnte sicher eine Fortsetzung geben."

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