Bestattungskultur in Deutschland:Ewige Truhe

Särge im Flower-Power-Design und mit Swarovski-Kristallen besetzte Urnen: Dank der Bestattungsindustrie kann die eigene Individualität heutzutage auch über den Tod hinaus zelebriert werden. Die stilvollsten Möglichkeiten der letzten Ruhe wurden jetzt erstmals prämiert - in der Expertenjury saß auch die ehemalige Bischöfin Margot Käßmann.

Anna Maria Priebe

Der Tod ist so eine Sache. Mit ihm beschäftigt man sich zu Lebzeiten nur ungern. Andererseits trifft er wirklich jeden. Für den ein oder anderen Lebenden ist das Sterben damit sogar ein ziemlich gutes Geschäft.

Bestattungskultur in Deutschland: Als letzte Ruhestätte für Hippies und Gartenfreunde hat ein Allgäuer Unternehmen dieses Modell mit floralem Motiv im Angebot.

Als letzte Ruhestätte für Hippies und Gartenfreunde hat ein Allgäuer Unternehmen dieses Modell mit floralem Motiv im Angebot.

(Foto: oh)

Um das Thema und sich selbst ins Gespräch zu bringen, hat die Hamburger Gesellschaft für Bestattungen und Vorsorge mbH, die eines der zahlreichen Trauerfall-Internetportale betreibt, eine Art "Deutschland wählt das Supergrab"-Wettbewerb ins Leben gerufen. Eine neunköpfige Experten-Jury, der auch die ehemalige Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann, angehört, wurde gebeten, den schönsten Friedhof, den schönsten Grabstein, die schönste Urne und den schönsten Sarg des Landes zu küren. Zweifellos ein Wettbewerb von überirdischer Wichtigkeit, mit inspirierenden Ergebnissen.

"Individualität, auch im Sterben"

Viele Menschen wissen gar nicht, dass es nicht immer der Standard sein muss, sondern dass auch persönliche Interessen berücksichtigt werden können", erklärt denn auch Christine Sollmann von www.bestattungen.de. Die Nominierungen, so Sollmann, stammten aus Vorschlägen von Angehörigen und Interessierten.

Die Jurymitglieder, die alle von Berufswegen mit den Accessoires des Sterbens zu tun haben, trafen die Entscheidung. "Mir liegt daran, dass Individualität möglich ist, auch im Sterben", beschreibt Margot Käßmann ihr Auswahlkriterium. "Ein Sarg, eine Urne, eine Grabstätte - sie dürfen doch etwas aussagen über den Menschen, der verstorben ist."

In den vier Kategorien war dementsprechend von Naturmaterialien bis zu extravaganten Ausführungen alles dabei. Zu letzteren gehört sicherlich das Urnen-Modell von der Cascada Design Manufactur in Freiburg, das den vierten Platz in der entsprechenden Gruppe belegte. Mit den dekorativen Swarovski-Kristallen erinnert Cubo C413 fast an ein modernes Design-Element. Sieger-Urne wurde allerdings eine schlichte Variante von "Das Herzlicht".

Bei den Särgen schaffte die Manufactur Cascada dann doch den ersten Platz, mit dem klassischen Clasico C101, natürlich Swarovski-verziert. Optisch etwas freundlicher und wohl auch preisgünstiger ist da der neuntplatzierte Sarg: Das Sommergarten-Motiv aus einem Allgäuer Sargladen. Wahlweise sind auch Gemälde von Primeln als Zierde möglich.

Ganz nach den Wünschen des Verstorbenen oder der Angehörigen kann selbstverständlich der Grabstein gestaltet werden. In dieser Kategorie siegte der Beitrag "In Erinnerung" des Keramikateliers Feuermale in Rostock, ein weißer, schlichter Stein mit kleinen Fächern für Blumen und Andenken.

Vielleicht ist dieses besondere Exemplar ja bald auch auf dem Johannisfriedhof in Dresden zu finden, dem - laut Jury - schönsten in Deutschland.

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