Beim Papst:Warum die Trump-Frauen im Vatikan Schleier tragen

In Saudi-Arabien verzichteten Ivanka und Melania Trump auf Kopfbedeckungen - bei ihrem Besuch im Vatikan trugen sie schwarze Schleier. Sie folgen damit dem Vorbild anderer First Ladies.

Von Jana Stegemann

12 Bilder

Donald Trump, Melania Trump, Ivanka Trump

Quelle: AP

1 / 12

Schwarz gegen weiß? Die Trumps sind zu Besuch bei Papst Franziskus im Vatikan. Neben dem grinsenden US-Präsidenten fällt auf diesem Foto noch etwas auf: Sowohl Gattin Melania als auch Tochter Ivanka Trump tragen bei der Papstaudienz schwarze Schleier. Müssen die Frauen das? Nein. Es entspricht zwar dem strengen päpstlichen Protokoll, bei Privataudienzen schwarze Kleidung zu tragen. Der Schleier ist aber nicht vorgeschrieben und schon unter Papst Benedikt XVI. wurde die Tradition schon nicht mehr so streng genommen, ist aber unter katholischen Frauen noch beliebt.

-

Quelle: AP

2 / 12

Ivanka Trump, die vor der Hochzeit mit ihrem Ehemann Jared Kushner im Jahr 2009 zum Judentum konvertiert ist, wählte zum hochgeschlossenen wadenlangen Spitzenkleid einen breiten schwarzen Haarreif an dem ein angedeuter Schleier befestigt war. Die Frau des US-Präsidenten entschied sich für ein ebenfalls hochgeschlossenes - Dekolleté ist bei Papstaudienzen nicht gewünscht - Mantelkleid aus Spitze und einen klassischen Spitzenschleier. Der Papst schenkte der First Lady einen goldenen Rosenkranz.

Nach dem Privatgespräch mit dem US-Präsidenten, der sich selbst als Protestant und "Anhänger einer wunderbaren Religion" bezeichnet, witzelte Franziskus mit der katholischen First Lady Melania über die Essgewohnheit ihres Mannes: "Was geben sie ihm zu essen? Potica?", übersetzte der Dolmetscher die Frage des Papstes. "Potica, ja", antwortete die First Lady. Potica ist ein mit Nüssen gefüllter slowenischer Hefekuchen und gilt als Festtagsgebäck.

-

Quelle: AFP

3 / 12

Doch warum verzichteten Melania und Ivanka Trump am vergangenen Samstag beim Staatsbesuch in Saudi-Arabien auf eine Kopfbedeckung - holten das im Vatikan aber nach? Weibliche Mitreisende aus dem Weißen Haus hatten vor dem Präsidentenbesuch in dem ultrakonservativen Königreich die Auskunft erhalten, es bleibe ihnen überlassen, ob sie eine Kopfbedeckung tragen wollten. Melania Trump entschied sich dagegen - und folgt damit dem Vorbild anderer First Ladies und US-Politikerinnen: Michelle Obama besuchte 2015 ohne Kopftuch Saudi-Arabien, Laura Bush in 2007, ebenso Hillary Clinton in 2009 und Condoleezza Rice in 2005. Im Vatikan hingegen hielten die Trump-Frauen es anders - genau wie einige prominente Vorgängerinnen.

Papst Benedikt XVI. gibt Pontifikat am 28. Februar auf

Quelle: dpa

4 / 12

So trug etwa die frühere First Lady Michelle Obama einen schwarzen Schleier bei ihrem Besuch 2009 bei Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI.

Pope Francis, Barack Obama, Michelle Obama

Quelle: AP

5 / 12

Ganz anders sah das Outfit Michelle Obamas sechs Jahre später aus. Als die Obamas Papst Franziskus in Washington empfingen, entschied sich die damalige First Lady für ein himmelblaues Kleid - ohne Kopfbedeckung. Kein Fauxpas: Die Schleier-oder-Hut-Variante ist nur üblich, wenn der Besuch auf vatikanischem Boden stattfindet. In diesem Fall waren die Amerikaner die Gastgeber, was bedeutet, dass Michelle Obama auch in Strandkleidung hätte erscheinen können, wenn sie das gewollt hätte.

Queen Elizabeth II.: Die königliche Stylistin plaudert

Quelle: Alessandro Bianchi/picture alliance

6 / 12

Wenn andere Kirchenoberhäupter den Papst bei Privataudienzen besuchen, erfordert das allerhöchstes diplomatisches Protkoll. Die Queen als Oberhaupt der Anglikanischen Kirche lässt es sich beim Treffen mit dem inzwischen verstorbenen Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 nicht nehmen, eine dreireihige Perlenkette und eine auffällige Diamant-Brosche zu tragen. Eigentlich sollen Frauen bei Papstaudienzen auf auffälliges Geschmeide verzichten.

Man darf aber sagen, dass wohl keine Frau routinierter in entsprechenden Audienzen ist, als die Königin von England. Papst Franziskus ist der fünfte Papst, den sie in ihrer Regentschaft getroffen hat. In die Treffen mit den Päpsten ging Elizabeth II. schon immer auf Augenhöhe.

Prinzessin Diana und Papst Johannes Paul II., 1997

Quelle: REUTERS

7 / 12

Prinzessin Diana, die erste Frau von Großbritanniens Thronfolger Charles, hielt sich 1985 an die traditionellen Kleidungsvorschriften, als sie mit Johannes Paul II. zusammentraf.

-

Quelle: AFP

8 / 12

Eine der wenigen, die sich für die Hut-Variante entschied, war Menschenrechtsanwältin Amal Clooney, die den Papst gemeinsam mit ihrem Mann George Clooney besuchte.

POPE-CDU-MERKEL

Quelle: AFP

9 / 12

Warum Angela Merkel beim Treffen mit Johannes Paul II. im Jahr 2003 einen Schleier trug? Weil sie damals noch CDU-Chefin war.

Merkel zu Privataudienz bei Papst Franziskus

Quelle: Gregorio Borgia/dpa

10 / 12

Zwölf Jahre später kommt Merkel bestens gelaunt in ihrem üblichen Arbeitsoutfit nach Rom. Jetzt ist sie Staatschefin und kann auch bei einer Papst-Audienz tragen, wonach es ihr beliebt. Sogar rot wäre möglich. Nur weiß wird nicht gerne gesehen. Das ist nur sieben Frauen auf dieser Erde vorbehalten - Angela Merkel, die mächtigeste Frau der Welt, ist nicht unter ihnen.

-

Quelle: AFP

11 / 12

Dafür Sophia von Spanien, die nach der Abdankung ihres Mannes Juan Carlos den Titel Königin von Spanien weiterträgt. Gemeinsam mit ihrem Mann traf die Monarchin 2005 bei einer Messe im Vatikan auf Papst Benedikt - und trug ein weißes Kleid mit weißer Mantilla, ein besonderes spanisches Schleiertuch.

Diese farbliche Ausnameregelung wird "Privilège du blanc" (etwa "das Vorrecht des Weißen") genannt. Allein die katholischen Königinnen und Prinzessinnen sowie Ehefrauen katholischer Monarchen genießen dieses Privileg. Es handelt sich Experten zufolge um ein Zeichen der Dankbarkeit und Anerkennung des Vatikans gegenüber Monarchien, die dem Katholizismus treu bleiben.

Princess Charlene and her husband Prince Albert II of Monaco arrives to meet Pope Francis at the Vatican

Quelle: REUTERS

12 / 12

Zurzeit sind das in Europa neben Sophia von Spanien: ihre Schwiegertochter Königin Letizia, die belgischen Königinnen Paola und Mathilde, sowie die Großherzogin Maria Theresia von Luxemburg. Außerdem Marina, Prinzessin von Neapel - und Fürstin Charlène von Monaco. Letztere kam im vergangenen Jahr gemeinsam mit ihrem Mann, Fürst Albert, nach Rom und trug ein komplett weißes Outfit inklusive weißem Spitzenschleier.

© Sz.de/feko
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: