Auf der anderen Seite gibt es einen Trend zu großflächigen Kunstwerken, die sich über ganze Körperteile ziehen, bei Frauen bevorzugt über den Oberschenkel. Besonders beliebt sind bunte Blumen und Blätterranken, die im Sommer unter extrakurzen Hotpants hervorragen. Eine Kombination, die Krause zufolge nur ganz knapp am Arschgeweih vorbeischrammt, gefühlsmäßig betrachtet.
Und was ist mit dem echten, dem einzig wahren Arschgeweih aus den Neunzigern? Auch das wird irgendwann sein Revival erleben, glaubt Krause. "Wer weiß, vielleicht kommt es schon bald zurück."
Patricia, 30, ist Volontärin in München
"Ich war 15, als ich mir ein Tattoo auf den unteren Rücken stechen ließ. Meine Mutter war einverstanden, sie hat den Großteil der 400 Mark gezahlt, die es gekostet hat. Als ich mich im Tattoostudio über die Bücher mit den Motiven gebeugt habe, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Tribal gesehen. Niemand, den ich kannte, hatte damals ein Tribal, geschweige denn ein Arschgeweih.
Ich fand mein Tattoo dann sehr cool, alle anderen auch. So was traute sich einfach nicht jeder - und hey, es sah richtig gut aus. Das änderte sich erst, als ich 19 oder 20 war. Plötzlich war das Tribal das einfallsloseste Tattoo von allen.
Vor einem Jahr habe ich es umstechen lassen. Nicht komplett, weil das Tribal immer noch zu mir gehört, aber teilweise. Anlass war ein Artikel für ein Magazin, für das ich manchmal schreibe. Ich bin dafür zu einem Tätowierer gegangen, der einen eher künstlerischen Ansatz vertritt. Er hat kein klassisches Tattoostudio. Man kontaktiert ihn über Facebook, bespricht, was man sich ungefähr vorstellt und macht einen Termin mit ihm. Er legt dann einfach los, ohne Skizze. Das ist aufregend, aber er ist Profi, ich habe ihm vollkommen vertraut. Die Prozedur sollte etwa zwei Stunden dauern. In den ersten Sekunden war ich erstaunt, weil ich den Schmerz schlimmer in Erinnerung hatte. Dann kam er, mit Wucht - und irgendwann musste ich den Tätowierer tatsächlich bitten, aufzuhören. Aber da war er schon fast fertig.
Trotz der Schmerzen könnte ich mir vorstellen, mir noch weitere Tattoos machen zu lassen. Obwohl mein Freund das ausgesprochen fahrlässig findet. Klar, so ein Tattoo ist eine Entscheidung fürs Leben - aber andererseits lebt man nur einmal. Wenn mir etwas gefällt, warum soll ich es dann nicht einfach machen?"