"Anziehsache" zu Spitze:Der Trend hat einen Häkel

"Anziehsache" zu Spitze: Und was häkelst du?

Und was häkelst du?

(Foto: Illustration: Jessy Asmus / SZ.de)

Wer den Eindruck eines wandelnden Spitzendeckchens vermeidet, kann diesen Sommer mit weißem Häkelkram nichts falsch machen. Es sei denn, Sie greifen selbst zur Nadel.

Von Lena Jakat

Es gab diesen einen Sommer - es war vielleicht zu meiner Schlaghosenzeit -, der für mich nur mit einem Häkelbikini Perfektion versprach. Weil es viel zu einfach gewesen wäre, einen roten Häkelbikini zu kaufen, besorgte ich rotes Garn, eine Häkelnadel und eine mitteldubiose Anleitung. Nun bin ich handwerklich nicht unbegabt. Ich bin allerdings auch nicht unsportlich - aber sobald ein Ball ins Spiel kommt, schaltet das Motorik-Zentrum in meinem Gehirn auf Not-Aus. In jenem Sommer musste ich schmerzlich lernen, dass auch Häkelnadeln diesen Effekt auf mich haben.

Ich häkelte also. Und fluchte. Löste Maschen auf, häkelte, häkelte, häkelte. Schwitzte mehr über dem Bikini als in der Sonne. Am Ende hatte ich drei völlig unförmige Lappen zustande gebracht. Ich trug diesen Häkelbikini ein einziges Mal, nur um ganz sicherzugehen, dass er in seiner Unförmigkeit absolut war.

Mit der angebrochenen Festivalsaison und dem allgemeinen Siebzigerjahre-Revival ist in diesem Jahr auch das Gehäkelte zurück. Filigrane Hemdchen holen den Coachella-Chic auf die Straße, weiße Hippie-Kleider befreien die Spitze aus ihrem Brautmoden-Exil. Und - ja! - auch der Häkelbikini ist zurück. Um Einwände vorwegzunehmen: Nein, nicht alle diese Teile sind gehäkelt. Doch ganz gleich ob gehäkelt, geklöppelt oder - vermutlich - von einem 3-D-Drucker gepresst: Die Ethno-Spitze schickt sich an, in diesem Jahr die modische Kirsche auf dem perfekten Sommer zu werden.

Ihre Chancen stehen nicht schlecht. Sie ist romantisch, aber nicht albern. Sie ist gut zu dosieren: Es muss nicht gleich der Häkeljumpsuit von Kim Kardashian oder Miley Cyrus sein. Manchmal reicht schon ein bisschen Besatz hier, eine Bordüre da. So lässt sich auch die Wirkung eines wandelnden Spitzendeckchens vermeiden. Und schließlich schmeichelt weißes Lochgeflecht sonnengebräunter Haut wie kaum ein zweites Material. Das gilt auch für Menschen, die nicht Kate Moss heißen.

Wer sich nun mit dem Gedanken trägt, den Trend mitzumachen, sollte sich gut überlegen, wie. Auch wenn sich online haufenweise Tutorials und "Super-Easy"-Anleitungen finden, rate ich persönlich dazu, die Handarbeit auf ein paar Klicks zu beschränken. Sonst ist der Sommer schneller um, als Sie "Halbes Stäbchen" sagen können.

Kolumne Anziehsache

In ihrer Stilkolumne widmet sich unsere Autorin regelmäßig einer aktuellen Auffälligkeit aus der Modewelt - von A wie Adilette bis Z wie Zebraprint. Haben Sie eine Anregung? Dann schreiben Sie ihr!

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