Grillkohlen-Import:Wir brauchen Kohle!

Grillkohle

Der Löwenanteil des deutschen Kohleimports kommt aus Polen und Paraguay.

(Foto: AndreasF. / photocase.com)

Deutschland grillt - und braucht dafür mehr Kohle, als es selber produziert. 243.000 Tonnen müssen deshalb jedes Jahr importiert werden. Der größte Teil kommt aus Polen und Paraguay.

Von Merle Sievers

Haben Sie sich eigentlich schon mal gefragt, woher die Kohle kommt, mit der Sie im Sommer auf der Terrasse ihr Nackensteak brutzeln? Vielleicht aus dem Schwarzwald oder aus der Eifel? Weit gefehlt, sehr weit. Noch vor vier Jahren stammten mehr als 32 Prozent der Holzkohle aus Paraguay.

Mittlerweile werden zwar nur noch 18 Prozent der importierten Kohlen von dort aus über den Atlantik geschippert, doch die CO2-Bilanz deutscher Griller bleibt bedenklich hoch - und das nicht wegen der Rauchschwaden über dem Rost. Denn noch immer verbrauchen wir hauptsächlich nicht rustikale Schwarzwaldtannen, sondern Tropenhölzer.

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 243.000 Tonnen Grillkohle nach Deutschland eingeführt. Das sind 50 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren und im Schnitt drei Kilo Grillkohle pro Bundesbürger. Keine Frage: Das Essen vom Rost wird immer beliebter. Deutschland, Grillnation.

Allerdings hat mittlerweile ein anderes Land Paraguay den Rang als Hauptexporteur abgelaufen. Auf Platz eins steht seit dem vergangenen Jahr unser östlicher Nachbar: Polen. Von dort bekommen wir nicht nur gepökeltes Eisbein und Kupferdrähte, sondern auch 59.000 Tonnen Grillkohle pro Jahr. Eine stolze Summe.

Die polnische Kohle hat zwar eindeutig einen kürzeren Weg zu uns als die Kohle aus Paraguay. Doch Schindluder wird trotzdem mit ihr getrieben. Oft werden die Kohlen nämlich erst in Deutschland gesiebt, mit Holzabfällen gestreckt und abgefüllt. Auf den Tüten prangen dann Aufschriften wie "Mit Resthölzern aus deutscher, unbehandelter Buche".

Solche Aufdrucke suggerieren dem Käufer ein Qualitätsprodukt aus der Heimat und zudem ein Öko-Bewusstsein, das schwer zu verifizieren ist. Schließlich kann man als Otto Normalverbraucher, der nun mal kein Hightech-Labor im heimischen Wohnzimmer aufgebaut hat, kaum nachprüfen, welcher Baum für die schwarzen Kohlestücke gefällt wurde.

Erst wenn der Kohlesack im Supermarkt ein offizielles Prüfsiegel trägt, kann man als Käufer sicher sein, nicht verkohlt zu werden ...

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