Zwischenbilanz der Kieler Woche:Am Ziel vorbeigesegelt

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Die deutschen Seglerinnen Elena Stoffers (links) und Leonie Meyer belegten in der Klasse 49er FX W den zweiten Platz. (Foto: dpa)
  • Nur vier deutsche Siege und viel zu wenig namhafte Teilnehmer: Bei der Kieler Woche fehlt bisher das Spektakel, um den Segelsport in den Fokus zu rücken.
  • Vor dem Olympia-Jahr droht dem Event die Zweitklassigkeit.

Die deutsche Segel-Nationalmannschaft hat in der ersten Hälfte der Kieler Woche vier Titel geholt, doch die Veranstaltung steht am Wendepunkt. Lasersegler Tobias Schadewaldt gewann zum dritten Mal, die Nacra-17-Crew Paul Kohlhoff und Carolina Werner sowie die 49er-Segler Justus Schmidt und Max Böhme siegten zum ersten Mal bei der weltgrößten Regattaserie. Seinen achten Erfolg feierte Paralympics-Sieger Heiko Kröger. In den Jubel über die Siege mischte sich aber auch Kritik - dabei handelt es sich um Schwierigkeiten, die auch ins Olympia-Jahr 2016 reichen.

Das Teilnehmerfeld in acht olympischen Disziplinen und einer paralympischen Klasse entsprach mit nur 269 Teams weder quantitativ noch qualitativ den Führungsansprüchen der Veranstalter. Der Verlust des Weltcup-Status vor drei Jahren sowie die zeitliche Nähe von internationalen Meisterschaften hatten die Mehrheit der Top-Athleten an der 121. Kieler Woche vorbeisegeln lassen.

Befürchtungen des DOSB

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Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), besuchte die Kieler Woche am Finaltag der Olympia-Segler und warnte mit Blick auf die schwachen Teilnehmerzahlen: "Der Verlust des Weltcup-Status birgt die echte Gefahr, in die Zweitklassigkeit abzurutschen. Es muss alles daran gesetzt werden, wieder Weltcup zu werden."

Hörmann lobte, dass der Segelpartner der Hamburger Olympia-Bewerber weltweit großes Ansehen genieße, es aber "eine Menge Veränderungsbedarf" gebe. Die sportliche Krise hat die Kieler Woche als führendes Großereignis im Segeln ins Wanken gebracht. Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer hatte angesichts der Olympia-Ambitionen der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt angekündigt: "Jetzt ist die Zeit für den Turnaround. Wir werden kämpfen und bei den kommenden Kieler Wochen zeigen, was wir können." Um die Attraktivität zu erhöhen, wurden erstmals an die Erstplatzierten Preisgelder in einer Gesamthöhe von 54 000 Euro ausgeschüttet.

Von den Siegern gab es demonstrativ Lob für die Organisatoren. "Die Kieler Woche ist eine der prestigereichsten Regatten der Welt. Das Regattamanagement war erstklassig", sagte Lasersegler Schadewaldt. Der neue Organisationsleiter Dirk Ramhost versprach Veränderungen. Er kündigte eine "intensive Analyse verschiedener Zukunftsszenarien für die Kieler Woche" und eine "proaktive Positionierung" im internationalen Konzert von Segelgroßereignissen an.

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