Zweite Liga:Recht auf Jubelfreiheit

Hannover 96 kündigt an, Funktionäre des TSV 1860 München im Falle eines Torjubels nicht umzusetzen - wie es die Sechziger vorige Woche im eigenen Stadion taten. Jetzt müssen die Löwen beim Tabellendritten nur noch gewinnen.

Von Christoph Leischwitz

Natürlich sei das auch für ihn eine neue Situation, sagt Vitor Pereira. Abstiegskampf, das sei schon etwas anderes, er müsse im Training nun etwas mehr den Fokus auf die Defensivarbeit legen. Für kurze Zeit schien es ja, dass der neue Trainer damit überhaupt nichts mehr zu tun haben würde. Doch nach zwei Niederlagen in Serie muss auch er zugeben: Man habe in solch einer Lage nicht das Selbstvertrauen einer Spitzenmannschaft, dieses müsse man sich mit Punkten erst wieder holen. Insofern reist man vielleicht zum bestmöglichen Zeitpunkt zum nächsten Gegner. Denn Hannover 96 ist zwar eine Spitzenmannschaft, hat zuletzt aber an Punkten gemessen äußerst wenig von jenem Selbstvertrauen sammeln können, von dem Pereira spricht. "Sie hatten zuletzt nicht so gute Ergebnisse. Aber sie haben positiven Druck", findet Pereira. Er meint damit: Aufstiegsdruck.

Viel verändern will der 48-Jährige nicht. Sein offensives 3-4-3, das er der Mannschaft von Anfang an beibrachte, will er beibehalten: "Es wäre falsch, diese Arbeit wegzuwerfen. Das System zu ändern, wäre kontraproduktiv." Und den Spielern müsse man in solch einer Situation "Vertrauen schenken". Zurück im Kader ist Florian Neuhaus, der mit einer Sprunggelenksverletzung fast sieben Wochen gefehlt hatte.

In Hannover hat man vor dem Duell ausdrücklich auf das Recht auf Jubelfreiheit auf den Tribünen hingewiesen. "Bei uns dürfen sie auch in der 91. Minute jubeln und werden nicht von ihren Plätzen verwiesen", sagte der neue Sportdirektor Hors Heldt über die Gäste. Heldt, ein ehemaliger Sechzig-Spieler, fand es befremdlich, dass bei Sechzigs Niederlage gegen St. Pauli Aufsichtsräte der Gäste aufgefordert worden waren, wegen Torjubels ihre Sitzplätze in der Nähe des Investors Hasan Ismaik aufzugeben.

Pereira wurde dann noch gefragt, warum seine Spieler so oft unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainierten und ob sie irgendwann auch mal wieder mit der Presse sprechen würden. Obwohl der Trainer laut Vereinsorder nicht zu diesen Themen sprechen soll, tat er es trotzdem. Die Spieler sollten nicht abgelenkt werden, er möge es nicht einmal, erklärte Pereira, wenn die U21 gleichzeitig trainiere. Für alle anderen Angelegenheiten müsse man natürlich "die Verantwortlichen fragen".

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