Zweite Liga:Der Träger fehlt

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Jahn Regensburg will am Montag einen Nachfolger von Trainer Heiko Herrlich präsentieren. Es wird wohl Achim Beierlorzer werden.

Von Max Ferstl

Die Stimmung beim SSV Jahn Regensburg ließ sich zuletzt recht schön an der Frequenz ablesen, mit welcher der Klub seine Mitteilungen verschickte. Anfang Juni gab der Jahn noch alle paar Tage beschwingt eine Vertragsverlängerung oder einen Zugang bekannt. Die Planungen für die kommende Zweitligasaison schienen wie auf dem Reisbrett gezeichnet - bis Trainer Heiko Herrlich völlig überraschend zu Bayer Leverkusen abwanderte. Plötzlich stand der Jahn ohne Trainer da. Die Euphorie nach dem Aufstieg war abgewürgt. Heitere Mitteilungen gab es vorerst nicht mehr, nur zahlreiche Gerüchte.

Am Montag werden die Spieler das Vorbereitungsprogramm aufnehmen. Dann soll auch der neue Trainer vorgestellt werden. Wie verschiedene Medien berichteten, wird Achim Beierlorzer dieser Trainer sein. Beierlorzer betreute zuletzt die U19 von RB Leipzig. Leipzig gab am Dienstag via Twitter bekannt, dass Robert Klauß diese Stelle übernimmt, was in Regensburg als recht vielsagendes Indiz gewertet wird. "Es ist noch nichts unterschrieben", bremst Christian Keller, der Namen generell nicht kommentieren möchte.

Keller ist seit vier Jahren Geschäftsführer in Regensburg, er wird bereits seinen fünften Trainer präsentieren. Dabei hält er eigentlich nicht viel von Trainerwechseln. Vor drei Jahren vertraute er erstaunlich lange dem glücklosen Alexander Schmidt. Auch Nachfolger Christian Brand hätte Keller wohl nicht entlassen, wenn dieser ein wenig mehr Kredit bei Fans und Jahn-Gremien gehabt hätte.

Mit Herrlich schien nun endlich die Idealbesetzung gefunden zu sein. Er stabilisierte den chronisch schwankenden Klub wie ein Stahlträger eine Betondecke. Der Jahn bildete in der vergangenen Saison eine Einheit, bei der kaum einmal auffiel, wenn wichtige Spieler verletzt fehlten. Nur machte Herrlich seine Sache am Ende ein wenig zu gut, um den größeren Klubs nicht aufzufallen.

"Etwas zusätzliche Zweitliga-Erfahrung würde uns sicherlich gut tun", sagt Keller. Der neuen Jahn-Trainer soll mitentscheiden. Grundsätzlich dürfte sich das Gesicht in der kommenden Spielzeit nicht dramatisch ändern. 17 Spieler bleiben und die drei bisherigen Zugänge Sargis Adamyan (TSV Steinbach), Jonas Nietfeld (FSV Zwickau) und Sebastian Stolze (geliehen vom VfL Wolfsburg) legen nahe, dass der Jahn den eingeschlagenen Weg weitergehen wird: junge, talentierte Spieler aus unteren Ligen zu verpflichten und weiterzuentwickeln. In der Hinsicht wäre Beierlorzer, als U-Trainer vom Berufsprofil her ein Entwickler, eine logische Wahl. Doch in Regensburg wissen sie, dass es zusätzlich wohl noch an Erfahrung mangelt. Fünf Planstellen sind noch zu besetzen. Auch deshalb war es in den vergangenen Wochen so ruhig. Das dürfte sich jedoch bald ändern. Denn am Freitag hat der Jahn wieder eine dieser heiteren Mitteilung versendet: Mittelfeldspieler Uwe Hesse verlängert seinen Vertrag. Am kommenden Montag gibt es jedenfalls garantiert zwei Nachrichten. Die erste für den Trainer, die zweite für einen neuen Spieler.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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