Zweite Liga:Der Karlsruher SC liegt am Boden

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Die Karlsruher stehen nach der 1:3-Niederlage gegen Kaiserslautern als Zweitliga-Absteiger fest. (Foto: Uli Deck/dpa)
  • Der Karlsruhr SC steigt nach der Niederlag gegen den 1. FC Kaisrslautern in die dritte Liga ab.
  • Zum entscheidenden Derby kamen kaum noch Fans und die, die da waren, schwiegen. Sie kritisiern Präsident Wellenreuther.
  • Trotz des Abstieges soll im Winter eine neue Arena gebaut werden - für insgesamt 113 Millionen Euro.

Von Tobias Schächter, Karlsruhe

Marc-Patrick Meister ist lizenzierter Fußballlehrer und zudem Absolvent der "Escuela Universitaria" von Real Madrid. Nach Stationen in der Nachwuchsarbeit des Hamburger SV, von Borussia Dortmund und beim Karlsruher SC ist der 37-Jährige seit vier Wochen Cheftrainer des KSC. Eigentlich könnte man also von einer steilen Karriere sprechen. Am Samstag aber sagte Meister, er fühle einen "sehr großen, sehr tiefen und brutalen Schmerz" und erklärte: "Es drückt mich gerade zu Boden." Nach der 1:3-Heimpleite gegen den alten Rivalen 1. FC Kaiserslautern war der Abstieg des KSC in Liga drei endgültig besiegelt, Meister hatte auch sein viertes Spiel als Cheftrainer im Profifußball verloren. Der Kahlkopf aus dem nahen Bruchsal konnte in Karlsruhe eine von Anfang an verkorkste Runde nicht mehr retten.

Die Leistung von Trainer Meister will Sportchef Kreuzer erst in der dritten Liga beurteilen

Zwei Sportdirektoren werkelten ungenügend am Kader herum, vier Trainer konnten der Elf keine positiven Impulse geben. Im Lauf der katastrophalen Rückrunde verlor der Klub auch seine Anhänger. Am Samstag blieben die organisierten KSC-Fans 90 Minuten lang stumm, ohnehin waren zum Derby gegen den Nachbarn aus der Pfalz nur 18 000 Zuschauer gekommen. Zieht man 5000 FCK-Fans ab, wird die ganze Trostlosigkeit deutlich, die um den Klub derzeit herrscht. Der KSC steigt ab und erntet nur ein stummes und abgewandtes Achselzucken. In der Kritik der Fans steht neben der Mannschaft Präsident Ingo Wellenreuther, 57. Doch der CDU-Bundestagsabgeordnete sucht die Schuld für den Niedergang nicht bei sich.

In einem Interview mit den Badischen Neuesten Nachrichten machte Wellenreuther jüngst dem ehemaligen Sportdirektor Jens Todt große Vorwürfe. Der frühere Nationalspieler hatte im November den Verein verlassen. Von Todt hätte man sich schon nach der verlorenen Relegation um den Bundesliga-Aufstieg 2015 gegen den Hamburger SV trennen müssen, ätzte Wellenreuther. In Tomas Oral habe Todt vor dieser Saison den falschen Trainer geholt. Im Laufe der vergangenen Runde hatten sich der KSC und Erfolgstrainer Markus Kauczinski nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen können, die in Karlsruhe seltene Kontinuität auf dem Trainerposten war dahin. Mit Kauczinski war nach dem vergangenen Drittliga-Abstieg 2012 der sofortige Wiederaufstieg geglückt.

Auch die nur 91 Tage mit dem Trainer Mirko Slomka, den Todts Nachfolger Oliver Kreuzer verpflichtete, seien ein Fehler gewesen, so Wellenreuther. Tatsächlich wirkte der prominente Slomka wie ein Fremder in Karlsruhe und holte nur acht von 30 möglichen Punkten. Wellenreuther gewann durch das Interview keine Sympathiepunkte bei den Fans. Aber Vizepräsident Günter Pilarsky stärkte den Weggefährten. Er werde nur dann im Vorstand und als Geldgeber erhalten bleiben, wenn Wellenreuther Präsident bleibe, sagte der 79-Jährige Unternehmer, der dem KSC in Notlagen immer wieder finanziell half.

Angesichts der aktuellen Stimmungslage ist schwer vorstellbar, wie aus den Trümmern dieser Saison wieder Begeisterung entstehen soll. Der Auftrag an Trainer Meister aber ist klar: sofortiger Wiederaufstieg. Mit dem Abstieg wird der Klub noch weiter abgehängt. Als Zweitligist hätte er in der kommenden Runde rund zwölf Millionen Euro Fernsehgeld kassiert, für den künftigen Drittligisten werden nur noch 800 000 Euro fließen. Der Spieleretat wird auf rund fünf Millionen mehr als halbiert.

Jahrzehntelang hat sich beim KSC strukturell nichts Gravierendes getan. Jetzt ist es eine bizarre Pointe, dass Anfang nächsten Jahres mit dem Bau einer in der Bevölkerung umstrittenen neuen Arena begonnen werden soll - wenn der KSC dritte Liga spielt. Die Gesamtkosten von 113 Millionen Euro erhöhen den Erfolgsdruck.

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Vor fünf Jahren entkamen die Badener der dritten Liga sofort wieder, weil damals das Ausnahmetalent Hakan Calhanoglu den Unterschied machte. "Diesmal wird es schwerer", weiß Kreuzer. Die Leistung von Marc-Patrick Meister wolle er erst an den Ergebnissen mit dem neuen Kader messen. Wieder vom Boden aufzustehen, wird für diesen KSC und seinen jungen Trainer nicht einfach.

© SZ vom 02.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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