Zweite Bundesliga:Diskussionen um St. Paulis neue Uniform

FC St. Pauli v SC Paderborn - 2. Bundesliga

Der neue Ausrüster will mit dem FC St. Pauli seine Präsenz in Europa ausbauen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • 2016 wird die US-Firma Under Armour Ausrüster des FC St. Pauli.
  • Die Firma hat auch Martialisches im Sortiment.
  • In Hamburg sorgt der Vertrag für Diskussionen.

Von Peter Burghardt

Der Aktienkurs von Under Armour flatterte am Donnerstag etwas, das hat hoffentlich nichts mit der Aufregung einer Hamburger Boulevardzeitung zu tun. "Passen die zu St. Pauli?", fragte die Morgenpost erschrocken auf Seite eins und zeigte zwei bärtige Jäger in Jagdkleidung, die aussehen wie Männer von ZZ Top und mit Sonnenbrillen, Beute (Enten?) und Gewehren durch ein Gewässer waten. Es ging um den künftigen Ausrüster des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli, die US-Sportbekleidungsfirma Under Armour, die in den USA auch martialische Klamotten für Jäger im Sortiment hat.

Geschlossen wurde der Vertrag bereits im Juli, das gab St. Pauli seinerzeit ohne Hysterie auf seiner Homepage bekannt. Kurz zuvor waren die neuen Auswärtstrikots für diese Saison vorgestellt worden - mit Regenbogenstreifen am Ärmel, als "klares Zeichen gegen Homophobie und für Toleranz", wie der gegenwärtige Kleidungssponsor ("Hummel") schrieb.

Der FC und Under Armour stünden nun ab 2016 "für Leidenschaft, Innovation und Offenheit für unkonventionelle Denkweisen", erläuterte Klubchef Oke Göttlich. Under Armour liebe es, "die Dinge anders zu sehen als die Konkurrenten. Eine Einstellung, die dem FC St. Pauli sehr nahe kommt". Muss man zweifeln, dass das für die derzeit siegesfreudigen Pazifisten von Ewald Lienen der richtige Partner ist?

US-Soldaten tragen die Shirts gern unter der Uniform

Erfunden hatte die Funktionsklamotten 1996 der damalige Footballspieler und heutige CEO, Kevin Plank. Binnen weniger als zwei Jahrzehnten wuchs die Idee zu einem Milliardenerfolg, der Adidas und Nike Konkurrenz macht. Zunächst verkaufte Under Armour nur Thermowäsche und Kampfsportkleidung. Inzwischen sind es auch Shirts, Hosen, Schuhe - für Football, Jogger, Basketball, Fußball, Golf.

Aber auch Soldaten trugen gerne Under Armour körperbetont unter der Uniform. Die Zeitung Baltimore Sun berichtete sogar von einem Millionenvertrag mit dem US-Verteidigungsministerium. Doch dann gab es Ärger mit einem T-Shirt, bei dem stilisierte Menschen einen Basketballkorb aufrichten wie einst die US Army nach der Schlacht von Iwo Jima die amerikanische Flagge, die Armee war entsetzt. Dafür kriegen US-Veteranen beim Einkauf zehn Prozent Rabatt.

Ansonsten allerdings gilt Under Armour als Spaß für Zivilisten und will jetzt mit dem FC St. Pauli seine "Präsenz in Europa und auf den Fußballplätzen weltweit" ausbauen. Der Totenkopf vom Kiez passt ja nicht schlecht.

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